Staphylococcus aureus
Bakte­ri­en­zel­len eines Staphy­lo­coc­cus aureus. Bild: USDA/Wikipedia Commons

Die Übertra­gung von MRSA (Methi­cil­lin-resis­ten­ter Staphy­lo­coc­cus aureus) in Kranken­häu­sern sollte unbedingt verhin­dert werden. Bisher versucht man zum Beispiel durch Scree­ning und Isolie­rung betrof­fe­ner Patien­ten die Ausbrei­tung dieses Bakte­ri­ums zu unter­bin­den. Die Maßnah­men, die Kranken­häu­ser hierbei beach­ten müssen, werden in Deutsch­land vom Robert Koch-Insti­tut (RKI) vorge­ge­ben

„Wir haben uns in unserem Artikel die Frage gestellt: Was von der aktuel­len Praxis ist sinnvoll, was nicht, und was ist eventu­ell sogar schäd­lich?“, so Prof. Dr. Gerd Fätken­heuer, Leiter der Infek­tio­lo­gie an der Unikli­nik Köln. Die Infek­ti­ons­spe­zia­lis­ten haben dazu große, aussa­ge­kräf­tige Studien unter die Lupe genom­men und einer kriti­schen Bewer­tung unter­zo­gen.

Mit Ihrer Analyse kommen sie zu dem Ergeb­nis, dass eine sorgfäl­tige Hände­des­in­fek­tion und die sogenannte Dekolo­ni­sie­rungs­be­hand­lung von Risiko­pa­ti­en­ten (zum Beispiel Patien­ten auf Inten­siv­sta­tio­nen) die wirksams­ten Metho­den zur Eindäm­mung von MRSA sind. Die Dekolo­ni­sie­rungs­be­hand­lung soll nicht nur MRSA-Bakte­rien, sondern auch die viel häufi­ge­ren anderen Staphy­lo­kok­ken aus dem Körper besei­ti­gen. Dies geschieht durch Behand­lung der Nasen­schleim­haut mit Antibio­tika-halti­gen Salben und durch Waschun­gen der gesam­ten Haut mit antisep­ti­schen Mitteln.

Die Effek­ti­vi­tät eines Scree­nings, das heißt der Unter­su­chung aller Patien­ten auf MRSA-Bakte­rien sowie der Isola­tion von MRSA-Trägern ist dagegen viel gerin­ger. Die Isolie­rung von Patien­ten mit MRSA habe mögli­cher­weise sogar negative Auswir­kun­gen auf die medizi­ni­sche Versor­gung. Studien hätten gezeigt, dass Patien­ten in Isola­tion deutlich weniger Zuwen­dung durch medizi­ni­sches Perso­nal erhiel­ten als andere Patien­ten.

Die Autoren stellen damit die gegen­wär­ti­gen Empfeh­lun­gen infrage und fordern ein Vorge­hen, das nicht nur einen einzel­nen Erreger in den Vorder­grund rückt, sondern Hygie­ne­maß­nah­men allge­mein verbes­sert und damit auch vor weite­ren gefähr­li­chen Bakte­rien schützt.

„Außer­dem sollten auch Maßnah­men zum Infek­ti­ons­schutz viel stärker daran gemes­sen werden, wie gut ihr Nutzen belegt ist. Für andere medizi­ni­sche Berei­che wie die Arznei­mit­tel­the­ra­pie ist das seit langem eine Selbst­ver­ständ­lich­keit „, so Prof. Fätken­heuer.

Für Prof. Fätken­heuer ist die wichtigste Konse­quenz aus dieser Analyse, dass die hygie­ni­sche Hände­des­in­fek­tion von medizi­ni­schem Perso­nal vor und nach allen Patien­ten­kon­tak­ten verbes­sert werden muss: „Diese Maßnahme ist einfach, schnell, effek­tiv, billig und unschäd­lich. Aber wir müssen sie in deutschen Kranken­häu­sern noch viel inten­si­ver propa­gie­ren, einset­zen und ihre Anwen­dung überprü­fen.“

Origi­nal­bei­trag: Fätken­heuer G, Hirschel B, Harbarth S (2014): „Scree­ning and isola­tion to control meticil­lin-resistant Staphy­lo­coc­cus aureus: sense, nonsense, and evidence.“ In; The Lancet, DOI:10.1016/S0140-6736(14)60660–7