Ein diabetisches Fußsyndrom
Ein diabe­ti­sches Fußsyn­drom. Bildquelle: Daniel Baum, Conva­Tec (Germany) GmbH Bild: Daniel Baum, Conva­Tec (Germany) GmbH

Diabe­ti­sches Fußsyn­drom – was ist das?

Das diabe­ti­sche Fußsyn­drom (DFS) – umgangs­sprach­lich auch diabe­ti­scher Fuß genannt – ist eine Kompli­ka­tion, die als Spätfolge des Diabe­tes melli­tus auftre­ten kann.

Diabe­tes­be­dingte Fußul­zer­a­tio­nen entwi­ckeln sich in der Regel bei einer Person mit Diabe­tes, die gleich­zei­tig einen oder mehrere Risiko­fak­to­ren aufweist, wie zum Beispiel eine diabe­tes­be­dingte periphere Neuro­pa­thie (Nerven­schä­den) und/oder eine periphere arteri­elle Verschluss­krank­heit (pAVK), in Kombi­na­tion mit einem auslö­sen­den Ereig­nis.

Diabe­ti­sches Fußsyn­drom – Ursachen

Die Neuro­pa­thie, die bei den meisten Patient:innen vorliegt, führt zu einer gestör­ten Sensi­bi­li­tät des Fußes. Die Nerven­schä­den durch Neuro­pa­thie können nicht nur zu trocke­ner, rissi­ger und empfind­li­cher Haut und verdick­ten oder brüchi­gen Nägeln an den Füßen führen.

Neuro­pa­thie kann auch die Muskeln in den Füßen schwä­chen. Die Statik des Fußes verän­dert sich, was sich auf die Stabi­li­tät und das Gleich­ge­wicht auswir­ken und das Gehen erschwe­ren kann. Druck­be­las­tun­gen an ungewohn­ten Stellen und Wundrei­ben im Schuh führen zu hoher mecha­ni­scher Belas­tung und Hautul­zer­a­tio­nen.

So entste­hen jährlich etwa 250.000 neue diabe­ti­sche Fußul­zera, die laut ICW-Standard per Defini­tion chroni­sche Wunden sind1 und noch immer jährlich ungefähr 13.000 Amputa­tio­nen zur Folge haben.2

Neben präven­ti­ven Maßnah­men führt eine konse­quente Thera­pie des DFS unter Zusam­men­ar­beit verschie­de­ner Fachdis­zi­pli­nen, bei der alle Möglich­kei­ten der Wundbe­hand­lung, der Druck­ent­las­tung sowie einer arteri­el­len Revas­ku­la­ri­sa­tion ausge­schöpft werden, zu einer Senkung der Majoram­pu­ta­ti­ons­rate um bis zu 80 Prozent.2

Grund genug, um sich die wichtigs­ten Schritte in Präven­tion und Behand­lung zu verdeut­li­chen.

5 Schritte – diabe­ti­sches Fußsyn­drom: vorbeu­gen und behan­deln

Aus der aktua­li­sier­ten Leitli­nie3 zum diabe­ti­schen Fuß können fünf Schritte zur Vermei­dung und Behand­lung abgelei­tet werden:

  1. Unter­su­chung der Füße: Bei Perso­nen mit niedri­gem DFS-Risiko sollten die Füße jährlich gründ­lich unter­sucht werden. Erhöht sich das Risiko über die Zeit durch hinzu­kom­mende Risiko­fak­to­ren, zum Beispiel das Auftre­ten einer Neuro­pa­thie, erfolgt die umfas­sende Inspek­tion der Füße in kürze­ren Abstän­den – je nach Risikoklasse zwischen einmal im halben Jahr bis einmal monat­lich.
  2. Risiko­ab­schät­zung: Zur Bewer­tung des indivi­du­el­len Risikos für Fußpro­bleme stehen verschie­dene Bestim­mungs­sys­teme (zum Beispiel SINDBAD, DIAFORA, UTWCS, WIfI) zur Verfü­gung.3 Eine möglichst genaue Risiko­ab­schät­zung ist wichtig, um die beste Behand­lung zu planen.
  3. Schulung und Infor­ma­tio­nen: Je nach vorlie­gen­dem Risiko müssen Patient:innen über die Möglich­kei­ten der Vorbeu­gung von Fußpro­ble­men aufge­klärt werden. Dazu gehören Infor­ma­tio­nen über Fußpflege, die eigene Begut­ach­tung der Füße, geeig­nete Schuh­wahl und Blutzu­cker­kon­trolle.
  4. Wundbe­hand­lung: Wunden müssen frühzei­tig und angemes­sen behan­delt werden, um Infek­tio­nen sowie Amputa­tio­nen zu verhin­dern.
  5. Teamar­beit: Um eine optimale Versor­gung für betrof­fene Patient:innen sicher­zu­stel­len, arbei­ten Ärzt:innen unter­schied­li­cher Fachrich­tun­gen sowie Wundexpert:innen und Pflege­kräfte eng zusam­men.

Diabe­ti­sche Fußwun­den behan­deln

Trotz guter Vorsorge können Wunden entste­hen. Dann ist die optimale Behand­lung von entschei­den­der Bedeu­tung, um Wundin­fek­tio­nen oder weitere Kompli­ka­tio­nen zu vermei­den und dadurch das Risiko für eine Amputa­tion zu verrin­gern.

Die optimale Wundbe­hand­lung erfolgt in vier einfa­chen Schrit­ten:

  1. Spülung und Reini­gung der Wunde
  2. Débri­de­ment zur Entfer­nung von nekro­ti­schem Gewebe, Belägen und Biofilm
  3. Wundrand­be­hand­lung, um das Voran­schrei­ten der Epithe­li­sie­rung zu unter­stüt­zen
  4. Auswahl des passen­den Wundver­bands für die jewei­lige Wundsi­tua­tion

Je nach Art und Schwere der Wunde werden die einzel­nen Schritte unter­schied­lich umfang­reich sein und reichen vom Appli­zie­ren spezi­el­ler Wundauf­la­gen bis hin zu chirur­gi­schen Maßnah­men.

Regel­mä­ßige Überwa­chung und Nachsorge stellen die Heilung der Wunde sicher oder ermög­li­chen, gegebe­nen­falls auftre­tende Kompli­ka­tio­nen frühzei­tig zu erken­nen und zu behan­deln.

Wie Sie diabe­ti­sche Fußwun­den mit System behan­deln, erfah­ren Sie auch in diesem Online-Seminar:

  1. Initia­tive Chrnoi­sche Wunden (ICW) [Hrsg.]: Standards für die Diagnos­tik und Thera­pie chroni­scher Wunden, Stand 2020. Verfüg­bar unter: www.icwunden.de/fileadmin/Fachinfos/Standards/Standards_2020_web.pdf
  2. Rümenapf G, Morbach S, Rother U, Uhl C, Görtz H, Böckler D, Behrendt CA, Hochle­n­ert D, Engels G, Sigl M; Kommis­sion PAVK und Diabe­ti­sches Fußsyn­drom der DGG e. V. Diabe­ti­sches Fußsyn­drom – Teil 1: Defini­tion, Patho­phy­sio­lo­gie, Diagnos­tik und Klassi­fi­ka­tion [Diabe­tic foot syndrome-Part 1: Defini­tion, patho­phy­sio­logy, diagno­stics and classi­fi­ca­tion]. Chirurg. 2021 Jan;92(1):81–94. German. doi: 10.1007/s00104-020–01301‑9.
  3. IWGDF Guidli­nes on the preven­tion and manage­ment of diabe­tes-related foot disease. Verfüg­bar unter: iwgdfguidelines.org/guidelines-2023/