Krankenhausgesellschaft
Man laufe in eine Art „Katastro­phen-Medizin“ hinein, so die DKG Bild: Ilker/Freeimages.com

Mit Blick auf die zahlrei­chen COVID-Patien­ten auf den Inten­siv­sta­tio­nen sagte er am Montag im Deutsch­land­funk: „Das findet jetzt auch aktuell statt, um sich auf noch schwie­ri­gere Lagen vorzu­be­rei­ten. Wir laufen langsam, aber sicher in eine Art Katastro­phen-Medizin hinein.“ Triage bedeu­tet, dass Medizi­ner aufgrund von knappen Ressour­cen entschei­den müssen, welchen Patien­ten sie zuerst helfen.

Schon jetzt würden Inten­siv-Patien­ten früher „als medizi­nisch vertret­bar“ auf Normal­sta­tio­nen verlegt werden, erklärte Gaß. „Man weiß: Wir können nicht mehr allen Patien­ten die bestmög­li­che Behand­lung ermög­li­chen, (…) die wir im Regel­fall zur Verfü­gung haben.“ Das sei schon eine Art von Triage, so Gaß weiter.

„Wenn wir von Triage sprechen, ist das ein schlei­chen­der Prozess, der nach und nach immer härter Reali­tät wird“, sagte Gaß. So müssten sich Patien­ten und Klini­ken darauf einstel­len, dass auch „medizi­nisch kompli­zier­tere Fälle“ beispiels­weise mit einer Verschie­bung ihrer Opera­tio­nen rechnen müssten.

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Dr. Gerald Gaß, Vorstands­vor­sit­zen­der der Deutschen Kranken­haus­ge­sell­schaft Bild: DKG/Andreas Schoel­zel

Kranken­haus­ge­sell­schaft: ein harter Lockdown ist „zwingend erfor­der­lich“

Angesichts der Situa­tion in manchen Bundes­län­dern sei ein harter Lockdown nun „zwingend erfor­der­lich“. In Bayern, Sachsen oder Thürin­gen sei „längst der Punkt überschrit­ten, wo man noch irgend­wie zuwar­ten könnte“. Hier müsse dringen gehan­delt werden, forderte Gaß.

„Hier brauchen wir nicht nur ein Brechen des Trends. Wir brauchen hier dringend einen wirkli­chen Rückgang der Infek­ti­ons­zah­len – und das wird man nur über einen weitge­hen­den Lockdown dann auch reali­sie­ren können, der wohl auch nicht nur die Ungeimpf­ten, sondern auch die Geimpf­ten treffen wird.“

Hunderte von Patien­ten ins Ausland verlegt

Verle­gun­gen von Corona-Patien­ten aus Hotspot-Gebie­ten in andere Regio­nen Deutsch­lands werde es auch in den kommen­den Wochen weiter­hin und vermehrt geben.

Auch Verle­gun­gen ins Ausland schloss Gaß nicht mehr aus. „In der Summe werden sicher­lich Hunderte von Patien­ten verlegt werden. Das ist aber keine Zahl, die wir täglich erleben, sondern das ist eine Zahl, die sich dann aufsum­miert.“

Die Patien­ten, die sich in den vergan­ge­nen zehn Tagen mit Corona angesteckt haben, würden in den kommen­den zehn, zwölf Tagen in die Kranken­häu­ser kommen, warnte Gaß.

„Das heißt: Egal, was wir jetzt machen an Lockdown – in den nächs­ten zehn, zwölf Tagen werden weitere Tausende von Patien­ten in die Kranken­häu­ser kommen und auch auf die Inten­siv­sta­tio­nen. Das können wir jetzt schon gar nicht mehr verhin­dern.“

Weiter kriti­siert die Kranken­haus­ge­sell­schaft die vorge­se­hene tägli­che Testung aller geimpf­ten Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter im Kranken­haus. Das sei praktisch nicht umsetz­bar und führe zu einer untrag­ba­ren Belas­tung.

Kranken­haus­ge­sell­schaft: Konzepte der Häuser haben sich bewährt

Ein Argument: Die Infek­ti­ons­schutz­kon­zepte der Kranken­häu­ser hätten sich in der Corona-Pande­mie bewährt. Klinik­mit­ar­bei­ter sind nach Erhebun­gen des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) zu weit über 90 Prozent geimpft. Infolge dieser Impfun­gen verzeich­ne­ten die Klini­ken kein erhöh­tes Infek­ti­ons­ge­sche­hen mehr.

Die tägli­che Testung für ungeimpfte Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter sei dagegen selbst­ver­ständ­lich und werde von den Klini­ken auch umgesetzt. Für geimpfte und genesene Beschäf­tigte seien zwei Tests pro Woche eine völlig ausrei­chende präven­tive Vorge­hens­weise, die so in den meisten Klini­ken auch umgesetzt werde.

Quelle: DKG, Deutsch­land­funk, RKI