Anfang April haben sich die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD auf einen gemeinsamen Kompromissvorschlag zur Reform der beruflichen Pflege verständigen können. Dieser sieht die Einführung einer zweijährigen, generalistischen Ausbildungsphase ab dem Jahre 2019 vor. Im Anschluss daran soll den Auzubildenden für das dritte Ausbildungsjahr zur Wahl gestellt werden, ob sie dieses in bisheriger Form fortführen oder ob sie sich im Bereich der Altenpflege bzw. Kinderkrankenpflege vertiefen wollen.
Die Berufsabschlüsse in der Altenpflege und Kinderkrankenpflege sollen aber zunächst weiter Bestand haben. Erst sechs Jahre nach Beginn der Reform – also 2025 – soll eine endgültige Entscheidung über die Beibehaltung eigenständiger Berufsabschlüsse in diesen Bereich fallen.
Bei Prof. Dr. Frank Weidner, Direktor des Deutschen Institutes für angewandte Pflegeforschung (dip) und Befürworter der generalistischen Pflegeausbildung, stößt dieses Vorgehen auf Unverständnis. „Das ist wie den Euro einführen und weiter mit der D‑Mark bezahlen“, lies Weidner heute in einer Stellungnahme seines Institutes verkünden.
Situation in der Pflegeausbildung wird unübersichtlicher
Für Weidner fallen die Vereinbarungen mit der Beibehaltung der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege als eigenständige Berufsabschlüsse deutlich hinter den Kompromiss, der bereits im Kabinettsbeschluss zur Pflegeberufereform von Anfang 2016 steckt, zurück. Nun soll es zukünftig weiterhin drei Berufsabschlüsse geben, die sich seiner Ansicht nach dann noch weniger unterscheiden lassen als zuvor schon.
„Dieses Wirrwarr kann nicht gut sein für ein Berufsbild, das zukunftsweisend sein soll, im Wettbewerb um gute Schulabgänger dringend punkten muss und unbedingt eine höhere Attraktivität benötigt!“ Zudem bemängelt der Direktor des dip, dass für mindestens sechs Jahre eine recht unübersichtliche Situation entstehen wird, die die Bewerber und Schüler gleichermaßen verunsichern dürfte. Er befürchtet, dass die Lobbyisten aus der Alten- und Kinderkrankenpflege ihre partikularen Interessen bis zu einer endgültigen Entscheidung auch auf dem Rücken der Auszubildenden weiter ausfechten werden – zum Beispiel wenn es um die Organisation und Umsetzung der praktischen Ausbildung geht.
Vieles ist noch unklar
Allerdings seien viele Details der Reform, zum Beispiel zur Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, noch gar nicht bekannt, so der Pflegewissenschaftler. Weidner: „Ich wundere mich schon, dass im jetzt vorgestellten, mühselig zusammengezimmerten Kompromiss diese Fragen, die im vergangenen Jahr mit Vehemenz zur Entscheidung eingefordert wurden, nun ganz einfach übergangen worden sind.“
Quelle: dip