Hauterkrankungen
Prof. Dr. Swen Malte John (iDerm) in seinem Vortrag über Hauter­kran­kun­gen und Schutz­maß­nah­men. Bild: Björn Koch

„Die Wahrschein­lich­keit, dass man Probleme nicht wegbe­kommt, ist viel größer, wenn man nichts unter­nimmt“, machte Prof. Dr. Swen Malte John vom Insti­tut für inter­dis­zi­pli­näre Derma­to­lo­gi­sche Präven­tion und Rehabi­li­ta­tion (iDerm) der Univer­si­tät Osnabrück den Zuhörern im Konfe­renz­saal des Mercure-Hotels Mut. „Die meisten, die eine derma­to­lo­gi­sche Beratung bei uns absol­vie­ren, sagen: Warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht?“ Neben Malern und Lackie­rern, Bäckern und Kondi­to­ren, Raumpfle­gern, Friseu­ren oder Gärtnern gehören auch und gerade Angehö­rige von Gesund­heits- und Pflege­be­ru­fen zur Risiko­gruppe, die sehr häufig von Hautkrank­hei­ten – meist in der Form von Haut-Ekzemen – heimge­sucht werden. Oft zwängen die Erkran­kun­gen die Betrof­fe­nen sogar, den Beruf zu wechseln. „Zu einem chroni­schen, unheil­ba­ren Hand-Ekzem muss es jedoch nie kommen“, verdeut­lichte John in seinem Vortrag „Hautschutz 4.0 – Das können Schutz­hand­schuhe und Behand­lungs­me­tho­den der neues­ten Genera­tion!“

Nicht nur in der Betreu­ung von Arbeits­un­fäl­len, sondern auch in der Präven­tion von Arbeits­un­fä­hig­keit ist die Berufs­ge­nos­sen­schaft für Gesund­heits­dienst und Wohlfahrts­pflege (BGW) aktiv. Beglei­tend zum 10. Inter­dis­zi­pli­nä­ren WundCon­gress (IWC) in den Kölner Sartory-Sälen lud sie zum Satel­li­ten­sym­po­sium „Hautschutz und sekun­däre Indivi­du­al­prä­ven­tion“ ein. Mit der BGW arbei­tet John schon seit langem vertrau­ens­voll zusam­men; an ihn können sich Betrof­fene wenden, denen Hand- bzw. Hauter­kran­kun­gen aufgrund ihrer Berufs­tä­tig­keit Sorgen machen. In einer teilsta­tio­nä­ren dreiwö­chi­gen Behand­lung mit anschlie­ßen­der Karenz­phase erhal­ten Beschäf­tigte Hilfe und Tipps, ihr Leiden zu bewäl­ti­gen. „Drei Viertel jener, die bei uns Rat gesucht haben, arbei­ten immer noch in ihrer Tätig­keit“, verdeut­lichte John.

Ein gutes Mittel seien semiper­meable, also atmungs­ak­tive, Handschuhe aus „Sympatex“-Material. Diese leiten Feuch­tig­keit und Wärme ab und beugen so einem Nässe- und Hitze­stau im Innern des Handschuhs vor. „Drei Viertel der Beschäf­tig­ten konnten sich laut unserer Befra­gung einen dauer­haf­ten Einsatz vorstel­len“, lobte John. 80,8 Prozent empfan­den das Tragen als angenehm, vergli­chen mit 6,1 Prozent, die das über konven­tio­nelle Handschuhe sagten. Die BGW biete unkom­pli­zierte und kosten­lose Hilfe für Beschäf­tigte, und habe im Feedback Bestno­ten bei Profes­sio­na­li­tät, Freund­lich­keit und unbüro­kra­ti­schem Handeln erzielt.

Prävention
Markus Taddi­cken (BGW) referiert über die sekun­däre Indivi­du­al­prä­ven­tion. Bild: Björn Koch

Hilfe bei Hauter­kran­kun­gen

Hieran knüpfte Markus Taddi­cken, Geschäfts­füh­rer der BGW-Bezirks­ver­wal­tung Bochum, in seinem Referat „Chancen der sekun­dä­ren Indivi­du­al­prä­ven­tion – Trotz erkrank­ter Haut die Zukunft des Arbeits­plat­zes sichern“ nahtlos an. „Nicht nur bei einem Unfall werden wir tätig, sondern auch bei Berufs­krank­hei­ten, wenn Gefahr entsteht, wieder auflebt oder sich verschlim­mert“, zitierte er die entspre­chende Verord­nung. Unter den versi­cher­ten sieben Millio­nen Beschäf­tig­ten im Gesund­heits­we­sen in rund 680.000 Unter­neh­men stelle die Berufs­krank­heit Hauter­kran­kung fast 60 Prozent aller aufge­nom­me­nen Fälle, verdeut­lichte er. „Gerade der präven­tive Gedanke ist daher wichtig.“ Niemand sollte sich scheuen, die Genos­sen­schaft anzuspre­chen. „Wenn Sie beim Hautarzt Ihre beruf­li­che Belas­tung anspre­chen, werden Sie überwie­sen. Aber auch wenn Sie vorher nicht beim Arzt waren, wird bei uns keiner abgewie­sen“, versprach er. „Das heißt, ich persön­lich kann sagen, ich brauche eine Beratung, wenn mir die Hände weh tun?“ so die verblüffte Frage einer Besuche­rin im Saal. Taddi­cken: „Ja, so ist es.“

Ein weite­rer Service sei die Arbeits­platz­be­glei­tung mit geschul­ten Kräften, um Teilneh­mern konkrete Unter­stüt­zung im Arbeits­all­tag zu geben, Gelern­tes umzuset­zen. „Im Prinzip bräuchte man ein kleines Äffchen auf der Schul­ter, das einen erinnert“, scherzte Taddi­cken. „Diese Aufgabe leisten wir.“ Die Beglei­tung in den Betrieb sei seitens der Arbeit­ge­ber regel­mä­ßig zumut­bar, da sie verhält­nis­mä­ßig sei – und schließ­lich letzt­lich auch ihm selbst zugute komme.