Aktive Wundauflagen.
Auf Basis solcher Nanocel­lu­lose sollen im neuen Forschungs­pro­jekt aktive Wundauf­la­gen entwi­ckelt werden, um chronisch-entzünd­li­che Wunden effek­ti­ver behan­deln zu können. Bild: Jan-Peter Kasper/FSU

Die inter­dis­zi­pli­näre Forschungs­gruppe „Inflamm­A­ging“ der Fried­rich-Schil­ler-Univer­si­tät Jena wird für drei Jahre durch den Freistaat Thürin­gen aus Mitteln des Europäi­schen Sozial­fonds mit 700.000 Euro geför­dert. Ziel ist es, neue Thera­pie­an­sätze zur Behand­lung von chroni­schen Wunden, vor allem bei älteren Menschen, zu entwi­ckeln. Dazu setzt das Team aus Pharma­zie, Ernäh­rungs­wis­sen­schaf­ten und Medizin auf die Kombi­na­tion von Natur­stof­fen und deren Derivate mit dem innova­ti­ven und ebenfalls natür­li­chen Träger­ma­te­rial „bakte­ri­elle Nanocel­lu­lose“.

Die aktiven Wundauf­la­gen sollen auf Basis des biotech­no­lo­gisch gewon­ne­nen Träger­ma­te­ri­als entwi­ckelt werden, um chronisch-entzünd­li­che Wunden effek­ti­ver behan­deln zu können.

„Stille“ Entzün­dun­gen besser thera­pie­ren

400.000 Menschen erkran­ken in Deutsch­land jährlich an einem behand­lungs­be­dürf­ti­gen Dekubi­tus. Diese Schädi­gung der Haut und des darun­ter­lie­gen­den Gewebes betrifft beson­ders, aber nicht nur, ältere Menschen. In der Folge kommt es zu sog. „stillen“ Entzün­dungs­pro­zes­sen, die chronisch werden können.

Das erhöht zudem das Risiko für schwer­wie­gende Erkran­kun­gen wie Arthri­tis, Krebs, Alzhei­mer oder Athero­skle­rose. „Anti-inflamm­a­to­ri­sche Strate­gien zur Prophy­laxe und Thera­pie von derar­ti­gen Entzün­dun­gen – insbe­son­dere im Alter – sind daher ein wichti­ges Forschungs­feld“, erläu­tert der Koordi­na­tor der neuen Forschungs­gruppe Prof. Dr. Stefan Lorkow­ski.

Natur­stoffe in Nanocel­lu­lose verpa­cken

Um dieses Ziel zu errei­chen, setzt das inter­dis­zi­pli­näre Team auf natür­li­che Inhalts­stoffe beispiels­weise aus Pflan­zen, etwa Triter­pen­säu­ren aus Weihrauch, und daraus im mensch­li­chen Körper entste­hen­den Stoff­wech­sel­pro­duk­ten. Diese Stoffe besit­zen entzün­dungs­hem­mende Eigen­schaf­ten. Ihre chemi­sche Struk­tur kann jedoch die Wirkung einschrän­ken, da sie ihren eigent­li­chen Wirkort nicht oder nur sehr schlecht errei­chen können.

„Abhilfe zu diesem Problem soll dabei die Verpa­ckung der Natur­stoffe in biotech­no­lo­gisch gewon­nene Nanocel­lu­lose schaf­fen“, erklärt die am Projekt betei­ligte Pharma­zeu­tin Prof. Dr. Dagmar Fischer. Das in Jena inten­siv erforschte Material ermög­licht nämlich nicht nur eine hervor­ra­gende feuchte Wundver­sor­gung, die bei chroni­schen Wunden von beson­de­rem Vorteil ist, sondern gleich­zei­tig den Trans­port einge­bun­de­ner Natur­stoffe an den Ort, an dem die Wirkung sich voll entfal­ten soll.

Somit soll das Projekt „Inflamm­A­ging“ am Ende der Projekt­lauf­zeit zu einem besse­ren Verständ­nis der Wirkung von Natur­stof­fen beitra­gen und einen neuen Thera­pie­an­satz zur Behand­lung von chroni­schen Wunden ergeben, erhof­fen sich die Forschen­den. Durch die Einbin­dung eines Indus­trie­bei­ra­tes wird sicher­ge­stellt, dass die Forschungs­er­geb­nisse rasch in die Praxis trans­fe­riert werden können.

Quelle: idw