Gesundheitsausschuss
38 Mitglie­der aus fünf Fraktio­nen bilden den neuen Gesund­heits­aus­schuss im Bundes­tag. Bild: Desiree Gorges

Seit einigen Tagen steht der neue Gesund­heits­aus­schuss im Bundes­tag fest. Mit den brennen­den Fragen der Gesund­heits­po­li­tik setzen sich im Parla­ment künftig 38 Abgeord­nete aus allen Fraktio­nen ausein­an­der.

Was macht der Gesund­heits­aus­schuss im Bundes­tag?

Der Gesund­heits­aus­schuss gilt als Berater und Wegbe­rei­ter für Gesetze und Verord­nun­gen, die in die Zustän­dig­keit des Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums fallen und das Gesund­heits­sys­tem verbes­sern und zukunfts­fä­hig machen sollen. Eine quali­ta­tiv hochwer­tige Gesund­heits­ver­sor­gung, menschen­wür­dige Pflege und Finan­zier­bar­keit des Gesund­heits­sys­tems stehen dabei im Vorder­grund. Auch auf Ebene der Europäi­schen Union ist der Ausschuss an gesund­heits­po­li­ti­schen Vorha­ben betei­ligt.

Inhalt­lich befasst sich der Gesund­heits­aus­schuss mit einer Vielzahl von Themen. Neben der allge­mei­nen Gesund­heits­po­li­tik geht es zum Beispiel um Berufe und Präven­tion im Gesund­heits­we­sen, um die Pflege- und Kranken­ver­si­che­rung, um Herstel­lungs- und Prüfungs­ver­fah­ren rund um Arznei­mit­tel und Medizin­pro­dukte oder um das Kranken­haus­we­sen.

Wie setzt sich der Gesund­heits­aus­schuss zusam­men?

Im Gesund­heits­aus­schuss des Bundes­tags sind die Fraktio­nen gemäß ihrer Parla­ments­stärke vertre­ten. Von den 38 Mitglie­dern gehören somit 13 Abgeord­nete der Unions­frak­tion an, neun Mitglie­der kommen von der AfD, sieben von der SPD, fünf von den Grünen und vier von den Linken.

Für den Vorsitz des Gesund­heits­aus­schuss wurde die SPD-Abgeord­nete Tanja Macha­let (51) bestimmt. Die Volks­wir­tin sitzt bereits seit 2021 im Bundes­tag und hat sich zuvor als Landtags­ab­ge­ord­nete in Rhein­land-Pfalz mit den Themen Gesund­heit und Pflege befasst. Bei den übrigen Mitglie­dern handelt es sich um bekannte wie auch neue Perso­na­lien. Welche Kompe­ten­zen die Abgeord­ne­ten der verschie­de­nen Fraktio­nen jeweils mitbrin­gen, zeigt beispiel­haft die folgende Auswahl:

CDU/CSU mit promi­nen­ter Beset­zung

Die gesund­heits­po­li­ti­sche Spreche­rin der CDU, die Gesund­heits­öko­no­min Simone Borchardt (57), ist bereits seit 2021 im Gesund­heits­aus­schuss tätig. Ein Neuling im Gesund­heits­aus­schuss – und auch in der Politik – ist dagegen der in der Corona­pan­de­mie bekannt gewor­dene Virologe Hendrik Streeck (47), welcher als CDU-Direkt­kan­di­dat für den Wahlkreis Bonn 2025 erstmals in den Bundes­tag einge­zo­gen ist. Zudem ist er Drogen­be­auf­trag­ter der Bundes­re­gie­rung.

Ebenfalls von der CDU und neu im Ausschuss ist auch der Gesund­heits- und Kranken­pfle­ger Sascha van Beek (41), der bei der Bundes­tags­wahl ein Direkt­man­dat in Nordrhein-Westfa­len gewann.

Gesund­heits­spe­zi­fi­sche Fachkom­pe­tenz bringen in der Unions­frak­tion beispiels­weise auch der Kardio­loge Hans Theiss (47) oder der Hausarzt Stephan Pilsin­ger (38) von der CSU mit. Darüber hinaus sind unter den Ausschuss­mit­glie­dern zum Beispiel mit Matthias Hiller (40) ein Steuer­be­ra­ter und Hochschul­leh­rer, mit Thomas Pauls (38) ein Wirtschafts­wis­sen­schaft­ler oder mit Nora Seitz (41) eine Fleischer­meis­te­rin vertre­ten.

Gemischte Kompe­ten­zen bei der AfD

Zu den Ausschuss­mit­glie­dern der zweit­stärks­ten Fraktion zählt die Zahnärz­tin Chris­tina Baum (69), die bereits seit 2021 für die AfD im Bundes­tag und im Gesund­heits­aus­schuss sitzt. Ebenfalls schon länger im Bundes­tag und nun im Gesund­heits­aus­schuss ist auch der Diplom-Kaufmann Martin Sichert (44) oder der Buch- und Offset­dru­cker Thomas Dietz (58).

Unter den neuen AfD-Mitglie­dern im Gesund­heits­aus­schuss sind mit Claudia Weiss (50) eine Pflege­dienst­lei­te­rin und mit Carina Schießl (35) eine medizi­nisch-techni­sche Labora­to­ri­ums-Assis­ten­tin vertre­ten. Auch der Content Creator Tobias Ebenber­ger (34) oder der Rechts­an­walt Joachim Bloch (61) gehören zu den betrau­ten Mitglie­dern.

Umstrit­tene Mitglie­der

Die AfD wurde vom Verfas­sungs­schutz als gesichert rechts­extrem einge­stuft. Im entspre­chen­den Bericht werden auch Mitglie­der des Gesund­heits­aus­schus­ses benannt: Chris­tina Baum wegen Postings in sozia­len Netzwer­ken, die die völki­sche Gesin­nung der Partei belegen sollen. Tobias Ebenber­ger als ehema­li­ges Mitglied der aufge­lös­ten rechts­extre­men Jugend­or­ga­ni­sa­tion der AfD.

Viel gesund­heits­po­li­ti­sche Erfah­rung bei der SPD

Neben der Vorsit­zen­den Tanja Macha­lat gibt es weitere neue Mitglie­der der SPD im Gesund­heits­aus­schuss: den exami­nier­ten Kranken­pfle­ger Serdar Yüksel (52) und die Politik­wis­sen­schaft­le­rin Lina Seitzl (35).

Schon länger dabei sind der Diplom-Kaufmann Matthias Mieves (39) und der Arzt Chris­tos Panta­zis (49). Nicht unbekannt sind zudem die Alten­pfle­ge­rin und bishe­rige Pflege­be­auf­tragte der Bundes­re­gie­rung Claudia Moll (56) sowie der Indus­trie­me­cha­ni­ker Stefan Schwartze (51), welcher zuletzt als Patien­ten­be­auf­trag­ter der Bundes­re­gie­rung tätig war.

Ärzte überwie­gen bei den Grünen

Die Fraktion der Grünen setzt indes mit den Ärzten Janosch Dahmen (43), Johan­nes Wagner (33) und Kirsten Kappert-Gonther (58) sowie der Sozial­wis­sen­schaft­le­rin Linda Heitmann (42) auf eine bewährte Mannschaft, die bereits im letzten Gesund­heits­aus­schuss im Einsatz war. Neues Mitglied im Ausschuss und auch im Bundes­tag ist die Abgeord­nete Simone Fischer (45).

Pflege­fach­kom­pe­tenz bei den Linken

Für die Linke wird weiter­hin der Medien­wis­sen­schaft­ler Ates Gürpi­nar (40) im Ausschuss sitzen. Pflege­kom­pe­tenz bringen drei neue Mitglie­der mit: die Gesund­heits- und Kranken­pfle­ge­rin Stella Meren­dino (31), die Pflege­fach­kraft Evelyn Schötz (63) und die Fachkin­der­kran­ken­schwes­ter Julia-Chris­tina Stange (47).

Welche Ziele verfol­gen die Fraktio­nen?

Das Gesund­heits­sys­tem muss refor­miert werden – darin sind sich Regie­rung und Opposi­tion einig. In ihrer ersten Bundes­tags­rede Mitte Mai erläu­terte die neue Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­rin Nina Warken (CDU) ihre Pläne zur Finan­zie­rung und Verbes­se­rung des Gesund­heits­sys­tems. Diese sehen unter anderem einen effek­ti­ve­ren Einsatz von Pflege­kräf­ten vor. Partei­kol­le­gin Borchardt vom Gesund­heits­aus­schuss forderte einen syste­ma­ti­schen Blick auf die Versor­gung und Finan­zie­rung und weniger Bürokra­tie.

Aus den Reihen der AfD hagelte es in diesem Zusam­men­hang vor allem Kritik: Gesund­heits­aus­schuss-Mitglied Sichert warf Union und SPD vor, das Gesund­heits­sys­tem in der Vergan­gen­heit syste­ma­tisch ruiniert zu haben und die Heilfür­sorge für Asylbe­wer­ber offen­bar wichti­ger zu nehmen als die Versor­gung der eigenen Bevöl­ke­rung. Zudem bemän­gelte er lange Warte­zei­ten auf Facharzt­ter­mine für gesetz­lich Versi­cherte und beanstan­dete, dass es zu wenig Hausärzte gebe und Kranken­häu­ser von Schlie­ßun­gen bedroht seien.

Auch die SPD bemän­gelte die langen Warte­zei­ten auf Facharzt­ter­mine und plädierte für gleichen Zugang zur Gesund­heits­ver­sor­gung für alle – ohne Einschnitte bei den Leistun­gen.

Bei den Grünen forderte Gesund­heits­aus­schluss-Mitglied Dahmen den zügigen Angang der Finanz­fra­gen in der Kranken- und Pflege­ver­si­che­rung, eine vorzei­tige Finanz­spritze von 800 Millio­nen Euro und umfas­sende Struk­tur­re­for­men, um mehr Wirtschaft­lich­keit und Quali­tät zu errei­chen. Zudem betonte er die Wichtig­keit einer hausarzt­zen­trier­ten Versor­gung.

Fachkin­der­kran­ken­schwes­ter Stange von den Linken forderte bessere Arbeits­be­din­gun­gen im Gesund­heits­we­sen, echte Innova­tio­nen und ein weniger am Markt ausge­rich­te­tes Gesund­heits­sys­tem, denn Gesund­heit sei keine Ware und Beschäf­tigte kein Kosten­fak­tor.