Kliniksterben
Klaus Gryzbeck in Berlin Bild: Marlene Winkler

Klaus Gryzbeck (42) – Staat­lich exami­nier­ter Kranken­pfle­ger zum Klinik­ster­ben:

„Ich bin mit vielen Kolle­gin­nen und Kolle­gen hier, weil es uns auf den Sack geht, dass wir in keiner Art und Weise von der Politik beach­tet werden. Es werden nur faden­schei­nige Begrün­dun­gen angege­ben, Klatschen während der Corona-Zeit und so weiter – das kann es nicht sein!

Das Klinik­ster­ben geht jetzt gerade erst richtig los, das hat ja auch der Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter schon einge­stan­den, und dass er das toleriert. Wir fordern hier und heute, dass auch die kleinen Kranken­häu­ser am Leben bleiben!“

Kliniksterben
Hilde­gard Sauthof in Berlin Bild: Marlene Winkler

Hilde­gard Sauthof (60) – Kinder­kran­ken­schwes­ter in der Psych­ia­trie:

„Ich arbeite als Kinder­kran­ken­schwes­ter und auch noch in der Psych­ia­trie – und die Zustände werden einfach immer überall schlim­mer! Die neuen Richt­li­nien für die Psych­ia­trie sind noch nicht auf dem Weg und zeitgleich wird überall gespart. Perso­nal wird abgebaut und man hat keine Zeit mehr für die Patien­ten.

Und die Patien­ten leiden dadurch. Es ist einfach nur noch ein Abarbei­ten. Es ist so ein schöner Beruf – deshalb ist es so traurig. Aber ich habe jetzt damit angefan­gen, die 57 Monate bis zu meiner Rente runter zu zählen.

Die Politik sollte mal aufwa­chen und einfach mal in die Kranken­häu­ser reinschauen! Häuser müssen auch in den Provin­zen bleiben. Was ist, wenn ich einen Infarkt habe und das nächste Klini­kum ist 200 Kilome­ter entfernt?

Den meisten von uns geht es ja nicht ums Geld – aber wir sollten doch vernünf­tig arbei­ten können und nicht immer nur Löcher stopfen.“

Kliniksterben
Martin Schmid in Berlin Bild: Marlene Winkler

Martin Schmid (60) – Geschäftsführer bei den Starn­ber­ger Klini­ken GmbH:

„Wir prostes­tie­ren gegen diese Reform von unserem Minis­ter Lauter­bach, die er auf den Weg bringen will. Ich sehe viele Probleme auf die Klini­ken zukom­men. Gerade die kleinen Häuser kommen in große Gefahr. Wir haben große Probleme bei der Zusam­men­füh­rung von Leistungs­grup­pen.

Wenn alles zentra­li­siert werden soll, bekom­men wir große Probleme, das entspre­chend umzuset­zen.“

Kliniksterben
Yvonne Mohr in Berlin Bild: Marlene Winkler

Yvonne Mohr (47) – Alten­pfle­ge­rin:

„Wir sind heute vor Sonnen­auf­gang aus Schles­wig-Holstein losge­fah­ren, um uns hier zu zeigen.

Es fehlt im Kranken­haus an allen Ecken und Enden. Junge Leute sind nicht mehr inter­es­siert, in den Beruf zu gehen, weil die Arbeit hart ist und die Bezah­lung schlecht.

Die Pflege leidet darun­ter sehr. Ich zum Beispiel muss sehr oft einsprin­gen, um Lücken zu füllen, weil kein Perso­nal mehr hinter­her kommt.“

Kliniksterben
Fabian Lauen­stein in Berlin Bild: Marlene Winkler

Fabian Lauen­stein (41) – Auszu­bil­den­der Pflege­fach­kraft:

„Ich habe mich jetzt schon entschie­den, nach meiner Ausbil­dung nicht mehr in der Pflege zu arbei­ten. Durch die bishe­rige Reform sehe ich leider keine Zukunft mehr für die Pflege! Die Kranken­häu­ser werden reihen­weise schlie­ßen, die Zukunft liegt bei den ambulan­ten Pflege­diens­ten, die die Leute dann zuhause pflegen werden.

Ich erlebe es auf der Arbeit tagtäg­lich: an Perso­nal­kos­ten wird immer mehr gespart. Die Taschen der Verant­wort­li­chen werden dadurch besser gefüllt.

Das System, in dem ich arbeite, bröckelt. Das habe ich in meiner Zeit als Auszu­bil­den­der gelernt. Kranken­häu­ser müssen oft Geld drauf legen, um in der Notauf­nahme Patien­ten zu versor­gen. Es rechnet sich nicht. Und das ist ein großes Defizit, das von den Häusern nicht mehr gehal­ten werden kann. Für das System sehe ich so keiner­lei Zukunft!“

Mitar­beit: Marlene Winkler