Da die Epithelisierung einer Wunde vom Wundrand ausgeht, ist es für einen positiven Heilungsverlauf überaus wichtig, den Wundrand und ebenso die Wundumgebung zu schützen. Wird der Wundrand einer stark sezernierenden Wunde nicht oder nicht ausreichend geschützt, führt dies zur Mazeration des Wundrandes und des umliegenden Gewebes. Um die Mazeration des Gewebes zu vermeiden, liegt das Augenmerk vor allem auf dem Exsudatmanagement.
Die richtige Wahl der Wundauflage ist entscheidend. Sie sollte ein ausreichendes Aufnahmevermögen haben, so dass die Wunde weder zu trocken, noch zu feucht ist. Bei stark sezernierenden Wunden sind Hydrofaser-Verbände (englisch: Hydrofiber) sehr zu empfehlen.
Wundauflagen aus Hydrofaser/Hydrofiber
Hydrofasern bestehen aus Natriumcarboxymethylzellulose und sind zumeist als Kompresse oder Tamponade erhältlich. Hydrofaser-Verbände zeichnet aus, dass sie gut drapierbar und weich sind. Zudem wandeln sie sich bei Kontakt mit Exsudat in ein transparentes, weiches und formstabiles Gel. Das Besondere an der Hydrofaser ist deren Eigenschaft, Exsudat vertikal zu absorbieren. Anders als bei Alginaten quillt das Produkt nur in die Höhe (vertikale Absorption). Da das Exsudat vom Wundrand in Richtung Wunde geleitet wird, sollte diese Art von Wundauflage den Wundrand etwa zwei bis drei Zentimeter überlappen. Dadurch kann der Mazeration von Wundrand und Umgebungshaut effektiv entgegen gewirkt werden.
Je nach Indikation können zudem silberhaltige Hydrofaserauflagen mit entsprechender antimikrobieller Wirkung eingesetzt werden. Sie sind dazu in der Lage, das bis zu 25-fache ihres Eigengewichts aufzunehmen. Zudem wird das aufgenommene Exsudat selbst bei Druckausübung nicht mehr freigegeben. Die Verweildauer des Wundverbands beträgt – je nach Wunde und Exsudation – maximal sieben Tage. Dennoch ist es wichtig, das Wechselintervall individuell zu bestimmen.[2]
Idealerweise wird die Wundauflage mit einem transparenten Hautschutzfilm ergänzt. Die Verwendung eines transparenten Produktes ist empfehlenswert, da dies – anders als Öle, Fette oder Pasten – nach wie vor eine Hautbeurteilung ermöglicht. Auch der Gasaustausch der darunter liegenden Haut wird dadurch nicht eingeschränkt und die Haftfestigkeit der Verbandsmaterialien wird durch den Wundschutzfilm nicht beeinträchtigt. Ferner eignen sich transparente Hautschutzfilme zur Anwendung in der Intertrigoprophylaxe.
Je nach Beschaffenheit des Wundrands und der Wundumgebung und je nach Anforderungen der Wunde, kann beim transparenten Hautschutzfilm unter verschiedenen Applikationsformen – Applikator („Lolli“), Spray, Tuch oder Creme – gewählt werden. Die Applikation des Hautschutzes soll nach dem Grundsatz erfolgen, intakte Hautareale innerhalb der Wunde, also Stege und Inseln, zu schützen.[2]
Zusammenfassend kann man sagen: bei stark sezernierenden Wunden ist eine Wundauflage aus Hydrofaser ideal. Deren vertikale Absorption in Kombination mit einem transparenten Hautschutzfilm im Bereich des Wundrandes und der Umgebungshaut schützt vor Mazeration und trägt somit wesentlich zur Wundheilung und Infektionsprophylaxe bei.
[1] Initiative Chronische Wunde e. V. (ohne Datum): Standards/Definitionen für die Wundbehandlung.
[2] Protz, Kerstin (2016): Moderne Wundversorgung. Praxiswissen, Standards und Dokumentation. Unter Mitarbeit von Jan Hinnerk Timm. 8. Auflage + CD mit allen Standards, Dokumentationsbögen, Produktübersichten und Zusatzinformationen. München: Elsevier. Online verfügbar unter http://shop.elsevier.de/978–3‑437–27885‑3.
Melanie Zistler, Gesundheits- und Krankenpflegerin, B. Sc. in Care and Nursing Studies; Co-Autor: Thomas Bonkowski, Universitätsklinikum Regensburg, Gesundheits- und Krankenpfleger, Wundexperte, ICW e. V., 1. Vorsitzender, Verein der Freunde und Förderer der Pflege.