Kompressionsbehandlung
Eine Kompres­si­ons­be­hand­lung kann auf verschie­de­ne­ner Art und Weise reali­siert werden. Am bekann­tes­ten dürfte die Verwen­dung von spezi­el­len medizi­ni­schen Strümp­fen sein, die – je nach angestreb­ten Thera­pie­ziel – durch­aus unter­schied­lich ausfal­len können. Bild: Tibanna79 | Dreamstime.com

1. Kompres­si­ons­be­hand­lung

Die Kompres­si­ons­be­hand­lung ist eine Thera­pie­form, die durch lokalen Druck auf das venöse Beinge­fäß­sys­tem eine Steige­rung der Fließ­ge­schwin­dig­keit des Blutes herbei­führt.

Dieser Druck kann beispiels­weise durch das Banda­gie­ren des Beines mit Kompres­si­ons­bin­den oder durch das Tragen von spezi­el­len medizi­ni­schen Strümp­fen erzeugt werden. Je nach Thera­pie­ziel extis­tie­ren noch weitere Möglich­kei­ten, wie zum Beispiel die Anwen­dung von Geräten zur Inter­mit­tie­ren­den Pneuma­ti­schen Kompres­sion (IPK).

Die Wirkungs­weise der Kompres­si­ons­be­hand­lung lässt sich dabei recht schnell erklä­ren: Durch die Kompres­sion wird der Umfang der blutlei­ten­den Gefäße, die sich unter­halb des Kompres­si­ons­be­reichs liegen, verrin­gert. Durch den gerin­ge­ren Gefäß­um­fang erhöht sich auf physi­ka­li­sche Weise die Fließ­ge­schwin­dig­keit des Blutes.

2. Verschie­dene Formen der Kompres­si­ons­the­ra­pie

Es gibt unter­schied­li­che Formen der Kompres­si­ons­the­ra­pie. Am bekann­tes­ten sollte die Anwicke­lung von spezi­el­len Binden sein. Wichtig ist, dass die Wicke­lung fachge­recht erfolgt und so das gefor­derte Druck­pro­fil erreicht wird.

Ebenfalls sehr häufig anzutref­fen ist das Tragen nach Maß angefer­tig­ter oder passen­der Kompres­si­ons­strümpfe. Auch hier gilt es beson­dere Sorgfalt walten zu lassen: So muss darauf geach­tet werden, ob die Strümpfe auch wirklich passen (das heißt genaue Abmes­sung der Beine ist erfor­der­lich) und dass die Strümpfe falten­frei angelegt werden. Darüber hinaus gilt: Strumpf ist nicht gleich Strumpf.

So können – abhän­gig von der jewei­li­gen Diagnose – entwe­der rundge­strickte oder aber flach­ge­strickte Kompres­si­ons­strümpfe zum Einsatz kommen. Doch was ist der Unter­schied?

  • Rundge­strickte Strümpfe werden auf einer Rundstrick­ma­schine, welche die Form eines Zylin­ders hat, gestrickt. Die Maschen­an­zahl ist hierbei stets gleich, ledig­lich die Maschen­größe sowie die Faden­span­nung variiert. Durch diese Ferti­gungs­tech­nik kann der Strumpf von Anfang bis Ende durch­ge­hend angefer­tigt werden.
  • Flache­strickte Strümpfe werden hinge­gen auf einer Flachstrick­ma­schine gestrickt. Hierbei handelt es sich im Wesent­li­chen um ein flaches Nadel­brett, bei der die Strick­na­deln neben­ein­an­der angeord­net sind, wodurch sich eine einheit­li­che Maschen­größe ergibt. Durch Erhöhung bzw. Reduzie­rung der Zahl der Nadeln lässt sich die Maschen­an­zahl variie­ren.

Rundge­strickte Strümpfe wirken primär auf die venösen Gefäße, wodurch sie regel­mä­ßig als Medizi­ni­sche Throm­bo­se­pro­phy­laxe-Strümpfe (MTPS) zum Einsatz kommen. Flach­ge­strickte Strümp­fen wirken vor allem auf den Gewebe­druck, weshalb sie sich hervor­ra­gend zur Behand­lung von Lip- und Lymph­öde­men eignen.

Zudem gibt es noch die appara­tive inter­mit­tie­rende (oder pneuma­ti­sche) Kompres­sion sowie adaptive Kompres­si­ons­ban­da­gen. Bei der Erstge­nann­ten wird die Kompres­sion durch ein Luftkis­sen erzeugt, welches das Bein umschließt. Diese Form entfal­tet ihre Wirkung durch Druck­än­de­rung am ruhen­den Bein. Bei bewegungs­ein­ge­schränk­ten Menschen wird diese über dem Kompres­si­ons­ver­band angebracht.

Bei der adapti­ven Kompres­si­ons­ban­dage geht es darum, den Beinum­fang durch Minde­rung der Ödeme zu reduzie­ren. Dabei können „Wrap-Verbände“ genutzt werden. Über die, durch einen Klett­ver­schluss geschlos­se­nen, Banda­gen wird ein Kompres­si­ons­strumf angelegt, der einen leich­ten Druck ausübt. Die manschet­ten­ar­ti­gen Banda­gen haben den Vorteil, dass auch der Patient zu Hause nach einer Einfüh­rung in der Lage ist, sie fachge­recht anzule­gen.

In allen Fällen ist ein sach- und fachge­rech­ter Umgang zwingend erfor­der­lich, da durch eine falsche Handhabung/Anlage Hautir­ri­ta­tio­nen, Schürf­wun­den und sogar Nekro­sen drohen.

Kompressionsbehandlung mittels Wickel.
Neben einer Unter­pols­te­rung ist es bei der Kompres­si­ons­be­hand­lung wichtig, dass die Kompres­si­ons­ban­da­gen mit dem richti­gen Druck angelegt werden. Bild: Ginasan­ders | Dreamstime.com

3. Die Kompres­si­ons­be­hand­lung ist vielfach einsetz­bar

Eine Kompres­si­ons­the­ra­pie kommt bei einer Vielzahl von Krank­heits­bil­dern und patho­lo­gi­schen Zustän­den zum Einsatz, wie zum Beispiel chronisch venöse Insuf­fi­zi­enz (CVI), primä­res und sekun­dä­res Lymph­ödem, primäre und sekun­däre Variko­sis, tiefe Beinve­nen­throm­bose, nach Varizen­strip­ping oder ‑verödung oder bei Angio­dys­pla­sie.

Und das Poten­zial ist groß, denn:

  • Von circa 80 Millio­nen Einwoh­nern in Deutsch­land haben schät­zungs­weise 12 Millio­nen Menschen starke Krampf­adern, welche Beschwer­den wie Unter­schen­kel­schwel­lun­gen oder Waden­krämpfe verur­sa­chen.
  • Über 5,3 Millio­nen Bundes­bür­ger haben ein fortge­schrit­te­nes Venen­lei­den mit Hautkom­pli­ka­tio­nen.
  • Mehr als 300.000 Menschen haben offene Beine, welche in 80 Prozent der Fälle auf ein chroni­sches Venen­lei­den zurück­zu­füh­ren sind. Dazu kommen über zwei Millio­nen Menschen, die an einem chroni­schen Beinge­schwür leiden.
  • Jedes Jahr sterben über 30.000 an den Folgen einer Beinve­nen­throm­bose oder einer Lungen­em­bo­lie. Die Behand­lungs­kos­ten, die pro Jahr wegen Venen­lei­den entste­hen, werden auf etwa eine Milli­arde Euro geschätzt.

4. Präven­ti­ver Einsatz der Kompres­si­ons­be­hand­lung

Darüber hinaus ist die Kompres­si­ons­be­hand­lung auch als Mittel der Präven­tion einsetz­bar. Und zwar bei Erkran­kun­gen, bei denen beispiels­weise ein bekann­tes Throm­bo­se­ri­siko besteht.

Oder auch bei immobi­len Patien­ten, bei denen sich Stauungs­zu­stände entwi­ckeln. Dies ist zum Beispiel bei (Teil-)Paresen der Beine der Fall.

Auch im Sport kommen im häufi­ger Kompres­si­ons­strümpfe zum Einsatz, um die Durch­blu­tung zu verbes­sern.

5. Selbst­stän­dige Bewegung als Erfolgs­fak­tor

Ein wichti­ger Aspekt für den Erfolg der Kompres­si­ons­the­ra­pie ist die selbst­stän­dige Bewegung des Körpers. Durch die wieder­holte Anspan­nung der Musku­la­tur verstärkt sich der Blutfluss. Deshalb ist es wichtig, den Patien­ten umfas­send und genau über diesen Aspekt aufzu­klä­ren.

Quelle: BKK24, Wikipe­dia