Biofilm: Der unsichtbare Feind in chronischen und stagnierenden Wunden.
Biofilm: Der unsicht­bare Feind in chroni­schen und stagnie­ren­den Wunden.Bild: © Katery­na­kon | Dreamstime.com

Warum ist Biofilm einen Kampf wert?

Biofilm ist nachweis­lich in 75 Prozent der stagnie­ren­den und 78 Prozent aller chroni­schen Wunden vorhanden,[1] [2] er könnte eine der Haupt­ur­sa­chen für chroni­sche Infek­tio­nen sein[3] und blockiert die effek­tive Wirksam­keit von Antibio­tika und Antisep­tika.[4] Es ist schwie­rig, einen Biofilm vollstän­dig zu entfer­nen – selbst mit einem Débri­de­ment. Zudem bildet er sich schnell wieder neu und ist eine Vorstufe von Infek­tio­nen. Biofilm ist tolerant gegen­über Antisep­tika und Antibio­tika und ist in der Lage, die körper­ei­gene Abwehr zu umgehen. [4] [5] [6]

Behand­lungs­ma­nage­ment von Wunden mit Biofilm

Nach aktuel­lem Erkennt­nis­stand wird empfoh­len, Wunden mit Verdacht auf Biofilm­be­lag regel­mä­ßig zu débri­die­ren bzw. zu reini­gen, sowie antimi­kro­bielle Substan­zen und Wundver­bände zu appli­zie­ren, die eine Rekon­ta­mi­na­tion der Wunde verhin­dern und eine Biofilm-Neubil­dung unter­drü­cken.

Eine wirkungs­volle Behand­lung von Wunden mit Biofilm muss die folgen­den Ansätze einbin­den:

[1][2]

  1. Entwick­lung von Strate­gien, die den vorhan­de­nen Biofilm verrin­gern, aber auch seine Rekon­struk­tion verhin­dern
  2. Fakto­ren bekämp­fen, die zu chroni­schen Wunden beitra­gen, einschließ­lich Wundin­fek­tio­nen oder Feuch­tig­keits­un­gleich­ge­wicht
  3. Aufnahme der Wundrei­ni­gung und/oder des Débri­de­ments in die Standard­ver­sor­gung ins Behand­lungs­pro­to­koll und die Auswahl eines geeig­ne­ten antimi­kro­biel­len Wundver­ban­des.

Die drei Stufen des Biofilm-Manage­ment bei chroni­schen, stagnie­ren­den oder sich verschlech­tern­den Wunden

[8]

Beurtei­lung des Patien­ten und der Wunde

Eine umfas­sende Beurtei­lung ist die Grund­lage für die Wahl der richti­gen Wundbe­hand­lung und beinhal­tet sowohl die Beurtei­lung des Patien­ten als auch die der Wunde. Sinnvoll ist eine ganzheit­li­che Patien­ten­be­ur­tei­lung einschließ­lich Medika­men­ten­ein­nahme, Begleit­erkran­kun­gen, (gesunde) Lebens­weise. Anschlie­ßend wird die Wundun­ter­su­chung durch­ge­führt und proto­kol­liert:

  • Art der Wunde und Zeitraum, über den die Wunde bereits besteht.
  • Ausse­hen des Wundbetts (Gewebe­art und Anteil von Nekro­sen und Belägen, Granu­la­ti­ons­ge­webe, vermu­te­ter Biofilm)
  • Größe (Länge, Breite, Tiefe)
  • Exsudat (Menge, Farbe, Konsis­tenz)
  • Schmer­zen und/oder Geruch
  • Hautzu­stand der Wundum­ge­bung (Schwel­lung, Verfär­bung, Mazer­a­tion)
  • Anzei­chen und Symptome einer Infek­tion (Rötung, Schwel­lung, Schmerz, Überwär­mung, Funkti­ons­ein­schrän­kung)

Manage­ment: Débri­de­ment und gründ­li­che Wundrei­ni­gung

Die Wunde sollte zunächst gerei­nigt und falls notwen­dig ein chirur­gi­sches Débri­de­ment durch­ge­führt werden, um die Barrie­ren der Wundhei­lung wie Beläge, Nekro­sen, Biofilm zu entfer­nen. Ein klini­scher Algorith­mus zur Identi­fi­ka­tion von Biofilm[3] kann verwen­det werden, um die Erken­nung von Biofilm zu unter­stüt­zen und die Behand­lung entspre­chend anzupas­sen.

Klini­scher Algorith­mus zur Identi­fi­ka­tion von Biofilm kann hier runter­ge­la­den werden:

Nach der gründ­li­chen Wundrei­ni­gung ist ein geeig­ne­ter antimi­kro­biell wirksa­mer Wundver­band anzule­gen, der in der Lage ist, den Biofilm zu durch­bre­chen, die Bakte­rien abzutö­ten und die Neubil­dung von Biofilm verhin­dert, während Exsudat und Infek­tion behan­delt werden.

Monito­ring: erneute Beurtei­lung und Dokumen­ta­tion bei jedem Verband­wech­sel

Wenn die Infek­tion weiter­be­steht oder die Wunde infek­ti­ons­ge­fähr­det ist, sollte der antimi­kro­bielle Wundver­band weiter­hin verwen­det werden und die Behand­lung weiter fortge­führt werden.

Diese Maßnah­men sollten wieder­holt und regel­mä­ßig erfol­gen, da sich Biofilme inner­halb eines Tages wieder neu bilden und somit die Wundhei­lung verzö­gern können.

[1] Malone M et al. 2017. The preva­lence of bio­film in chronic wounds: a syste­ma­tic review and meta-analy­sis of published data. JWC; 20–25.

[2] Hurlow, Blanz, Gaddy. Clini­cal inves­ti­ga­tion of bio­film in non-healing wounds by high resolu­tion micro­scopy techni­ques. J Wound Care WUWHS Suppl 2016; 25: S11-S22.

[3] Wolcott R, Sanford N, Gabrilska R et al. Micro­biota is a primary cause of athoge­ne­sis of chronic wounds. J Wound Care WUWHS Suppl 2016:25(10):S33-S43.

[4] Perci­val SL, Bowler PG, 2004. Bio­ lms and their poten­tial role in wound healing. WOUNDS, 16: 234–240.

[5] Wolcott RD et al. Bio­film maturity studies indicate sharp debri­de­ment opens a time depen­dent thera­peu­tic window. J Wound Care. 2010; 19:320–328.

[6] Antibio­tic resis­tance and bio­film tolerance: a combi­ned threat in the treat­ment of chronic infec­tions. JWC Vol 27; No 5; 2018.

[7] Kurzan­lei­tung „Behand­lung von Biofilm in chroni­schen Wunden”, Wounds Inter­na­tio­nal, verfüg­bar unter http://www.woundsinternational.com

[8] AQUACEL Ag+ Extra Wundver­band „Made Easy“, Wounds Inter­na­tio­nal, Mai 2017, verfüg­bar unter http://www.woundsinternational.com

[9] DG Metcalf, PG Bowler, J Hurlow, A clini­cal algorithm for wound biofilm identi­fi­ca­tion, J Wound Care 2014 Vol 23, No.3