Etwa 230 Menschen werden täglich von Pflege­diens­ten in Nieder­sach­sen abgelehnt, heißt es laut Angaben der Landtags­frak­tio­nen FDP und Grüne. Die Situa­tion sei drama­tisch, erklärte die pflege­po­li­ti­sche Spreche­rin der FDP-Fraktion Sylvia Bruns. Deshalb haben Grüne und FDP sich mit einem gemein­sa­men Entschlie­ßungs­an­trag an die Landes­re­gie­rung gewen­det und fordern von Sozial­mi­nis­te­rin Carola Reimann (SPD), dass dem drohen­den Pflege­not­stand in Nieder­sach­sen entge­gen gewirkt wird. Sie müsse „endlich ihre Eingriffs- und Handlungs­mög­lich­kei­ten“ nutzen. „Die Landes­re­gie­rung hat Verant­wor­tung gegen­über den Pflegen­den und den Pflege­be­dürf­ti­gen und ihren Angehö­ri­gen. Es muss verhin­dert werden, dass aus dem Pflege­not­stand eine Pflege­ka­ta­stro­phe wird“, so die gesund­heits- und pflege­po­li­ti­sche Spreche­rin der Grünen Meta Janssen-Kucz.

Bruns und Janssen-Kucz bemän­geln die Schwie­rig­keit für Pflege­dienste, eine gerechte tarif­li­che Entloh­nung und auskömm­li­che Wegepau­scha­len gegen­über den Verhand­lungs­part­nern durch­zu­set­zen. Das System der Selbst­ver­wal­tung sei vor die Wand gefah­ren. Eine erste notwen­dige Maßnahme, so die Spreche­rin­nen, liege darin, die Versor­gung in Nieder­sach­sen regio­nal zu erfas­sen. Dann könne die Minis­te­rin sehen, wie sich die Versor­gungs­quote in den einzel­nen Gebie­ten unter­scheide.

Pflege­kam­mer Nieder­sach­sen schal­tet sich ein

Auch die Pflege­kam­mer Nieder­sach­sen hat sich in die aktuelle Debatte um die ambulante Versor­gung in Nieder­sach­sen einge­schal­tet. Sie macht ebenfalls auf die kriti­sche Versor­gungs­lage aufmerk­sam und verweist dabei auf einen bereits Ende 2018 veröf­fent­lich­ten „Bericht zur Lage der Pflege­fach­be­rufe in Nieder­sach­sen“. Demnach nimmt insbe­son­dere in den ländli­chen Regio­nen die Anzahl der Pflege­fach­per­so­nen drama­tisch ab – auf 1.000 Einwoh­ner kommen dort durch­schnitt­lich elf Fachkräfte.

„Regio­nal sind die Unter­schiede alarmie­rend“, sagt Kammer­prä­si­den­tin Sandra Mehme­cke: „In einigen Teilen Nieder­sach­sens scheint eine drama­ti­sche Unter­ver­sor­gung zu bestehen.“ Die Landkreise Harburg und Cuxha­ven kommen mit sechs Pflege­fach­per­so­nen auf 1.000 Einwoh­ner nur knapp auf die Hälfte des Durch­schnitts­wer­tes. „Die Pflege­kam­mer wird alles tun, um die Situa­tion der beruf­lich Pflegen­den zu verbes­sern“, erklärt Mehme­cke weiter.

Ebenfalls wies sie auf die verhee­rende Mangel­ver­sor­gung durch ambulante Pflege­dienste hin, die aus zahlrei­chen Berich­ten hervor­geht. Auch sie bemän­gelte, dass es an soliden Daten zum tatsäch­li­chen Bedarf an profes­sio­nel­len Pflege­leis­tun­gen fehle. Die Pflege­kam­mer setze sich deshalb für eine fundierte Erhebung zum Pflege­be­darf in den einzel­nen Regio­nen Nieder­sach­sens ein. Zusam­men mit den Daten der Pflege­kam­mer bestünde dann erstmals eine aussa­ge­kräf­tige Grund­lage – auch für notwen­dige politi­sche Entschei­dun­gen.

Quelle: Pflege­kam­mer Nieder­sach­sen, Grüne-NDS, FDP-NDS