Leberinsuffizienz
Hilfe bei Leber­in­suf­fi­zi­enz Bild: © Panuwat Dangs­ungnoen | Dreamstime.com

Die Leber nimmt eine lebens­wich­tige Rolle im Stoff­wech­sel des Körpers ein. Eine Funkti­ons­stö­rung mit einem teilwei­sen oder vollstän­di­gen Ausfall ihrer Stoff­wech­sel­auf­ga­ben ist eine ernste Erkran­kung, die lebens­be­droh­li­che Kompli­ka­tio­nen wie beispiels­weise eine hepati­sche Enzepha­lo­pa­thie hervor­ru­fen kann.

Eine der Haupt­ur­sa­chen für diese Kompli­ka­tio­nen ist in dem Anstieg des Ammoni­ak­spie­gels im Körper zu erken­nen, der zu neuro­lo­gi­schen Proble­men führen kann. Die Vermei­dung der Folgen einer erhöh­ten Ammoniak­kon­zen­tra­tion erfor­dert eine angemes­sene medizi­ni­sche Behand­lung.

Bei den Patien­ten mit Leber­in­suf­fi­zi­enz und hepati­scher Enzepha­lo­pa­thie hat sich die Lactu­lose-Darmspü­lung als geeig­nete medizi­ni­sche Behand­lungs­op­tion zur Reduzie­rung des Ammoni­ak­spie­gels erwie­sen, um die Bildung und Resorp­tion des Zellgif­tes Ammoniak im Darm zu vermin­dern.

Was ist Lactu­lose und wie funktio­niert die Darmspü­lung?

Lactu­lose ist ein synthe­ti­sches Zucker­prä­pa­rat, das im Darm fermen­tiert wird und osmotisch wirkt, indem es Wasser in den Darm zieht und den Stuhl erweicht. Durch diese Fermen­ta­tion entste­hen organi­sche Säuren, die den pH-Wert im Darm senken und die Ammoniak­pro­duk­tion durch Darmbak­te­rien reduzie­ren. Diese Eigen­schaf­ten regen die Darmpe­ris­tal­tik an und machen die Lactu­lose zu einem wirksa­men Mittel gegen Verstop­fung.

Bei einer Darmspü­lung mit Lactu­lose wird der Darm durch die Eingabe großer Mengen Lactu­lose gerei­nigt und das intesti­nale Ammoniak aus dem Körper zurück­ge­drängt. Die hierdurch bewirkte Senkung des pH-Werts im Darm begüns­tigt das Wachs­tum nützli­cher Darmbak­te­rien, so dass sich die Darmmi­kro­bio­tika stabi­li­sie­ren. Die Darmspü­lung mit Lactu­lose reduziert zudem die Ammoniak­men­gen, die vom Darm in den Blutkreis­lauf gelan­gen.

Reduzie­rung des Ammoni­ak­spie­gels bei Leber­in­suf­fi­zi­enz

Bei einer Leber­in­suf­fi­zi­enz ist die Leber nicht in der Lage, Ammoniak effek­tiv im Harnsäu­re­zy­klus zu Harnstoff verstoff­wech­seln und aus dem Körper auszu­schei­den. Die Störung dieser Funktion führt zu einem krank­haf­ten Anstieg des Ammoni­ak­spie­gels im Blut, der als Hyperam­mo­ni­ämie bekannt ist und als Symptom für Leber­er­kran­kun­gen gilt. Funkti­ons­stö­run­gen des zentra­len Nerven­sys­tems sind die typische Folge (hepati­sche Enzepha­lo­pa­thie).

Bereits eine leichte hepati­sche Enzepha­lo­pa­thie kann mit einge­schränk­ter Leistungs­fä­hig­keit, Konzen­tra­ti­ons­stö­run­gen, Stimmungs­schwan­kun­gen, feinmo­to­ri­schen Störun­gen und schnel­ler Ermüd­bar­keit einher­ge­hen. Ein hoher Ammoni­ak­spie­gel im Blut kann schwer­wie­gende neuro­lo­gi­sche Kompli­ka­tio­nen, wie Sprach­lo­sig­keit, Apathie und dauer­hafte Muskel­an­span­nun­gen bewir­ken. Im fortge­schrit­te­nen Stadium fallen die Patien­ten ins Koma und können verster­ben.

Die Lactu­lose-Darmspü­lung ist eine wirksame Methode zur Senkung des Ammoni­ak­spie­gel bei Patien­ten mit Leber­in­suf­fi­zi­enz. Die Lacto­se­ein­gabe senkt den pH-Wert im Darm und hemmt das intesti­nale Wachs­tum von Ammoniak-produ­zie­ren­den Bakte­rien. Die bewirkte „Ansäue­rung“ des Darms erschwert die Ammonia­k­auf­nahme, da das basische Molekül Ammoniak (NH3) zuneh­mend in das positiv geladene Ion Ammonium (NH4+) umgewan­delt wird.

Über den Darm werden gerin­gere Mengen von Ammoniak in den Blutkreis­lauf abgege­ben; die Ammoniak-Konzen­tra­tion im Blut sinkt.

Vorteile der Lactu­lose-Darmspü­lung bei Leber­in­suf­fi­zi­enz

Die Lactu­lose-Darmspü­lung bietet eine Vielzahl von Vortei­len für Patien­ten mit Leber­in­suf­fi­zi­enz, darun­ter:

  • Die Reduzie­rung des Risikos von hepati­scher Enzepha­lo­pa­thie:
    Durch die Senkung des Ammoni­ak­spie­gels im Blut wird das Risiko von hepati­scher Enzepha­lo­pa­thie verrin­gert und die neuro­lo­gi­schen Symptome gelin­dert.
  • Die Verbes­se­rung der Lebens­qua­li­tät:
    Indem die Symptome der hepati­schen Enzepha­lo­pa­thie reduziert werden, wird das allge­meine Wohlbe­fin­den und die Lebens­qua­li­tät der leber­in­suf­fi­zi­en­ten Patien­ten signi­fi­kant verbes­sert.
  • Die lebens­ret­tende Thera­pie:
    Bei schwe­rer Leber­in­suf­fi­zi­enz kann die Lactu­lose-Darmspü­lung lebens­ret­tend sein, indem sie den Ammoni­ak­spie­gel im Blut schnell und effek­tiv senkt.

Vorau­set­zung für eine effek­tive Lactu­lose-Darmspü­lung

Bei der Spülung des Darmes mit Lactu­lose wird das ammoniak­bin­dende synthe­ti­sche Zucker­prä­pa­rat über den Anus in den Darm einge­bracht. Soweit etwaige Kontra­in­di­ka­tio­nen, wie etwa

  • eine Darmper­fo­ra­tion,
  • eine Appen­di­zi­tis oder Perito­ni­tis,
  • eine Störung des Wasser- und Mineral­salz­gleich­ge­wich­tes,
  • eine Glucose-Galac­tose-Aufnah­me­stö­rung,
  • eine Frucht­zu­cke­r­un­ver­träg­lich­keit,
  • ein Darmver­schluss,
  • eine gastro­in­testi­nale Blutung oder
  • Tumore

ärztli­cher­seits ausge­schlos­sen sind, wird in der medizi­nisch-/pfle­ge­wis­sen­schaft­li­chen Litera­tur die gezielte Einbrin­gung von Lactu­lose in den Darm zur Reduzie­rung des Ammoni­ak­spie­gels dem Befähi­gungs­kreis von Pflege­fach­per­so­nen zugewie­sen, die zur sach- und fachge­rech­ten Durch­füh­rung dieser Maßnahme formell und materi­ell quali­fi­ziert sind.

Neben der patien­ten­ge­rech­ten Lagerung ist hierbei die genaue Dosie­rung des Leber­the­ra­peu­ti­kums (zum Beispiel: Impor­tal® Pulver) und die Anwen­dungs­dauer- und ‑frequen­zen zu beach­ten. Das zu verwen­dende Sirup, Granu­lat, bzw. Pulver muss unter Beach­tung der patien­ten­in­di­vi­du­el­len Beson­der­hei­ten (Alter, Konsti­tu­tion) jeweils in einem bestimm­ten Verhält­nis mit Wasser gemischt und appli­ziert werden.

Eine weitere wichtige Voraus­set­zung für eine effek­tive Lactu­lo­se­spü­lung ist die hinrei­chende Wirkung der Lactu­lose-Flüssig­keit im Darm.

Appli­ka­tion per Darmrohr

Oftmals wird die Lactu­lo­se­spü­lung mittels eines Darmroh­res vorge­nom­men, welches durch drehende Bewegun­gen über den Anus in den Darm des Patien­ten einge­führt wird und dem angeschlos­se­nen Schlauch zur Führung bei der Flüssig­keits­zu­fuhr dient. Diese Proze­dur ist für die Patien­ten mit spezi­fi­schen Risiken, wie etwa

  • dem Durch­ste­chen der Darmwand,
  • der übermä­ßi­gen Dehnung des Darmes,
  • Infek­tio­nen und
  • Kreis­lauf­be­las­tun­gen

verbun­den. Ein Beispiel für die Justi­zia­bi­li­tät eines behand­lungs­feh­ler­haft einge­führ­ten Darmroh­res bietet eine Entschei­dung des Landge­richts Hamburg, nach der die Durch­füh­rung eines Hebe-Senk-Einlaufs mittels eines Darmroh­res dem voll beherrsch­ba­ren Risiko­be­reich der behan­deln­den Kranken­schwes­ter zugewie­sen worden ist, was die Übernahme der gesam­ten Schadens­er­satz­an­sprü­che des Kranken­haus­trä­gers zur Folge hatte (siehe: LG Hamburg vom 14. August 2015 – 303 O 94/12 = RDG 2016, S. 133).

Wirksame und sichere Appli­ka­tion

Die sorgfäl­tige Auswahl des wirksa­men und siche­ren Medizin­pro­duk­tes zur Durch­füh­rung einer Lactu­lose-Darmspü­lung ist daher zuvor­derst aus der Sicht des Patien­ten­schut­zes geboten, bietet daneben aber auch dem, für die Durch­füh­rung der Maßnahme verant­wort­li­chen Perso­nen­kreis zugleich die Aussicht der Haftungs­ver­scho­nung.

Aus thera­peu­ti­scher Sicht kann die Reduzie­rung des Ammoni­ak­spie­gels nur durch eine hinrei­chende Einwirk­zeit der ausrei­chen­den Menge an Lactu­lose im Darm des Patien­ten erfolg­reich herbei­ge­führt werden.

Dies ist zum einen über den zuver­läs­sig dichten Colon-Zugang zu gewähr­leis­ten. Das Material des Appli­ka­ti­ons­sys­tems sollte sich an die Anato­mie des Schließ­mus­kels anpas­sen und sicher­stel­len, dass die gewünschte Menge an Lactu­lose tatsäch­lich auch zugeführt wird und im Körper bis zur Einwir­kung verbleibt.

Es ist daher unumgäng­lich auf die Dichtig­keit des Appli­ka­ti­ons-Systems zu achten. Durch die anato­misch synchro­ni­sierte Bauweise folgt das innova­tive Drainage-System des hygh‑tec® plus den Bewegun­gen des Schließ­mus­kels und des Patien­ten und verspricht hierdurch die verlust­freie Eingabe von Lactu­lose.

Vom Rektum ausge­hend durch den Analka­nal hindurch bis hin zum Colon-Zugang weist sich das Produkt durch eine dichtende Bauweise aufgrund des verwen­de­ten Polyure­t­hans (PU) aus. Auch bei der Eingabe von wässri­gen Spülun­gen ist daher die Dichtig­keit zu einem hohen Prozent­satz gewähr­leis­tet.

Das intel­li­gente Design und die elasti­schen Eigen­schaf­ten des hygh‑tec® plus von dem Baden-Württem­ber­gi­schen Unter­neh­men advan­ced medical ballons (amb) haben sich im Fecal Manage­ment bereits an anderer Stelle mannig­fal­tig bewährt.

In dem thera­peu­ti­schen Bereich der Lactu­lose-Darmspü­lung stellt hygh‑tec® plus ein ebenso verläss­li­ches Hilfs­mit­tel dar.

Fazit

Die Lactu­lose-Darmspü­lung ist eine lebens­ret­tende Thera­pie zur Reduzie­rung von Ammoniak bei Patien­ten mit Leber­in­suf­fi­zi­enz, indem sie den pH-Wert im Darm senkt, das Wachs­tum von Ammoniak-produ­zie­ren­den Bakte­rien hemmt und die Ausschei­dung von Ammoniak über den Stuhl fördert.

Die Lactu­lose-Darmspü­lung bietet eine wirksame Methode, um das Risiko von hepati­scher Enzepha­lo­pa­thie zu verrin­gern und die Lebens­qua­li­tät von Patien­ten mit Leber­in­suf­fi­zi­enz zu verbes­sern.

Sie kann sowohl für die Akutthe­ra­pie als auch zur Vorbeu­gung vor weite­ren Episo­den einge­setzt werden. Es ist jedoch erfor­der­lich, vor Beginn einer Lactu­lose-Darmspü­lung mit einem Arzt zu sprechen, um die richtige Dosie­rung und Anwen­dung zu bestim­men und mögli­che Neben­wir­kun­gen zu berück­sich­ti­gen.

Von Mike Becker