Im Zuge der Coronapandemie wurden zahlreiche Operationen abgesagt oder verschoben – nicht zuletzt, um Reserve-Kapazitäten für die erwartete Welle von COVID-19-Intensivpatienten zur Verfügung zu haben.
Etliche Bürger hielten sich zudem, aus Angst vor einer Infektion, mit dem Besuch ambulanter Einrichtungen oder dem Wahrnehmen von nicht dringenden medizinischen Eingriffen zurück.
Dies hat Konsequenzen auf die Wirtschaftslage der deutschen Kliniklandschaft: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger schrieben 49 Prozent, und damit knapp jedes zweite Klinikum, im Jahr 2020 rote Zahlen. Während 38 Prozent der privaten Krankenhäuser Verluste schrieben, waren es bei den öffentlich-rechtlichen Kliniken sogar 63 Prozent.
Krankenhäuser in Finanznot
Für das aktuelle Jahr erwarten 51 Prozent einen Umsatzrückgang, 22 Prozent rechnen mit konstanten Umsätzen, nur 27 Prozent mit einem Anstieg. Auch der Ausblick auf die nähere Zukunft ist trübe: 83 Prozent der Häuser, und damit fünf von sechs Kliniken, erwarten eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation in den nächsten fünf Jahren.
Für seine Krankenhausstudie 2021 hatte Roland Berger mit 600 Krankenhaus-Managern gesprochen. „Unsere Studie zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage in einer neuen Dimension verschlechtert hat. Die Mehrheit der befragten Krankenhäuser erwartet, dass die Probleme über die nächsten Jahre weiter zunehmen werden“, bilanziert Peter Magunia, Seniorpartner der Unternehmensberatung. Krankenhäuser in Finanznot.
Wenig Hoffnung auf Nachholeffekt bei Operationen
Während die Umsätze im ersten Corona-Jahr 2020 immer noch bei 42 Prozent der Krankenhäuser angestiegen waren und nur bei 36 Prozent zurückgegangen (Rest: konstant), sehen die Klinikmanager also für das laufende Jahr deutlich schwärzer.
In den Vor-Corona-Jahren 2017 bis 2019 hatten mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser von gestiegenen Umsätzen berichtet. Besonders alarmierend dürften die weit verbreiteten Verluste bei den privaten Kliniken sein, die in der Vergangenheit mit allergrößter Mehrheit schwarze Zahlen geschrieben hatten.
Auf einen sogenannten Rebound-Effekt nach der Pandemie – das Nachholen der wegen Corona aufgeschobenen Behandlungen und Operationen – würden viele Krankenhausmanager nicht mehr hoffen, so Roland Berger. Steigende Material- und Personalkosten drückten zusätzlich aufs Ergebnis.
Förderprogramme wie der Bundes- und Landesfonds im Zuge des Krankenhaus-Zukunftsgesetzes verbesserten die Liquidität der Häuser lediglich vorübergehend. Auch die Freihalte-Pauschale für Klinikbetten im Zuge der Coronapandemie habe nicht ausgereicht, die Umsatzrückgänge zu kompensieren. Krankenhäuser in Finanznot – knapp 2.000 Häuser gibt es heute noch in Deutschland. Die Zahl hat in den letzten Jahren stark variiert, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird, ist ungewiß.