Die Pflegenden in NRW haben mit großer Mehrheit für die Errichtung einer Landespflegekammer abgestimmt.
Die Pflegen­den in NRW haben mit großer Mehrheit für die Errich­tung einer Landes­pfle­ge­kam­mer abgestimmt. Bild: © Manop Phimsit | Dreamstime.com

Der Weg in Nordrhein-Westfa­len zu einer Landes­pfle­ge­kam­mer scheint frei: Pflegende im einwoh­ner­stärks­ten Bundes­land Deutsch­lands haben bei einer reprä­sen­ta­ti­ven Befra­gung mit großer Mehrheit für die Einrich­tung einer solchen Kammer gestimmt. Bei der Befra­gung im Auftrag des NRW-Minis­te­ri­ums für Arbeit, Gesund­heit und Sozia­les stimm­ten 79 Prozent der rund 1.500 reprä­sen­ta­tiv ausge­wähl­ten Befrag­ten dafür, eine solche Berufs-Inter­es­sen­ver­tre­tung einzu­rich­ten. 12 Prozent wandten sich dagegen, 9 Prozent enthiel­ten sich der Stimme oder machten keine Angaben. Landes­weit arbei­ten rund 197.000 Beschäf­tigte in der Pflege – davon etwa 122.000 in der Kranken­pflege und Kinder­kran­ken­pflege, knapp 75.000 in der Alten­pflege.

Bisher gibt es Pflege­kam­mern in Rhein­land-Pfalz, Schles­wig-Holstein und Nieder­sach­sen, nachdem auch dortige Befra­gun­gen eine Mehrheit erziel­ten. In Hessen lehnte eine knappe Mehrheit der Pflegen­den dagegen eine eigene Kammer ab.

Beson­ders groß war in NRW die Zustim­mungs­quote in der Gruppe der Kinder­kran­ken­pfle­ger (92 Prozent, gegen­über 72 Prozent bei den Alten­pfle­gern) sowie unter den in einem Kranken­haus Beschäf­tig­ten (85 Prozent, gegen­über 68 Prozent bei ambulan­ten Pflege­diens­ten). Je jünger die Pflegen­den, desto höher lag die Zustim­mung zur Pflege­kam­mer – so stimm­ten 85 Prozent der 18- bis 24-Jähri­gen zu, gegen­über 76 Prozent bei den über 55-Jähri­gen. Als Haupt­gründe der Befür­wor­ter erwie­sen sich die erhoffte Stärkung der Pflege durch den Zusam­men­schluss, ein größe­rer Einfluss und eine stärkere Selbst­be­stim­mung sowie das gemein­same „Sprechen mit einer Stimme“. Haupt­ar­gu­mente der Kammer­geg­ner waren die Ableh­nung einer Pflicht­mit­glied­schaft und die damit verbun­dene Beitrags­pflicht.

Minis­ter Laumann: Will eine starke Stimme für die Pflege

NRW-Gesund­heits- und Sozial­mi­nis­ter Karl-Josef Laumann (CDU) begrüßte das Votum und kündigte an, die Kammer­grün­dung mit fünf Millio­nen Euro zu unter­stüt­zen. „Die Entschei­dung muss nun konse­quent umgesetzt und die Pflege­kam­mer zügig errich­tet werden. Mein Ziel ist es, dass der entspre­chende Gesetz­ent­wurf noch vor der Sommer­pause im Landtag einge­bracht wird“, erklärte Laumann. „Ich möchte die Kammer zu einer starken Stimme für die Pflege machen. Das funktio­niert aller­dings nur, wenn ihr wichtige Aufga­ben nach dem Vorbild der Ärzte­kam­mern übertra­gen werden. Ich hoffe dabei auf einen engen und inten­si­ven Dialog mit den Pflege­ver­bän­den. Denn: Nur eine starke Pflege­kam­mer kann auf Augen­höhe mit den anderen Akteu­ren im Gesund­heits­we­sen agieren“, so der Minis­ter weiter.

Die Befra­gung wurde im Oktober und Novem­ber 2018 vom Berli­ner Markt- und Meinungs­for­schungs-Insti­tut INFO GmbH im Auftrag des Minis­te­ri­ums durch­ge­führt. Hierfür wurden 1.503 Pflegende befragt, in den aller­meis­ten Fällen durch compu­ter­ge­stützte persön­li­che Inter­views, selte­ner durch reine Online- oder compu­ter­ge­stützte telefo­ni­sche Inter­views. Seit August hatte es eine beglei­tende Info-Kampa­gne in Print­me­dien, auf einer eigenen Homepage und mittels landes­weit 131 Veran­stal­tun­gen gegeben. Einen ausführ­li­chen Ergeb­nis­be­richt zur Befra­gung hat das Minis­te­rium auf seiner Homepage hinter­legt.

Quelle: Minis­te­rium für Arbeit, Gesund­heit und Sozia­les NRW (mags.nrw)