Diabetes
Die „Zucker­krank­heit“ gehört zu den großen Volks­lei­den der Republik. Bild: Steve Buisinne / Pixabay

1. Die Diabe­tes-Inzidenz steigt weltweit

Diabe­tes ist eine Krank­heit, von der immer mehr Menschen betrof­fen sind. Inzwi­schen leben weltweit mehr als 420 Millio­nen Menschen mit dieser Stoff­wech­sel­er­kran­kung. Laut Exper­ten­pro­gno­sen könnten es bis zum Jahr 2045 rund 700 Millio­nen sein. In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Menschen mit einem Typ-1- oder Typ-2-Diabe­tes weltweit vervier­facht.

Nach Erhebun­gen von 2021 ereig­nen sich die meisten Todes­fälle aufgrund von Diabe­tes in China, an zweiter Stelle liegen die Verei­nig­ten Staaten, gefolgt von Indien. Deutsch­land liegt immer­hin auf dem zehnten Platz: Jährlich sterben hier über 150.000 Menschen an Diabe­tes.

Von der Typ-1- und Typ-2-Variante sind die Erkran­kungs­for­men zu unter­schei­den, die durch bestimmte medika­men­töse Thera­pien (zum Beispiel Korti­son) oder durch eine Schwan­ger­schaft ausgle­öst werden.

2. Nicht alle Diabe­ti­ker benöti­gen Insulin

Einer der weitver­brei­tes­ten Irrtü­mer zur sogenann­ten „Zucker­krank­heit“ ist die Vorstel­lung, dass alle Menschen mit Diabe­tes Insulin zufüh­ren müssen. Das ist jedoch nur beim Typ 1 der Fall. Hier ist eine Insulin­the­ra­pie unumgäng­lich, da der Körper nicht mehr in der Lage ist dieses Hormon selbst zu produ­zie­ren.

Für Menschen mit dem weitaus häufi­ge­ren Typ 2 jedoch ist die Insulin­the­ra­pie nicht die erste Wahl. Am Anfang einer Behand­lung steht hier immer die sogenannte Basis­the­ra­pie, bei der es darum geht, eine Änderung der Ernäh­rungs- und Bewegungs­ge­wohn­hei­ten herbei­zu­füh­ren.

Wenn diese Lebens­til­um­stel­lung nicht ausreicht, um den Blutzu­cker wieder auf ein norma­les Niveau zu senken, werden verschie­dene Medika­mente einge­setzt. Meist beginnt die medika­men­töse Thera­pie mit Insulin, ggf. kommen weitere Medika­mente hinzu.

Da Typ-2-Diabe­tes eine fortschrei­tende Erkran­kung ist, wird in späte­ren Stadien auch hier Insulin verord­net, jedoch oft zumin­dest zu Beginn nur in gerin­gen Mengen zur Unter­stüt­zung. Auch die Leitli­nien für Diabe­tes sehen die Gabe von Insulin bei Typ-2-Diabe­tes nicht als primäre Thera­pie­form.

Dafür gibt es Gründe: Insulin kann zu Neben­wir­kun­gen wie zum Beispiel Gewichts­zu­nahme führen. Da für Typ-2-Diabe­ti­ker die Reduzie­rung des Körper­ge­wich­tes ein wichti­ges Thera­pie­ziel ist, sollte Insulin daher nur einge­setzt werden, wenn alter­na­tive Behand­lungs­me­tho­den nicht zum Erfolg führen.

3. Menschen mit Diabe­tes müssen ihren Führer­schein nicht abgeben

Statis­tisch gesehen verur­sa­chen Menschen mit Diabe­tes im Straßen­ver­kehr nicht mehr Unfälle als stoff­wech­sel­ge­sunde Menschen. Je nach Thera­pie­form gilt es trotz­dem einiges zu beach­ten, um die Gefahr einer Unter­zu­cke­rung zu vermei­den.

Die wichtigste Regel: Wenn ein Mensch mit Diabe­tes sich hinters Steuer setzt, sollte sein Blutzu­cker gut einge­stellt sein. Das heißt, es sollte nicht zu größe­ren Schwan­kun­gen kommen. Bei Einsatz einer Basis­the­ra­pie oder Metformin besteht glück­li­cher­weise kein Unter­zu­cke­rungs­ri­siko.

Anders sieht es hinge­gen bei einer Thera­pie mit Sulfo­nyl­harn­stof­fen oder Insulin aus. Hier ist es empfeh­lens­wert, vor Fahrt­an­tritt den Blutzu­cker zu messen und bei Bedarf kleine Mengen zu essen. Auch Trauben­zu­cker oder Saft sollte man griff­be­reit haben, damit im Notfall der Blutzu­cker schnell wieder erhöht werden kann.

Grund­sätz­lich muss man bei der Beantra­gung eines Führer­schei­nes gesund­heit­li­che Beein­träch­ti­gun­gen und somit auch den Diabe­tes angeben. Menschen, die mit Insulin oder Sulfo­nyl­harn­stof­fen behan­delt werden, haben ein größe­res Risiko für Unter­zu­cke­run­gen und müssen daher ein ärztli­ches Gutach­ten vorle­gen. Bei einer Insulin­the­ra­pie muss darüber hinaus die Stoff­wech­sel­lage regel­mä­ßig vom Arzt kontrol­liert werden. Betrof­fene, die mit einer Basis­the­ra­pie oder anderen Thera­pie­for­men behan­delt werden, bekom­men die Fahrerlaub­nis in der Regel ohne weitere Einschrän­kun­gen.

4. Die Unter­schei­dung in Alters­dia­be­tes und juveni­len Diabe­tes ist überholt

Gelegent­lich hört man noch die Begriffe Alters- bezie­hungs­weise juveni­ler Diabe­tes. Diese gelten jedoch schon einige Zeit nicht mehr.

Der früher als „juvenil“ bekannte Typ-1-Diabe­tes tritt nämlich nicht nur im Kinder- und Jugend­al­ter auf, sondern kann sich auch erst im Erwach­se­nen­al­ter manifes­tie­ren.

Der weit verbrei­tete Typ-2-Diabe­tes wurde früher als Alters­dia­be­tes bezeich­net, weil er meistens im höheren Alter auftritt. Aller­dings spielen beim Typ 2 viele Lebens­stil­fak­to­ren – wie zum Beispiel mangelnde Bewegung und ungüns­tige Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten – eine wichtige Rolle.

Diese Fakto­ren treffen zuneh­mend auch auf Kinder und Jugend­li­che zu. Die Folge: Immer mehr Kinder und Jugend­li­che leiden beispiels­weise an Überge­wicht oder erhöh­ten Blutfet­ten. Und damit steigt auch ihr Risiko, schon in jungen Jahren einen Typ-2-Diabe­tes zu entwi­ckeln.

5. Diabe­tes und Corona

Diabe­ti­ker haben nicht grund­sätz­lich ein erhöh­tes Risiko, bei einer Infek­tion mit dem Corona­vi­rus schwer an COVID-19 zu erkran­ken. Gefähr­det sind insbe­son­dere Menschen mit Typ-2-Diabe­tes, deren Blutzu­cker nicht beson­ders gut einge­stellt ist und bei denen weitere gefähr­li­che Risiko­fak­to­ren, wie zum Beispiel ein erhöh­ter Blutdruck, oder Folge­er­kran­kun­gen des Herz-Kreis­lauf-Systems hinzu­kom­men.

Unabhän­gig vom persön­li­chen Risiko sollten aber alle Diabe­ti­ker im Fall einer Erkran­kung auf einige Dinge achten: Eine Infek­tion mit dem Corona­vi­rus kann den Blutzu­cker stark absen­ken, aber auch schnell wieder anstei­gen lassen. Betrof­fene sollten daher Insulin und alle notwen­di­gen Hilfs­mit­tel wie Blutzu­cker­test­strei­fen in größe­ren Mengen zu Hause haben, um gegen­steu­ern zu können, falls der Blutzu­cker aus der Bahn gerät.

Natür­lich sollten auch Trauben­zu­cker oder Orangen­saft vorhan­den sein. Falls der Blutzu­cker stark erhöht ist, muss eventu­ell nach Rückspra­che mit dem behan­deln­den Arzt die Thera­pie angepasst werden.

Außer­dem sollten Betrof­fene sich wenn möglich nicht alleine in Quaran­täne begeben, sondern regel­mä­ßig mit Familie oder Freun­den Kontakt haben. So ist sicher­ge­stellt, dass jemand bemerkt, falls eine gefähr­li­che Stoff­wech­sell­lage auftritt.

Quellen:

  1. www.diabetesde.org/coronavirus-diabetes
  2. www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Diabetes-Typ-2-Welche-Alternativen-gibt-es-zu-Insulin,diabetes436.html
  3. www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/diabetes/lexikon/altersdiabetes-810031.html
  4. www.diabetesde.org/ueber_diabetes/recht_und_soziales
  5. de.statista.com/statistik/daten/studie/283855/umfrage/diabetes-laender-mit-den-meisten-todesfaellen/
  6. de.statista.com/statistik/daten/studie/182587/umfrage/praevalenz-von-diabetes-in-ausgewaehlten-laendern/