Die Idee zum Film hatte Judith Raunig, eine Klinische- und Gesundheitspsychologin aus Österreich, die in ihrer Praxis zunehmend Frauen betreut, die unter psychischen Belastungen einer Kaiserschnitt-Geburt leiden. In ihrer Arbeit habe sie immer wieder teils sehr schockierende Erzählungen gehört: „Frauen berichteten davon, überrumpelt und zum Kaiserschnitt gedrängt worden zu sein, von Androhungen schwerer Folgen für das Kind oder von eigenen Todesängsten“, so Raunig. „Irgendwann war für mich die Diskrepanz zwischen der Art, wie ein Kaiserschnitt in der Öffentlichkeit verkauft wird, nämlich als eine einfache, moderne, sichere und schmerzlose Art der Geburt, und der Wahrnehmung etlicher Frauen so absurd, dass ich nach einer Möglichkeit gesucht habe, diese Sicht des Kaiserschnitts, die Sicht der Betroffenen, der Öffentlichkeit näher zu bringen.“
Die Perspektive der Betroffenen soll ins Blickfeld gerückt werden
Auf Einladung von Prof. Dr. Sabine Dörpinghaus, die den neuen Studiengang Hebammenkunde an der KatHO NRW leitet, wird die Österreicherin den Film erstmals auch in Deutschland zeigen. Mit der Veranstaltung möchte man zum einen die derzeitigen Entwicklungen im Gesundheitssektor – hier im speziellen Fall die steigenden Kaiserschnittquoten – gesellschaftskritisch beleuchten, zum anderen die Perspektive der Betroffenen in den Blick nehmen. „Frauen befinden sich in der Geburtsphase in einer existenziell sehr bedeutsamen Situation. Aber ihre Perspektive gerät zugunsten einer analytisch-zergliedernden Betrachtungsweise häufig aus dem Blick“, so Dörpinghaus.
Obwohl mittel- und langfristige Effekte, wie die psychische Gesundheit der Frau, aber auch Probleme bei Neugeborenen bekannt seien, würde die Schwelle zur sogenannten Schnittentbindung weiter gesenkt. „Die Gründe sind komplex“, sagt Dörpinghaus. „Medizinische Gründe, wie das Alter der Frauen, Mehrlingsschwangerschaften oder Kinder über 4.500g, aber auch organisatorische, finanzielle und haftungsrechtliche Gründe sind relevant.“ Dass Frauen, die einen Kaiserschnitt als traumatisch erlebt haben, bei der Verarbeitung ihrer Gefühle unterstützt werden, stelle eine Ausnahme dar.
Die KatHO NRW zeigt den Dokumentarfilm erstmals in Deutschland und lädt im Anschluss zu einer Podiumsdiskussion mit Hebammen, Ärzten und Betroffenen ein. Die Veranstaltung findet statt am Montag, 23. März 2015 um 15.00 Uhr im Audimax der Katholischen Hochschule NRW, Wörthstraße 10, 50668 Köln.
Ausschnitte zum Film finden Sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=QXrTmub4Xqs
https://www.youtube.com/watch?v=u8B9jDJBDbs