Diabetisches Fußsyndrom – was ist das?
Das diabetische Fußsyndrom (DFS) – umgangssprachlich auch diabetischer Fuß genannt – ist eine Komplikation, die als Spätfolge des Diabetes mellitus auftreten kann.
Diabetesbedingte Fußulzerationen entwickeln sich in der Regel bei einer Person mit Diabetes, die gleichzeitig einen oder mehrere Risikofaktoren aufweist, wie zum Beispiel eine diabetesbedingte periphere Neuropathie (Nervenschäden) und/oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), in Kombination mit einem auslösenden Ereignis.
Diabetisches Fußsyndrom – Ursachen
Die Neuropathie, die bei den meisten Patient:innen vorliegt, führt zu einer gestörten Sensibilität des Fußes. Die Nervenschäden durch Neuropathie können nicht nur zu trockener, rissiger und empfindlicher Haut und verdickten oder brüchigen Nägeln an den Füßen führen.
Neuropathie kann auch die Muskeln in den Füßen schwächen. Die Statik des Fußes verändert sich, was sich auf die Stabilität und das Gleichgewicht auswirken und das Gehen erschweren kann. Druckbelastungen an ungewohnten Stellen und Wundreiben im Schuh führen zu hoher mechanischer Belastung und Hautulzerationen.
So entstehen jährlich etwa 250.000 neue diabetische Fußulzera, die laut ICW-Standard per Definition chronische Wunden sind1 und noch immer jährlich ungefähr 13.000 Amputationen zur Folge haben.2
Neben präventiven Maßnahmen führt eine konsequente Therapie des DFS unter Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen, bei der alle Möglichkeiten der Wundbehandlung, der Druckentlastung sowie einer arteriellen Revaskularisation ausgeschöpft werden, zu einer Senkung der Majoramputationsrate um bis zu 80 Prozent.2
Grund genug, um sich die wichtigsten Schritte in Prävention und Behandlung zu verdeutlichen.
5 Schritte – diabetisches Fußsyndrom: vorbeugen und behandeln
Aus der aktualisierten Leitlinie3 zum diabetischen Fuß können fünf Schritte zur Vermeidung und Behandlung abgeleitet werden:
- Untersuchung der Füße: Bei Personen mit niedrigem DFS-Risiko sollten die Füße jährlich gründlich untersucht werden. Erhöht sich das Risiko über die Zeit durch hinzukommende Risikofaktoren, zum Beispiel das Auftreten einer Neuropathie, erfolgt die umfassende Inspektion der Füße in kürzeren Abständen – je nach Risikoklasse zwischen einmal im halben Jahr bis einmal monatlich.
- Risikoabschätzung: Zur Bewertung des individuellen Risikos für Fußprobleme stehen verschiedene Bestimmungssysteme (zum Beispiel SINDBAD, DIAFORA, UTWCS, WIfI) zur Verfügung.3 Eine möglichst genaue Risikoabschätzung ist wichtig, um die beste Behandlung zu planen.
- Schulung und Informationen: Je nach vorliegendem Risiko müssen Patient:innen über die Möglichkeiten der Vorbeugung von Fußproblemen aufgeklärt werden. Dazu gehören Informationen über Fußpflege, die eigene Begutachtung der Füße, geeignete Schuhwahl und Blutzuckerkontrolle.
- Wundbehandlung: Wunden müssen frühzeitig und angemessen behandelt werden, um Infektionen sowie Amputationen zu verhindern.
- Teamarbeit: Um eine optimale Versorgung für betroffene Patient:innen sicherzustellen, arbeiten Ärzt:innen unterschiedlicher Fachrichtungen sowie Wundexpert:innen und Pflegekräfte eng zusammen.
Diabetische Fußwunden behandeln
Trotz guter Vorsorge können Wunden entstehen. Dann ist die optimale Behandlung von entscheidender Bedeutung, um Wundinfektionen oder weitere Komplikationen zu vermeiden und dadurch das Risiko für eine Amputation zu verringern.
Die optimale Wundbehandlung erfolgt in vier einfachen Schritten:
- Spülung und Reinigung der Wunde
- Débridement zur Entfernung von nekrotischem Gewebe, Belägen und Biofilm
- Wundrandbehandlung, um das Voranschreiten der Epithelisierung zu unterstützen
- Auswahl des passenden Wundverbands für die jeweilige Wundsituation
Je nach Art und Schwere der Wunde werden die einzelnen Schritte unterschiedlich umfangreich sein und reichen vom Applizieren spezieller Wundauflagen bis hin zu chirurgischen Maßnahmen.
Regelmäßige Überwachung und Nachsorge stellen die Heilung der Wunde sicher oder ermöglichen, gegebenenfalls auftretende Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wie Sie diabetische Fußwunden mit System behandeln, erfahren Sie auch in diesem Online-Seminar:
- Initiative Chrnoische Wunden (ICW) [Hrsg.]: Standards für die Diagnostik und Therapie chronischer Wunden, Stand 2020. Verfügbar unter: www.icwunden.de/fileadmin/Fachinfos/Standards/Standards_2020_web.pdf
- Rümenapf G, Morbach S, Rother U, Uhl C, Görtz H, Böckler D, Behrendt CA, Hochlenert D, Engels G, Sigl M; Kommission PAVK und Diabetisches Fußsyndrom der DGG e. V. Diabetisches Fußsyndrom – Teil 1: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Klassifikation [Diabetic foot syndrome-Part 1: Definition, pathophysiology, diagnostics and classification]. Chirurg. 2021 Jan;92(1):81–94. German. doi: 10.1007/s00104-020–01301‑9.
- IWGDF Guidlines on the prevention and management of diabetes-related foot disease. Verfügbar unter: iwgdfguidelines.org/guidelines-2023/