Im Bereich der Pflege, gerade in der stationären Altenpflege, ist ein Teufelskreis zu beobachten: Die vielerorts mangelhafte Personalausstattung – es gibt schlicht zu wenig Kräfte auf den Stationen – bringt die noch verbliebenen Pflegenden dazu, ihrerseits über berufliche Alternativen jenseits der Pflege nachzudenken.
40 Prozent wollen aussteigen
So tragen sich, laut der im Vorjahr vorgestellten Studie „Altenpflege im Fokus“ des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), 40 Prozent der Befragten mit dem Gedanken, aus dem Beruf auszusteigen.
Die Quintessenz der Erhebung, laut der eingeholten Meinung der Befragten: Gelinge es nicht, die Personalausstattung zu verbessern, lasse sich auch das (noch) vorhandene Personal nicht halten – und potenzielles zusätzliches Personal werde abgeschreckt.
Wer jedoch selbst überlegt, aus der Pflege auf Station auszusteigen – ob ganz konkret oder nur als „Plan B“ für alle Eventualitäten – sollte vorbereitet sein. In Teil 1 unserer kleinen Reihe hatten wir erste Tipps gegeben: Am Anfang sollte man sich fragen, was genau man an der derzeitigen Arbeit vermisst – sind es die Arbeitszeiten, der Personalmangel, die zu schlechte Bezahlung oder andere Faktoren?
Ausgehend vom Ergebnis, sollten sich die alternativen Planungen am eigenen Befund orientieren. In Teil 2 nahmen wir die Berufsfelder der Erziehung und Heilerziehungspflege als mögliche Alternativen für Pflegende unter die Lupe – oder die Tätigkeit beim Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK).
Pflegestudium: Viele Möglichkeiten – jetzt mit Vergütung
Die naheliegendste Möglichkeit, sich vom Stationsdienst zu verabschieden, ist das Pflegestudium.
In diesem Bereich sind mittlerweile recht ausdifferenzierte Studiengänge entstanden – von Pflegewissenschaft über Pflegemanagement, Pflegepädagogik, Gerontologie bis zu Psychatrischer Pflege.
Ebenso vielfältig sind die Zeitmodelle: vom klasssischen Vollzeitstudium, einem dualen Studiengang bis zum (für Wechselwillige attraktiveren) berufsbegleitendem Studium, das an einigen der Hochschulen auch als Fernstudium möglich ist.
Bei der Wahl der Ausbildungsstätte gibt es ebenso Vielfalt: Von den klassischen Universitäten und Fachhochschulen der Länder über kirchlich getragene sowie private Hochschulen reicht die Palette.
Zusätzlich attraktiv wird ein Pflegestudium durch das jüngst (Stand: Ende Mai 2023) vom Bundeskabinett beschlossene Gesetz zur Stärkung der hochschulischen Pflegeausbildung (Pflegestudiums-Stärkungsgesetz / PflStudStG), das noch vom Bundestag beraten und beschlossen werden muss.
Ziel ist es, dass Studierende in der Pflege zukünftig für die gesamte Dauer ihres Studiums eine angemessene Vergütung erhalten. Dies soll die Akademisierung der Pflege voran bringen; bislang gebe es zu wenig Pflegestudenten und jeder zweite Studienplatz bleibe unbesetzt.
Die Website Pflegestudium.de bietet einen sehr guten Überblick über die Hochschulen in Deutschland, die für die Pflege relevante Studiengänge anbieten, und die jeweils zur Wahl stehenden Zeitmodelle.
Berufsalternativen außerhalb der Pflege
Wer die Pflege verlassen will, aber gleichzeitig weiter im Gesundheitssektor arbeiten möchte, könnte eine Tätigkeit als medizinische/r Fachangestellte oder ‑angestellter (MFA) oder Arztassistent/-in ins Auge fassen.
Der Vorteil für bislang in der Pflege Tätige: Die Voraussetzungen für den Beruf der / des MFA dürften sie allergrößtenteils erfüllen, allenfalls punktuelle Weiterbildungen würden nötig.
Allerdings sind die Verdienstmöglichkeiten bestenfalls vergleichbar wie in der Pflege, tendenziell niedriger – der Entgeltatlas der Arbeitsagentur nennt ein bundesweites Median-Einkommen von 2.655 Euro. Das entspricht in etwa dem Verdienst eines oder einer Krankenpflege-Assistent/-in.
Eine weitere Möglichkeit ist der relativ neue Beruf des Arztassistenten / der Arztassistentin, internationalisiert auch „Physician Assistant“ genannt. Hauptaufgabe der in diesem Beruf Tätigen ist es, Ärzte von Routinetätigkeiten zu entlasten – wie Dokumentation, Blutabnahmen und Injektionen.
Aber auch eine Notfallbehandlung oder eine Assistenz im OP gehören zu den Aufgabengebieten – also eine „kleine“ ärztliche Tätigkeit mit stark ausgeprägten Elementen vor allem der Krankenpflege. Das bundesweite Median-Gehalt von 4.199 Euro lässt durchaus aufhorchen. Allerdings ist für die Tätigkeit ein Bachelor-Studium erforderlich, das jedoch auch berufsbegleitend erfolgen kann.
Verein bietet Unterstützung für Gründungswillige
Eine interessante Alternative dürfte das neue Berufskonzept der/des Lebenshelfers/-helferin sein. Die Lebenshelfer arbeiten dabei im sogenannten vorpflegerischen Bereich – übernehmen also nicht direkt pflegerische Aufgaben wie Körperhygiene oder medizinische Versorgung, sondern unterstützen sie im Alltag.
Etwa mit Begleitung in der Freizeit, beim Einkaufen oder bei Besuchen. Auf der verlinkten Website gibt es nähere Informationen und Kontaktmöglichkeiten hierzu.
Wer der Pflege grundsätzlich verbunden bleiben will, aber die Fremdbestimmung und die unregelmäßigen Arbeitszeiten stören, für den könnte die Schritt in die Selbstständigkeit als ambulanter Pflegedienst in Frage kommen.
Ohne Geschäftskonzept, Anfangs-Investitionen und jede Menge Bürokratie geht es natürlich nicht – aber niemand ist auf sich allein gestellt!
Am Beispiel Nordrhein-Westfalen gibt es den Landesverband freie ambulante Krankenpflege NRW e.V. (LfK), der auf dem Weg zur Gründung des eigenen Pflegedienstes Unterstützung leistet. In anderen Bundesländern gibt es vergleichbare Angebote und Institutionen.