Kilian kam mit einem Herzfehler - mit nur einer funktionierenden Herzkammer - zur Welt.
Oberärz­tin Dr. Ute Blanz hat Kilian seit seiner Geburt betreut und schließ­lich erfolg­reich behan­delt. Bild: Armin Kühn

Kilian sollte eigent­lich Daniel heißen. Als seine Eltern in der 23. Schwan­ger­schafts­wo­che erfah­ren, dass ihr drittes Kind aufgrund einer schwe­ren Herzfehl­bil­dung womög­lich nicht überle­ben wird, wissen beide, dass nicht nur ihre junge Familie mit den Schwes­tern Leonie und Emily viel Kraft brauchen wird, sondern auch ihr kleiner Sohn. „Deshalb sollte er Kilian heißen. Das bedeu­tet ´Kämpfer´“, sagt sein Papa Eduard.

Diagnose vor der Geburt

Dr. Johan­nes Stein­hard vom Kinder­herz­zen­trum des Herz- und Diabe­tes­zen­trum (HDZ NRW) ist Experte für die Herzdia­gnos­tik vor der Geburt. Im Ultra­schall erkennt er ein sogenann­tes hypop­las­ti­sches Links­herz­syn­drom (HLHS). Das bedeu­tet, dass Kilian mit nur einer funktio­nie­ren­den Herzkam­mer auf die Welt kommen wird. Nur eine kompli­zierte Opera­tion, bekannt als Norwood-Opera­ti­ons­tech­nik, kann sein Leben retten. Deshalb wird Kilian in Bad Oeynhau­sen geboren und unmit­tel­bar nach der Geburt in das Kinder­herz­zen­trum und Zentrum für angebo­rene Herzfeh­ler unter der Leitung von Prof. Dr. Deniz Kececio­glu und Dr. Eugen verlegt.

So klein Kilian ist, so sehr fordert er schon die volle Aufmerk­sam­keit, das Wissen und Können der Herzspe­zia­lis­ten. Oberärz­tin Dr. Ute Blanz beglei­tet ihn vom ersten Tag an und operiert Kilian fünf Tage nach seiner Geburt. „Dieser erste Eingriff ist lebens­wich­tig, er stellt Körper und Lungen­durch­blu­tung mit nur einer Herzkam­mer und einem sogenann­ten Shunt sicher“, sagt die erfah­rene Herzchir­ur­gin. „Kinder mit schwer­wie­gen­den Herzfehl­bil­dun­gen wie dem hypop­las­ti­schen Links­herz­syn­drom haben aufgrund verbes­ser­ter Opera­ti­ons­tech­ni­ken und genaue­rer Unter­su­chungs­me­tho­den heute deutlich bessere Progno­sen als noch vor 20 Jahren.“

Aber die Thera­pie von Kilian bleibt kompli­ziert. Am 4. Januar muss er erneut operiert werden. Am 11. Februar 2016 erhält er eine künst­li­che Herzun­ter­stüt­zung. Seine Eltern Inna und Eduard müssen sich darauf vorbe­rei­ten, dass wohl nur eine Herztrans­plan­ta­tion ihren Sohn retten kann.

Warten auf ein Herz

Es wird ein langes Jahr für die Familie aus Lotte in Westfa­len. Ein Jahr, in dem die große Schwes­ter Emily einge­schult wird, der Pumpen­kopf des Unter­stüt­zungs­sys­tems ausge­tauscht werden muss, unzäh­lige Fahrten nach Bad Oeynhau­sen und das Warten auf ein neues Herz das Famili­en­le­ben bestim­men. Als am 23. Dezem­ber dann morgens das Telefon klingelt, stecken alle in den Weihnachts­vor­be­rei­tun­gen. Auch Dr. Ute Blanz ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie erst am kommen­den frühen Morgen höchst zufrie­den nach Hause gehen wird. Denn in der Nacht auf Heilig­abend setzt sie Kilian in einer zwölf­stün­di­gen Opera­tion ein neues Herz ein. Der 24.12.2016 hat gerade begon­nen, als es in Kilians Brust zu schla­gen beginnt. Für die Familie aus Lotte ist es ein Weihnachts­wun­der. Mittler­weile darf der kleine Kämpfer wieder zuhause bei seinen Eltern und seinen Geschwis­tern sein.

Kilian wird dennoch Zeit seines Lebens auf Medika­mente und eine sehr sorgfäl­tige medizi­ni­sche Nachbe­treu­ung angewie­sen sein. „Wir stehen weiter­hin zur Seite“, versi­chert sein Team im HDZ NRW.

Quelle: idw