Versorgung
v.l.n.r.: RDG-Heraus­ge­ber Prof. Volker Großkopf, BeFaMed-GF Alexan­der Meyhö­fer und RDG-Chefre­dak­teur Michael Schanz blicken optimis­tisch nach vorne.

Rechts­de­pe­sche: Sehr geehr­ter Herr Meyhö­fer, der Arbeits­be­reich Wundver­sor­gung wird seit gerau­mer Zeit durch viele regula­to­ri­sche Verän­de­run­gen neu struk­tu­riert.

Jüngst hat der Gemein­same Bundes­aus­schuss und der GKV-Spitzen­ver­band sowie die für die Wahrneh­mung der Inter­es­sen von Pflege­diens­ten maßgeb­li­chen Spitzen­or­ga­ni­sa­tio­nen die Versor­gung von Wundpa­ti­en­ten in der Häuslich­keit ins Visier genom­men. Wirken sich die aktuel­len Entwick­lun­gen auf Ihre Arbeit aus?

Versor­gung der Patien­ten gewähr­leis­tet

Alexan­der Meyhö­fer: Gottsei­dank sind wir perso­nell sehr gut aufge­stellt. Die verschie­de­nen thera­peu­ti­schen Fachrich­tun­gen, die in unserem Team vertre­ten sind, machen uns sehr flexi­bel.

Das heißt, den gestie­ge­nen Quali­täts­an­for­de­run­gen durch die Neufas­sung der HKP-Richt­li­nie können wir gelas­sen entge­gen­se­hen. Davon profi­tie­ren derzeit auch die umlie­gen­den Pflege­dienste, die zuneh­mend Koope­ra­ti­ons­ver­träge mit uns abschlie­ßen.

Unsere ICW-Fachthe­ra­peu­ten decken die dort vorhan­de­nen Quali­täts­de­fi­zite ab, wodurch die Versor­gung der Patien­ten mit chroni­schen Wunden in der Fläche nach den neuen Maßstä­ben gewähr­leis­tet ist. Es versteht sich von selbst, dass unsere Außen­dienst­mit­ar­bei­ter als Medizin­pro­dukt­e­be­ra­ter über hervor­ra­gende Produkt­kennt­nisse verfü­gen, die durch ständige Fort- und Weiter­bil­dun­gen auf dem aktuel­len Stand gehal­ten werden.

Dieser Beratungs­vor­teil führt zu einer sach- und fachge­rech­ten Versor­gung des Patien­ten, da das richtige Verband­mit­tel ausge­wählt und einge­setzt wird. Dieses Setting wirkt sich dann auch vorteil­haft auf den, die Wunde versor­gen­den Pflege­dienst aus, welcher mit uns koope­riert. Es ist ferner darauf hinzu­wei­sen, dass eine zielfüh­rende Wundver­sor­gung nur mit den moder­nen Produk­ten möglich ist.

Hierbei müssen die Ärzte sensi­bi­li­siert werden, da diese Anord­nungs- und Verord­nungs­ho­heit haben. Im Sinne der Siche­rung der Behand­lungs­qua­li­tät und der Patien­ten­ge­nesung stellt dies für mich ein Best-Case-Szena­rio dar.

Rechts­de­pe­sche: Dieser Best-Case sollte dann aber schnellst­mög­lich zum Standard werden. Dennoch: in der Wundver­sor­gungs­bran­che sind derzeit aber auch kriti­sche Stimmen in Sachen „Spezia­li­sie­rung“ zu verneh­men. Wie sehen Sie das?

Neue Anfor­de­run­gen stellen Heraus­for­de­rung dar

Alexan­der Meyhö­fer: Das nehme ich natür­lich auch wahr. Ich denke, dass die neuen Anfor­de­run­gen spezi­ell für die ambulan­ten Pflege­dienste eine große Heraus­for­de­rung darstel­len.

Für manche sind die Hürden sehr hoch gelegt. Es ist nicht nur die Perso­nal­knapp­heit, die viele drückt. Die langwie­ri­gen Ausbil­dungs­er­for­der­nisse für die spezia­li­sier­ten Tätig­kei­ten in der Wundver­sor­gung binden zusätz­lich die Perso­nal­res­sour­cen und stellen natür­lich eine nicht zu unter­schät­zende Kosten­last für die Pflege­dienste dar.

Und am Ende weiß auch niemand ganz genau, ob sich die Inves­ti­tio­nen in die Perso­nal­qua­li­fi­ka­tion auch auszah­len werden. Zum einen ist die Entloh­nung derzeit noch eine Unbekannte und zum anderen befürch­ten viele, dass das Perso­nal nicht dauer­haft gebun­den werden kann.

Es ist keine neue Erkennt­nis, dass in der Pflege schon immer eine rege Perso­nal­fluk­tua­tion herrscht. Dieses Stimmungs­bild ist mir von verschie­de­nen Pflege­dienst­lei­tun­gen zugetra­gen worden. Schlimms­ten­falls kann dies dazu führen, dass eine weitere Versor­gungs­lü­cke für Patien­ten mit chroni­schen Wunden entsteht.

Anderer­seits erachte ich die Quali­täts­of­fen­sive im Bereich der Wundver­sor­gung für notwen­dig. Aus meiner Perspek­tive sind hier die Kranken­kas­sen gefor­dert, eine quali­täts­ad­äquate Vergü­tung der spezia­li­sier­ten Pflege­dienste zu leisten. Ich hoffe sehr, dass dies in den anste­hen­den Verhand­lun­gen einer Berück­sich­ti­gung zugeführt werden wird.

In digitale Infra­struk­tur inves­tie­ren

Rechts­de­pe­sche: Das sind sehr beden­kens­werte Aspekte. Schauen wir nach vorne. Welche Projekte stehen in diesem Jahr konkret bei BeFaMed an?

Alexan­der Meyhö­fer: Wegen der gestie­ge­nen Planungs­kom­ple­xi­tät haben wir in unsere digitale Infra­struk­tur inves­tiert. Ein großes Software-Update für das Rezept­ma­nage­ment und ein neues Waren­wirt­schafts­sys­tem werden derzeit einge­führt.

Dabei gilt es zum einen die Entwick­lun­gen im Bereich des E‑Rezeptes zu berück­sich­ti­gen und zum anderen für den Fall eines Rückru­fes oder eines schwer­wie­gen­den Vorkomm­nis­ses die Rückver­fol­gung des Medizin­pro­duk­tes zu gewähr­leis­ten.

Mit dem Blick auf die Wundver­sor­gung kann so sicher­ge­stellt werden, dass uns zu jeder Zeit in ausrei­chen­der Menge das erfor­der­li­che Verband­ma­te­rial zur Verfü­gung steht und wir gemein­sam mit dem behan­deln­den Arzt die optimale Thera­pie festle­gen können.

Paral­lel hierzu muss unser QM-System auf die Erfas­sung der verbrauch­ten und verwen­de­ten Materia­lien ausge­rich­tet werden. Dazu müssen die Liefer­scheine sowie die Chargen­lis­ten mit Lot- bzw. Chargen­num­mern regis­triert werden. Diese und viele andere Verwal­tungs­tä­tig­kei­ten lassen unseren Arbeits­all­tag nicht langwei­lig werden.

Rechts­de­pe­sche: Was würden Sie einem ambulan­ten Pflege­dienst empfeh­len, der sich auf die Wundver­sor­gung spezia­li­sie­ren möchte?

Alexan­der Meyhö­fer: Eine Analyse des Versor­gungs­be­darf in der jewei­li­gen Region sollte immer am Anfang der Überle­gun­gen stehen.

Zu berück­sich­ti­gen sind hierbei eventu­elle Patien­ten­zu­wei­sun­gen aus den umlie­gen­den Klini­ken und Kranken­häu­sern, die Anzahl der Haus- und Fachärzte sowie die Koope­ra­ti­ons­mög­lich­kei­ten mit benach­bar­ten Pflege­diens­ten ohne Spezia­li­sie­rung.

Ist der hinrei­chende Zulauf der Patien­ten mit chroni­schen Wunden gegeben, sollte in einem nächs­ten Schritt an die Quali­fi­zie­rung der Mitar­bei­ter und die Gewähr­leis­tung der Bindung der Mitar­bei­ter gedacht werden. Schließ­lich ist der Kontakt zu den Kranken­kas­sen aufzu­neh­men und mit diesen gemein­sam ein Leistungs­ka­ta­log für die Abrech­nung zu verhan­deln.

Empfeh­len möchte ich natür­lich zu guter Letzt´ auch die Zusam­men­ar­beit mit einem profes­sio­nel­len, auf die Wundver­sor­gung ausge­rich­te­ten Fachhänd­ler. Dieser verfügt über die notwen­di­gen produkt­spe­zi­fi­schen Kennt­nisse und muss ausge­bil­dete Medizin­pro­dukt­e­be­ra­ter vorwei­sen. Das stellt aus meiner Sicht einen in sich geschlos­sen Kreis dar, der eine perfekte Patien­ten­ver­sor­gung garan­tiert.

Rechts­de­pe­sche: Ich bedanke mich sehr herzlich für dieses aufschluss­rei­che Gespräch.