Wie wichtig guter Schlaf für Körper, Geist und Seele ist, haben wir in den vorigen Artikeln dargestellt. Doch in unserer Leistungsgesellschaft ist Aufgeweckt-Sein zum richtigen Zeitpunkt gefordert; daher sind Wachmacher weit verbreitet. Die absolute Nummer eins unter den Wachmachern stellt dabei Koffein dar. Welches es in vielfältiger Form gibt – allen voran im Kaffee, der in Europa seit dem 16. Jahrhundert seinen Siegeszug antrat.
Laut des Statistischen Bundesamtes trinkt der Durchschnittsdeutsche alleine rund 0,4 Liter – also zwei gängige Büro-Tassen – Kaffee am Tag, das sind jährlich rund 150 Liter aus 6,4 Kilogramm Rohkaffee. Damit liegt Kaffee als beliebtestes Getränke sogar knapp vor Mineralwasser (147 Liter pro Kopf und Jahr); immerhin jeder achte aufgebrühte Kaffee stammt übrigens mittlerweile aus fairem Handel.
Hinzu kommen seit den 1990er-Jahren die Energy-Drinks, deren Haupt-Wirkstoff ebenfalls Koffein ist: Seit der Zulassung des aus Österreich stammenden Vorreiters „Red Bull“ in Deutschland 1994 wurden Energy-Drinks immer populärer. Mittlerweile beträgt der deutsche Jahreskonsum 290 Millionen Liter, also knapp dreieinhalb Liter pro Bundesbürger – und immer noch gibt es satte Wachstumsraten, 2014 etwa rund acht Prozent.
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Was Koffein betrifft: Auch ganz normaler Kaffee „verleiht Flügel“
Dabei ist recht interessant, dass die gemeinhin als „Koffeinbomben“ geltenden Getränke gar nicht so viel Koffein erhalten wie man gemeinhin denken könnte. Denn aufgrund des deutschen Lebensmittelrechts (der „Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung“) gibt es einen Höchstsatz von 32 Milligramm pro 100 Milliliter koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk. An jener Höchstgrenze dosiert sind alle Energy-Drinks, die es in Deutschland zu kaufen gibt. Dabei sollte man jedoch dran denken, dass auch und gerade Kinder eine Zielgruppe der meist süßlichen Energy-Drinks sind – die sonst normalerweise keinen Kaffee trinken. Auch der hohe Zuckergehalt wird dabei kritisch gesehen.
Zum Vergleich: Die beiden stärksten in Deutschland erhältlichen Colas, Afri-Cola und Fritz-Kola, enthalten immerhin 25 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter. Bei Coca-Cola und Pepsi sind es zehn bis zwölf. Kaffee hingegen enthält – je nach Bohnensorte und Zubereitungsart – laut der Stiftung Warentest zwischen 60 und 100 Milligramm Koffein in der gleichen Getränkegröße. Dabei enthalten die vor allem für Espresso-Mischungen genutzten, kräftiger schmeckenden Robusta-Bohnen etwa doppelt so viel des Wirkstoffs wie die für fast alle gängigen Filterkaffees genutzte Arabica-Bohnensorte.
Tee als lohnende Kaffee-Alternative
Auch Tee ist eine Möglichkeit, seinen Koffeinvorrat aufzufüllen: Mit rund 27,5 Litern pro Kopf und Jahr ist er in Deutschland das zweitbeliebteste Heißgetränk. Mit einem Gehalt zwischen 20 und 50 Milligramm pro 100 Milliter liegt auch er auf – oder leicht oberhalb – der Werte bei den Kaltgetränken. Der Koffeingehalt schwankt deshalb so stark, da er sehr von Anbau und Herkunft der Teepflanze abhängt. Auch eine Rolle spielen die Verarbeitungsform (der in Deutschland häufiger getrunkene schwarze Tee ist tendenziell stärker als grüner Tee) und die Ziehdauer. Nicht auf Basis von Blättern der Teepflanze hergestellte Tees, wie Früchte‑, Kräuter- oder Rooibos-Tee, enthalten hingegen kein Koffein.
Wer die Koffein-Wirkung erhalten, aber keine Getränke zu sich nehmen will, kann auch auf Koffeintabletten zurückgreifen. Jene gibt es in Dosierungen von 50 bis 200 Milligramm rezeptfrei in der Apotheke, in der Drogerie und im Supermarkt. Ein Vorteil von Tabletten könnte auch die verzögerte Freigabe des Wirkstoffs sein, so dass die Wirkung über mehrere Stunden anhält; im Gegensatz bei den rund drei Stunden bei Einnahme in Getränkeform.
Allerdings bergen gerade Tabletten die Gefahr eines Gewöhnungs-Effekts und eines allzu regelmäßigen Konsums. „Coffeinismus“ nennt man das medizinische Bild einer Koffeinabhängigkeit: Bleibt die gewohnte Dosis des Wirkstoffes einmal aus, kann der Körper mit Müdigkeit, Depressionen und Erschöpfung reagieren. Wer – etwa auf ärztliches Anraten – seinen Koffein-Konsum zurückfahren muss, sollte dies über mehrere Tage verteilen.
Unser geliebter Wachmacher kann übrigens tatsächlich auch tödlich sein – jedoch liegt die Koffein-Dosis für einen normalgewichtigen Menschen bei rund zehn Gramm. Um diese Menge auf einmal zu sich zu nehmen, müsste man also rund zwölf Liter Filterkaffee, oder rund 200 doppelte Espressi trinken. Vergiftungserscheinungen können allerdings, bei nicht an Koffein gewöhnten Körpern, bereits bei rund einem Gramm Koffein auftreten.