Die Leber nimmt eine lebenswichtige Rolle im Stoffwechsel des Körpers ein. Eine Funktionsstörung mit einem teilweisen oder vollständigen Ausfall ihrer Stoffwechselaufgaben ist eine ernste Erkrankung, die lebensbedrohliche Komplikationen wie beispielsweise eine hepatische Enzephalopathie hervorrufen kann.
Eine der Hauptursachen für diese Komplikationen ist in dem Anstieg des Ammoniakspiegels im Körper zu erkennen, der zu neurologischen Problemen führen kann. Die Vermeidung der Folgen einer erhöhten Ammoniakkonzentration erfordert eine angemessene medizinische Behandlung.
Bei den Patienten mit Leberinsuffizienz und hepatischer Enzephalopathie hat sich die Lactulose-Darmspülung als geeignete medizinische Behandlungsoption zur Reduzierung des Ammoniakspiegels erwiesen, um die Bildung und Resorption des Zellgiftes Ammoniak im Darm zu vermindern.
Was ist Lactulose und wie funktioniert die Darmspülung?
Lactulose ist ein synthetisches Zuckerpräparat, das im Darm fermentiert wird und osmotisch wirkt, indem es Wasser in den Darm zieht und den Stuhl erweicht. Durch diese Fermentation entstehen organische Säuren, die den pH-Wert im Darm senken und die Ammoniakproduktion durch Darmbakterien reduzieren. Diese Eigenschaften regen die Darmperistaltik an und machen die Lactulose zu einem wirksamen Mittel gegen Verstopfung.
Bei einer Darmspülung mit Lactulose wird der Darm durch die Eingabe großer Mengen Lactulose gereinigt und das intestinale Ammoniak aus dem Körper zurückgedrängt. Die hierdurch bewirkte Senkung des pH-Werts im Darm begünstigt das Wachstum nützlicher Darmbakterien, so dass sich die Darmmikrobiotika stabilisieren. Die Darmspülung mit Lactulose reduziert zudem die Ammoniakmengen, die vom Darm in den Blutkreislauf gelangen.
Reduzierung des Ammoniakspiegels bei Leberinsuffizienz
Bei einer Leberinsuffizienz ist die Leber nicht in der Lage, Ammoniak effektiv im Harnsäurezyklus zu Harnstoff verstoffwechseln und aus dem Körper auszuscheiden. Die Störung dieser Funktion führt zu einem krankhaften Anstieg des Ammoniakspiegels im Blut, der als Hyperammoniämie bekannt ist und als Symptom für Lebererkrankungen gilt. Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems sind die typische Folge (hepatische Enzephalopathie).
Bereits eine leichte hepatische Enzephalopathie kann mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, feinmotorischen Störungen und schneller Ermüdbarkeit einhergehen. Ein hoher Ammoniakspiegel im Blut kann schwerwiegende neurologische Komplikationen, wie Sprachlosigkeit, Apathie und dauerhafte Muskelanspannungen bewirken. Im fortgeschrittenen Stadium fallen die Patienten ins Koma und können versterben.
Die Lactulose-Darmspülung ist eine wirksame Methode zur Senkung des Ammoniakspiegel bei Patienten mit Leberinsuffizienz. Die Lactoseeingabe senkt den pH-Wert im Darm und hemmt das intestinale Wachstum von Ammoniak-produzierenden Bakterien. Die bewirkte „Ansäuerung“ des Darms erschwert die Ammoniakaufnahme, da das basische Molekül Ammoniak (NH3) zunehmend in das positiv geladene Ion Ammonium (NH4+) umgewandelt wird.
Über den Darm werden geringere Mengen von Ammoniak in den Blutkreislauf abgegeben; die Ammoniak-Konzentration im Blut sinkt.
Vorteile der Lactulose-Darmspülung bei Leberinsuffizienz
Die Lactulose-Darmspülung bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Patienten mit Leberinsuffizienz, darunter:
- Die Reduzierung des Risikos von hepatischer Enzephalopathie:
Durch die Senkung des Ammoniakspiegels im Blut wird das Risiko von hepatischer Enzephalopathie verringert und die neurologischen Symptome gelindert. - Die Verbesserung der Lebensqualität:
Indem die Symptome der hepatischen Enzephalopathie reduziert werden, wird das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität der leberinsuffizienten Patienten signifikant verbessert. - Die lebensrettende Therapie:
Bei schwerer Leberinsuffizienz kann die Lactulose-Darmspülung lebensrettend sein, indem sie den Ammoniakspiegel im Blut schnell und effektiv senkt.
Vorausetzung für eine effektive Lactulose-Darmspülung
Bei der Spülung des Darmes mit Lactulose wird das ammoniakbindende synthetische Zuckerpräparat über den Anus in den Darm eingebracht. Soweit etwaige Kontraindikationen, wie etwa
- eine Darmperforation,
- eine Appendizitis oder Peritonitis,
- eine Störung des Wasser- und Mineralsalzgleichgewichtes,
- eine Glucose-Galactose-Aufnahmestörung,
- eine Fruchtzuckerunverträglichkeit,
- ein Darmverschluss,
- eine gastrointestinale Blutung oder
- Tumore
ärztlicherseits ausgeschlossen sind, wird in der medizinisch-/pflegewissenschaftlichen Literatur die gezielte Einbringung von Lactulose in den Darm zur Reduzierung des Ammoniakspiegels dem Befähigungskreis von Pflegefachpersonen zugewiesen, die zur sach- und fachgerechten Durchführung dieser Maßnahme formell und materiell qualifiziert sind.
Neben der patientengerechten Lagerung ist hierbei die genaue Dosierung des Lebertherapeutikums (zum Beispiel: Importal® Pulver) und die Anwendungsdauer- und ‑frequenzen zu beachten. Das zu verwendende Sirup, Granulat, bzw. Pulver muss unter Beachtung der patientenindividuellen Besonderheiten (Alter, Konstitution) jeweils in einem bestimmten Verhältnis mit Wasser gemischt und appliziert werden.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine effektive Lactulosespülung ist die hinreichende Wirkung der Lactulose-Flüssigkeit im Darm.
Applikation per Darmrohr
Oftmals wird die Lactulosespülung mittels eines Darmrohres vorgenommen, welches durch drehende Bewegungen über den Anus in den Darm des Patienten eingeführt wird und dem angeschlossenen Schlauch zur Führung bei der Flüssigkeitszufuhr dient. Diese Prozedur ist für die Patienten mit spezifischen Risiken, wie etwa
- dem Durchstechen der Darmwand,
- der übermäßigen Dehnung des Darmes,
- Infektionen und
- Kreislaufbelastungen
verbunden. Ein Beispiel für die Justiziabilität eines behandlungsfehlerhaft eingeführten Darmrohres bietet eine Entscheidung des Landgerichts Hamburg, nach der die Durchführung eines Hebe-Senk-Einlaufs mittels eines Darmrohres dem voll beherrschbaren Risikobereich der behandelnden Krankenschwester zugewiesen worden ist, was die Übernahme der gesamten Schadensersatzansprüche des Krankenhausträgers zur Folge hatte (siehe: LG Hamburg vom 14. August 2015 – 303 O 94/12 = RDG 2016, S. 133).
Wirksame und sichere Applikation
Die sorgfältige Auswahl des wirksamen und sicheren Medizinproduktes zur Durchführung einer Lactulose-Darmspülung ist daher zuvorderst aus der Sicht des Patientenschutzes geboten, bietet daneben aber auch dem, für die Durchführung der Maßnahme verantwortlichen Personenkreis zugleich die Aussicht der Haftungsverschonung.
Aus therapeutischer Sicht kann die Reduzierung des Ammoniakspiegels nur durch eine hinreichende Einwirkzeit der ausreichenden Menge an Lactulose im Darm des Patienten erfolgreich herbeigeführt werden.
Dies ist zum einen über den zuverlässig dichten Colon-Zugang zu gewährleisten. Das Material des Applikationssystems sollte sich an die Anatomie des Schließmuskels anpassen und sicherstellen, dass die gewünschte Menge an Lactulose tatsächlich auch zugeführt wird und im Körper bis zur Einwirkung verbleibt.
Es ist daher unumgänglich auf die Dichtigkeit des Applikations-Systems zu achten. Durch die anatomisch synchronisierte Bauweise folgt das innovative Drainage-System des hygh‑tec® plus den Bewegungen des Schließmuskels und des Patienten und verspricht hierdurch die verlustfreie Eingabe von Lactulose.
Vom Rektum ausgehend durch den Analkanal hindurch bis hin zum Colon-Zugang weist sich das Produkt durch eine dichtende Bauweise aufgrund des verwendeten Polyurethans (PU) aus. Auch bei der Eingabe von wässrigen Spülungen ist daher die Dichtigkeit zu einem hohen Prozentsatz gewährleistet.
Das intelligente Design und die elastischen Eigenschaften des hygh‑tec® plus von dem Baden-Württembergischen Unternehmen advanced medical ballons (amb) haben sich im Fecal Management bereits an anderer Stelle mannigfaltig bewährt.
In dem therapeutischen Bereich der Lactulose-Darmspülung stellt hygh‑tec® plus ein ebenso verlässliches Hilfsmittel dar.
Fazit
Die Lactulose-Darmspülung ist eine lebensrettende Therapie zur Reduzierung von Ammoniak bei Patienten mit Leberinsuffizienz, indem sie den pH-Wert im Darm senkt, das Wachstum von Ammoniak-produzierenden Bakterien hemmt und die Ausscheidung von Ammoniak über den Stuhl fördert.
Die Lactulose-Darmspülung bietet eine wirksame Methode, um das Risiko von hepatischer Enzephalopathie zu verringern und die Lebensqualität von Patienten mit Leberinsuffizienz zu verbessern.
Sie kann sowohl für die Akuttherapie als auch zur Vorbeugung vor weiteren Episoden eingesetzt werden. Es ist jedoch erforderlich, vor Beginn einer Lactulose-Darmspülung mit einem Arzt zu sprechen, um die richtige Dosierung und Anwendung zu bestimmen und mögliche Nebenwirkungen zu berücksichtigen.
Von Mike Becker