Krankenhäuser in Finanznot
Die finan­zi­elle Not ist groß in vielen Kranken­häu­sern. Bild: Stefan Dinse | Dreamstime.com

Im Zuge der Corona­pan­de­mie wurden zahlrei­che Opera­tio­nen abgesagt oder verscho­ben – nicht zuletzt, um Reserve-Kapazi­tä­ten für die erwar­tete Welle von COVID-19-Inten­siv­pa­ti­en­ten zur Verfü­gung zu haben.

Etliche Bürger hielten sich zudem, aus Angst vor einer Infek­tion, mit dem Besuch ambulan­ter Einrich­tun­gen oder dem Wahrneh­men von nicht dringen­den medizi­ni­schen Eingrif­fen zurück.

Dies hat Konse­quen­zen auf die Wirtschafts­lage der deutschen Klinik­land­schaft: Laut einer Studie der Unter­neh­mens­be­ra­tung Roland Berger schrie­ben 49 Prozent, und damit knapp jedes zweite Klini­kum, im Jahr 2020 rote Zahlen. Während 38 Prozent der priva­ten Kranken­häu­ser Verluste schrie­ben, waren es bei den öffent­lich-recht­li­chen Klini­ken sogar 63 Prozent.

Kranken­häu­ser in Finanz­not

Für das aktuelle Jahr erwar­ten 51 Prozent einen Umsatz­rück­gang, 22 Prozent rechnen mit konstan­ten Umsät­zen, nur 27 Prozent mit einem Anstieg. Auch der Ausblick auf die nähere Zukunft ist trübe: 83 Prozent der Häuser, und damit fünf von sechs Klini­ken, erwar­ten eine Verschlech­te­rung ihrer wirtschaft­li­chen Situa­tion in den nächs­ten fünf Jahren.

Für seine Kranken­haus­stu­die 2021 hatte Roland Berger mit 600 Kranken­haus-Managern gespro­chen. „Unsere Studie zeigt, dass sich die wirtschaft­li­che Lage in einer neuen Dimen­sion verschlech­tert hat. Die Mehrheit der befrag­ten Kranken­häu­ser erwar­tet, dass die Probleme über die nächs­ten Jahre weiter zuneh­men werden“, bilan­ziert Peter Magunia, Senior­part­ner der Unter­neh­mens­be­ra­tung. Kranken­häu­ser in Finanz­not.

Umsatzentwicklung 2020 und Erwartungen für 2021
Umsatz­ent­wick­lung 2020 und Erwar­tun­gen für 2021 Bild: Roland Berger

Wenig Hoffnung auf Nachhol­ef­fekt bei Opera­tio­nen

Während die Umsätze im ersten Corona-Jahr 2020 immer noch bei 42 Prozent der Kranken­häu­ser angestie­gen waren und nur bei 36 Prozent zurück­ge­gan­gen (Rest: konstant), sehen die Klinik­ma­na­ger also für das laufende Jahr deutlich schwär­zer.

In den Vor-Corona-Jahren 2017 bis 2019 hatten mehr als zwei Drittel der Kranken­häu­ser von gestie­ge­nen Umsät­zen berich­tet. Beson­ders alarmie­rend dürften die weit verbrei­te­ten Verluste bei den priva­ten Klini­ken sein, die in der Vergan­gen­heit mit aller­größ­ter Mehrheit schwarze Zahlen geschrie­ben hatten.

Auf einen sogenann­ten Rebound-Effekt nach der Pande­mie – das Nachho­len der wegen Corona aufge­scho­be­nen Behand­lun­gen und Opera­tio­nen – würden viele Kranken­haus­ma­na­ger nicht mehr hoffen, so Roland Berger. Steigende Material- und Perso­nal­kos­ten drück­ten zusätz­lich aufs Ergeb­nis.

Förder­pro­gramme wie der Bundes- und Landes­fonds im Zuge des Kranken­haus-Zukunfts­ge­set­zes verbes­ser­ten die Liqui­di­tät der Häuser ledig­lich vorüber­ge­hend. Auch die Freihalte-Pauschale für Klinik­bet­ten im Zuge der Corona­pan­de­mie habe nicht ausge­reicht, die Umsatz­rück­gänge zu kompen­sie­ren. Kranken­häu­ser in Finanz­not – knapp 2.000 Häuser gibt es heute noch in Deutsch­land. Die Zahl hat in den letzten Jahren stark variiert, in welche Richtung die Entwick­lung gehen wird, ist ungewiß.