Kaffee
Rund 150 Liter Kaffee trinkt jeder Bundes­bür­ger im Durch­schnitt pro Jahr. Bild: Mortefot/Wikimedia Commons

Wie wichtig guter Schlaf für Körper, Geist und Seele ist, haben wir in den vorigen Artikeln darge­stellt. Doch in unserer Leistungs­ge­sell­schaft ist Aufge­weckt-Sein zum richti­gen Zeitpunkt gefor­dert; daher sind Wachma­cher weit verbrei­tet. Die absolute Nummer eins unter den Wachma­chern stellt dabei Koffein dar. Welches es in vielfäl­ti­ger Form gibt – allen voran im Kaffee, der in Europa seit dem 16. Jahrhun­dert seinen Sieges­zug antrat.

Laut des Statis­ti­schen Bundes­am­tes trinkt der Durch­schnitts­deut­sche alleine rund 0,4 Liter – also zwei gängige Büro-Tassen – Kaffee am Tag, das sind jährlich rund 150 Liter aus 6,4 Kilogramm Rohkaf­fee. Damit liegt Kaffee als belieb­tes­tes Getränke sogar knapp vor Mineral­was­ser (147 Liter pro Kopf und Jahr); immer­hin jeder achte aufge­brühte Kaffee stammt übrigens mittler­weile aus fairem Handel.

Hinzu kommen seit den 1990er-Jahren die Energy-Drinks, deren Haupt-Wirkstoff ebenfalls Koffein ist: Seit der Zulas­sung des aus Öster­reich stammen­den Vorrei­ters „Red Bull“ in Deutsch­land 1994 wurden Energy-Drinks immer populä­rer. Mittler­weile beträgt der deutsche Jahres­kon­sum 290 Millio­nen Liter, also knapp dreiein­halb Liter pro Bundes­bür­ger – und immer noch gibt es satte Wachs­tums­ra­ten, 2014 etwa rund acht Prozent.

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Was Koffein betrifft: Auch ganz norma­ler Kaffee „verleiht Flügel“

Dabei ist recht inter­es­sant, dass die gemein­hin als „Koffe­in­bom­ben“ gelten­den Getränke gar nicht so viel Koffein erhal­ten wie man gemein­hin denken könnte. Denn aufgrund des deutschen Lebens­mit­tel­rechts (der „Frucht­saft- und Erfri­schungs­ge­trän­ke­ver­ord­nung“) gibt es einen Höchst­satz von 32 Milli­gramm pro 100 Milli­li­ter koffe­in­hal­ti­ges Erfri­schungs­ge­tränk. An jener Höchst­grenze dosiert sind alle Energy-Drinks, die es in Deutsch­land zu kaufen gibt. Dabei sollte man jedoch dran denken, dass auch und gerade Kinder eine Zielgruppe der meist süßli­chen Energy-Drinks sind – die sonst norma­ler­weise keinen Kaffee trinken. Auch der hohe Zucker­ge­halt wird dabei kritisch gesehen.

Zum Vergleich: Die beiden stärks­ten in Deutsch­land erhält­li­chen Colas, Afri-Cola und Fritz-Kola, enthal­ten immer­hin 25 Milli­gramm Koffein pro 100 Milli­li­ter. Bei Coca-Cola und Pepsi sind es zehn bis zwölf. Kaffee hinge­gen enthält – je nach Bohnen­sorte und Zuberei­tungs­art – laut der Stiftung Waren­test zwischen 60 und 100 Milli­gramm Koffein in der gleichen Geträn­ke­größe. Dabei enthal­ten die vor allem für Espresso-Mischun­gen genutz­ten, kräfti­ger schme­cken­den Robusta-Bohnen etwa doppelt so viel des Wirkstoffs wie die für fast alle gängi­gen Filter­kaf­fees genutzte Arabica-Bohnen­sorte.

Tee als lohnende Kaffee-Alter­na­tive

Auch Tee ist eine Möglich­keit, seinen Koffe­in­vor­rat aufzu­fül­len: Mit rund 27,5 Litern pro Kopf und Jahr ist er in Deutsch­land das zweit­be­lieb­teste Heißge­tränk. Mit einem Gehalt zwischen 20 und 50 Milli­gramm pro 100 Milli­ter liegt auch er auf – oder leicht oberhalb – der Werte bei den Kaltge­trän­ken. Der Koffe­in­ge­halt schwankt deshalb so stark, da er sehr von Anbau und Herkunft der Teepflanze abhängt. Auch eine Rolle spielen die Verar­bei­tungs­form (der in Deutsch­land häufi­ger getrun­kene schwarze Tee ist tenden­zi­ell stärker als grüner Tee) und die Ziehdauer. Nicht auf Basis von Blättern der Teepflanze herge­stellte Tees, wie Früchte‑, Kräuter- oder Rooibos-Tee, enthal­ten hinge­gen kein Koffein.

Wer die Koffein-Wirkung erhal­ten, aber keine Getränke zu sich nehmen will, kann auch auf Koffe­in­ta­blet­ten zurück­grei­fen. Jene gibt es in Dosie­run­gen von 50 bis 200 Milli­gramm rezept­frei in der Apotheke, in der Droge­rie und im Super­markt. Ein Vorteil von Tablet­ten könnte auch die verzö­gerte Freigabe des Wirkstoffs sein, so dass die Wirkung über mehrere Stunden anhält; im Gegen­satz bei den rund drei Stunden bei Einnahme in Geträn­ke­form.

Aller­dings bergen gerade Tablet­ten die Gefahr eines Gewöh­nungs-Effekts und eines allzu regel­mä­ßi­gen Konsums. „Coffe­inis­mus“ nennt man das medizi­ni­sche Bild einer Koffe­in­ab­hän­gig­keit: Bleibt die gewohnte Dosis des Wirkstof­fes einmal aus, kann der Körper mit Müdig­keit, Depres­sio­nen und Erschöp­fung reagie­ren. Wer – etwa auf ärztli­ches Anraten – seinen Koffein-Konsum zurück­fah­ren muss, sollte dies über mehrere Tage vertei­len.

Unser gelieb­ter Wachma­cher kann übrigens tatsäch­lich auch tödlich sein – jedoch liegt die Koffein-Dosis für einen normal­ge­wich­ti­gen Menschen bei rund zehn Gramm. Um diese Menge auf einmal zu sich zu nehmen, müsste man also rund zwölf Liter Filter­kaf­fee, oder rund 200 doppelte Espressi trinken. Vergif­tungs­er­schei­nun­gen können aller­dings, bei nicht an Koffein gewöhn­ten Körpern, bereits bei rund einem Gramm Koffein auftre­ten.