Herpesviren
Pferde-Herpes­vi­ren sind zähe Überle­bens­künst­ler, sie können auch im Wasser längere Zeit überste­hen. Bild: Azab Walid

Herpes­vi­ren gehören zu den „umhüll­ten Viren“, die über die Luft von Wirt zu Wirt übertra­gen werden und Krank­hei­ten hervor­ru­fen können. Bisher wurde angenom­men, dass sie in der Umwelt insta­bil sind und die Übertra­gung daher schnell und direkt erfol­gen muss. Diese Annahme wurde jetzt durch ein Forscher­team unter der Leitung des Berli­ner Leibniz-Insti­tuts für Zoo- und Wildtier­for­schung (Leibniz-IZW) in Zusam­men­ar­beit mit dem Insti­tut für Virolo­gie der Freien Univer­si­tät Berlin überprüft. Hierzu reicher­ten die Forscher und Forsche­rin­nen Wasser mit Pferde-Herpes­vi­ren unter verschie­de­nen Bedin­gun­gen an und unter­such­ten über einen Zeitraum von drei Wochen, ob virale DNA entnom­men werden konnte und das Virus im Wasser infek­tiös blieb.

Die Pferde-Herpes­vi­ren haben sich unter Säuge­tie­ren ausge­brei­tet

„Die Ergeb­nisse zeigen, dass das Virus bis zu drei Wochen stabil und infek­tiös bleibt. Die ‚Überle­bens­dauer‘ wird durch den pH-Wert und die Tempe­ra­tur des Wassers bestimmt“, erklärt Anisha Dayaram, Wissen­schaft­le­rin am Leibniz-IZW. Überra­schen­der­weise wurde außer­dem festge­stellt, dass durch Zugabe von Erde das Virus aus dem Wasser „heraus­ge­zo­gen“ und so für längere Zeit stabi­li­siert wurde. „In natür­li­chen Gewäs­sern könnte das Virus so für längere Zeit in der Boden­schicht bestehen, ohne direkt einen weite­ren Wirt zu infizie­ren. Im Fall des Pferde-Herpes­vi­rus könnten sich daher Pferde, oder andere für das Virus anfäl­lige Säuge­tiere, über das Wasser anste­cken, und dass noch lange, nachdem ein infizier­tes Tier in dem entspre­chen­den Gebiet war“, erklärt Alex Green­wood, Abtei­lungs­lei­ter Wildtier­krank­hei­ten am Leibniz-IZW.

Die Ergeb­nisse lassen darauf schlie­ßen, dass Viren wie das Pferde-Herpes­vi­rus Teil des sogenann­ten Umwelt-„Viroms“ sind und infek­tiös bleiben könnten. Das Pferde-Herpes­vi­rus hat sich zwischen Säuge­tie­ren wie Eisbä­ren und Nashör­ner ohne direk­ten Kontakt mit Pferden oder deren Artver­wand­ten sowohl in Gefan­gen­schaft als auch in freier Wildbahn ausge­brei­tet, zum Teil mit fatalen Folgen. Es könnte sein, dass gemein­sam genutzte Wasser­stel­len eine mögli­che Übertra­gungs­quelle für Infek­tio­nen darstel­len.

Quelle: idw