Die Wundauflage, der Wundverband und alle weiteren Wundprodukte, die in der phasengerechten Wundversorgung zum Einsatz kommen, müssen individuell auf die jeweilige Wunde und ihre derzeitige Heilungsphase angepasst sein. Dafür ist das Fachwissen und die Expertise der Wundmanager gefragt. Neben der Wundbehandlung entsteht außerdem ein immenser Dokumentationsaufwand, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Um all diesen komplexen Anforderungen gerecht zu werden – gerade im Hinblick auf noch bestehende Defizite in der Wundversorgung – können digitale Mittel eine echte Hilfe für Fachkräfte und medizinisches Personal sein. Hier folgen fünf Trends, wie digitale Helfer schon heute in der hydroaktiven Wundversorgung ideal zum Einsatz kommen können.
#1 Digitale Lösungen für das Bürokratiemonster „Dokumentation“
Die zunehmende Bürokratie und Dokumentationsflut in der Wundversorgung ist leider viel zu häufig Ursache dafür, dass am Ende weniger Zeit für die adäquate Versorgung des Patienten bleibt. Um den administrativen Aufwand einzudämmen, bietet die Digitalisierung mobile Lösungen an. Softwarelösungen wie beispielsweise „Jalomed“ oder die App „+WoundDesk“ ermöglichen eine einfache und schnelle Eingabe der Daten und sollen zudem zur Erleichterung der Kommunikation unter dem beteiligten Pflegepersonal beitragen. Übersichtliche Wundberichte geben schnelle Einblicke in frühere Behandlungsmethoden, die jederzeit abrufbar sind – egal ob von unterwegs oder in der Praxis.
#2 Planimetrie: Digitale Möglichkeiten zur Vermessung von Wunden
Die Planimetrie, also die Berechnung bzw. das Abmessen der Wundgröße, ist nicht nur wichtig für die Anpassung der Wundauflagen, sondern gibt vor allem auch Aufschluss über Heilungserfolge. Digitale Dokumentationssysteme erlauben hier eine exakte Datenmessung. Dazu wird die Wunde zusammen mit einem angehaltenen Lineal abfotografiert. Anschließend berechnet das Programm mittels Kalibrierung die Wundgröße – beispielsweise durch Verfahren wie die Polygonflächenmethode.
Alternativ können die Wundränder auf eine Folie abgepaust werden. Die Folie wird abfotografiert, das Foto in ein entsprechendes Dokumentationssystem eingefügt und ausgelesen.
Um nicht nur die Wundgröße, sondern auch die Wundtiefe ermitteln zu können, stellt beispielsweise die 3D-Diagnostik ein ideales Hilfsmittel dar.
Speziell für Wunden von Diabetes-Patienten gibt es Mittel wie die IR-Thermographie (Wärmebildkameras), die Temperaturunterschiede an den Beinen erkennt und Aufschluss über Durchblutungsveränderungen gibt.
#3 Wundinfektionen erkennen via Fluoreszenz
Die Einschätzung, ob die vorliegende Wunde infektgefährdet bzw. infiziert ist, entscheidet über die Wahl der richtigen Wundtherapie.
Eine Hilfe für die Therapiewahl können entsprechende Assessmentinstrumente lassen sich Fragen wie diese einfacher klären. Mithilfe von Geräten, die violettes Licht auf die Wunde emittieren, können Bakterien ab einem bestimmten Kolonisationsgrad bildlich in verschiedenen Farben (durch Fluoreszenz) abgebildet werden. Dabei ist auch eine Unterscheidung der Bakteriengruppen möglich. Rote Fluoreszenz gibt beispielsweise einen Hinweis auf eine Kolonisation mit verschiedenen Staphylokokkenarten (MRSA, Staphylococcus aureus) sowie mit Enterobacter cloacae, Escherichia coli und fünf weitere Bakterienarten. Instrumente dieser Art sind über die gesamte Dauer der Wundtherapie einsetzbar und ermöglichen den aktiven Einbezug des Patienten.
#4 Wundwissen To-Go
Den Überblick im Dschungel der vielzähligen Wundprodukte zu behalten ist nicht immer einfach. Umfangreiche, schwere Nachschlagewerke und Fachbücher mit sich zu tragen, um bei Bedarf die nötigen Informationen aufzurufen, ist jedoch wenig alltagstauglich. Für diese Herausforderung bietet das Zeitalter der Digitalisierung eine gute Lösung – die Voraussetzung ist auch hier lediglich ein Smartphone oder ein Tablet. Für die Wundversorgung bietet der Markt, sowohl für Android als auch iOs Nutzer, entsprechende Apps (zum Beispiel „iWundpflege“ oder „AOK Wundwissen“), die Wundwissen „To-Go“ möglich machen.
„iWundpflege“ bietet eine Datenbank von über 330 auf dem Wundmarkt erhältlichen Produkten (insbesondere Wundverbände), ein Wundlexikon mit über 400 Fachwörtern und einen Ratgeber mit Anleitungen zur phasengerechten Wundversorgung. Sie richtet sich an medizinisches Personal sowie Pflegefachkräfte und soll bei der Wahl der Wundversorgung eine ergänzende Hilfe sein.
Die App der AOK bietet Informationen zur Entstehung sowie Prävention der meisten Wundarten und beantwortet Fragen zum Thema chronische Wunden. Zusätzlich ist es möglich, die Wunddokumentationen inklusive der Wundfotos direkt in dieser App zu speichern.
#5 Digitale Wundverbände: Gelebte Praxis oder noch Zukunftsmusik?
Eine Wundauflage, die Messdaten – etwa zum pH-Wert oder zu anderen relevanten Parametern – anzeigt und damit Einfluss auf therapeutische Maßnahmen nimmt? Sogenannte „smart dressings“ sollen dies ermöglichen. Die Technisierung von Wundabdeckungen ist eine sehr aktuelle Entwicklung, an der weltweit Forschergruppen arbeiten. Erste Prototypen von „smart dressings“ sind bereits auf dem Wundmarkt erhältlich und werden stetig weiterentwickelt. Ziel solcher Methoden ist es, eine individualisierte bzw. personalisierte Wundbehandlung am Patienten zu ermöglichen.
Wer von innovativen Produkten nicht nur in der Theorie hören, sondern diese auch in der Praxis erleben möchte, ist herzlich eingeladen, auf dem kommenden Bremer Pflegekongress, vom 6. bis 8.5.2020 in Bremen, den Stand des Medizinprodukte-Herstellers ConvaTec zu besuchen, um sich über die aktuellen Entwicklungen und Trends zu informieren.