Mit Blick auf die zahlreichen COVID-Patienten auf den Intensivstationen sagte er am Montag im Deutschlandfunk: „Das findet jetzt auch aktuell statt, um sich auf noch schwierigere Lagen vorzubereiten. Wir laufen langsam, aber sicher in eine Art Katastrophen-Medizin hinein.“ Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, welchen Patienten sie zuerst helfen.
Schon jetzt würden Intensiv-Patienten früher „als medizinisch vertretbar“ auf Normalstationen verlegt werden, erklärte Gaß. „Man weiß: Wir können nicht mehr allen Patienten die bestmögliche Behandlung ermöglichen, (…) die wir im Regelfall zur Verfügung haben.“ Das sei schon eine Art von Triage, so Gaß weiter.
„Wenn wir von Triage sprechen, ist das ein schleichender Prozess, der nach und nach immer härter Realität wird“, sagte Gaß. So müssten sich Patienten und Kliniken darauf einstellen, dass auch „medizinisch kompliziertere Fälle“ beispielsweise mit einer Verschiebung ihrer Operationen rechnen müssten.
Krankenhausgesellschaft: ein harter Lockdown ist „zwingend erforderlich“
Angesichts der Situation in manchen Bundesländern sei ein harter Lockdown nun „zwingend erforderlich“. In Bayern, Sachsen oder Thüringen sei „längst der Punkt überschritten, wo man noch irgendwie zuwarten könnte“. Hier müsse dringen gehandelt werden, forderte Gaß.
„Hier brauchen wir nicht nur ein Brechen des Trends. Wir brauchen hier dringend einen wirklichen Rückgang der Infektionszahlen – und das wird man nur über einen weitgehenden Lockdown dann auch realisieren können, der wohl auch nicht nur die Ungeimpften, sondern auch die Geimpften treffen wird.“
Hunderte von Patienten ins Ausland verlegt
Verlegungen von Corona-Patienten aus Hotspot-Gebieten in andere Regionen Deutschlands werde es auch in den kommenden Wochen weiterhin und vermehrt geben.
Auch Verlegungen ins Ausland schloss Gaß nicht mehr aus. „In der Summe werden sicherlich Hunderte von Patienten verlegt werden. Das ist aber keine Zahl, die wir täglich erleben, sondern das ist eine Zahl, die sich dann aufsummiert.“
Die Patienten, die sich in den vergangenen zehn Tagen mit Corona angesteckt haben, würden in den kommenden zehn, zwölf Tagen in die Krankenhäuser kommen, warnte Gaß.
„Das heißt: Egal, was wir jetzt machen an Lockdown – in den nächsten zehn, zwölf Tagen werden weitere Tausende von Patienten in die Krankenhäuser kommen und auch auf die Intensivstationen. Das können wir jetzt schon gar nicht mehr verhindern.“
Weiter kritisiert die Krankenhausgesellschaft die vorgesehene tägliche Testung aller geimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus. Das sei praktisch nicht umsetzbar und führe zu einer untragbaren Belastung.
Krankenhausgesellschaft: Konzepte der Häuser haben sich bewährt
Ein Argument: Die Infektionsschutzkonzepte der Krankenhäuser hätten sich in der Corona-Pandemie bewährt. Klinikmitarbeiter sind nach Erhebungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zu weit über 90 Prozent geimpft. Infolge dieser Impfungen verzeichneten die Kliniken kein erhöhtes Infektionsgeschehen mehr.
Die tägliche Testung für ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei dagegen selbstverständlich und werde von den Kliniken auch umgesetzt. Für geimpfte und genesene Beschäftigte seien zwei Tests pro Woche eine völlig ausreichende präventive Vorgehensweise, die so in den meisten Kliniken auch umgesetzt werde.
Quelle: DKG, Deutschlandfunk, RKI