Ende März legte der Bundes­rat mit einer ergän­zen­den Forde­rung nach: Laut des beschlos­se­nen Antrags soll ein bundes­weit verbind­li­cher Perso­nal­schlüs­sel für Pflege­kräfte in sämtli­chen Klinik-Statio­nen her, sowohl tagsüber als auch nachts. Andern­falls bestehe die Gefahr, dass Pflege­kräfte aus nicht-quotier­ten Abtei­lun­gen abgezo­gen würden, um die Quoten zu erfül­len. Auch die Deutsche Gesell­schaft für Chirur­gie (DGCH) und der Deutsche Pflege­rat (DPR) formu­lier­ten Anfang April in einer gemein­sa­men Resolu­tion 50.000 neue Planstel­len in der Pflege.

Aller­dings steht fest: Auch die schärfste und umfas­sendste Perso­nal-Unter­grenze hilft nichts, wenn das nötige Pflege­per­so­nal schlicht und ergrei­fend nicht zur Verfü­gung steht – mit dem man eine wie auch immer gefasste Quote erfül­len könnte. Bekannt­lich gilt der Arbeits­markt in der Pflege als leer gefegt; rund 17.000 Pflege­stel­len gelten bundes­weit als unbesetzt. Ein zentra­les Problem ist die – im Vergleich zu ähnlich anstren­gen­den Berufen in der Indus­trie oder dem Handwerk – schlechte Bezah­lung, aber auch die immer noch mäßige Reputa­tion des Pflege­be­rufs in der Bevöl­ke­rung sowie die unzurei­chende Verein­bar­keit mit priva­ten und familiä­ren Verpflich­tun­gen.

Freilich besteht die Hoffnung, dass mit einer Einfüh­rung der Perso­nal-Unter­gren­zen die Arbeit­ge­ber Bewer­bern schlicht und ergrei­fend mehr bieten müssen, um genügend Perso­nal zu finden, was der Arbeit­neh­mer­seite bei Tarif­ver­hand­lun­gen „Rücken­wind“ verschaf­fen dürfte. Die Pflegen­den können die Entwick­lung selbst forcie­ren – einer­seits dürften Hoffnun­gen in den sich gerade quer durch die Republik konsti­tu­ie­ren­den Pflege­kam­mern als Berufs­ver­tre­tung ruhen; anderer­seits gibt es immer noch die gute, alte Möglich­keit der Gewerk­schafts-Mitglied­schaft, um die Stimme der Pflegen­den zu stärken. Hier besteht gerade in der Pflege noch Luft nach oben in der Bereit­schaft, sich für die eigenen Inter­es­sen stark zu machen.

Da jedoch schlicht und ergrei­fend mehr Geld ins System gelan­gen muss, dürfte auch eine moderate Anhebung der Pflege­ver­si­che­rungs-Beiträge kein Tabu mehr bleiben. Durch Entlas­tun­gen etwa bei der Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung dürfte hier Spiel­raum bestehen, ohne Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber übermä­ßig zu belas­ten. Im Übrigen würde eine bessere Bezah­lung der mehrheit­lich „weibli­chen“ Pflege dazu beitra­gen, den immer wieder lautstark beklag­ten „Gender-Pay-Gap“ – die Einkom­mens­dif­fe­renz zwischen Männern und Frauen – ein Stück­chen zu schlie­ßen.

Das Thema „Perso­nal-Unter­gren­zen in der Pflege“ wird auch beim JuraHe­alth-Congress (JHC), der am Donners­tag, 24. Mai, in den Kölner Sartory-Sälen statt­fin­det, breit disku­tiert werden. Beispiels­weise befasst sich Prof. Dr. Anke Helmbold um 14 Uhr in ihrem Vortrag „Patien­ten­si­cher­heit durch akade­mi­sierte Pflege­kräfte?“ das Thema unter einem weite­ren Aspekt, der besse­ren Quali­fi­zie­rung der Pflegen­den. „Ressour­cen schaf­fen durch Entbü­ro­kra­ti­sie­rung“ lautet um 16.30 Uhr der Vortrag von Willi Zylajew. Auch im beglei­ten­den Workshop der Unikli­nik Köln, „Aussichts­los war gestern“, sind die Perso­nal-Unter­gren­zen eines der expli­zi­ten Themen. Hier wird Vera Lux, Vorstands­mit­glied der Unikli­nik, ein Referat zum Thema halten.
Infor­mie­ren Sie sich unter http://jurahealth.de/ über die Veran­stal­tung.