Heim
Alles auf eine Karte setzen – auch bei den Kosten? Bild: © Ginasan­ders | Dreamstime.com

Die Kosten für die statio­näre Pflege im Heim – sie steigen seit Jahren. Und trotz der Entlas­tungs­zu­schläge werden die Eigen­an­teile immer höher. Seit dem 1. Januar müssen Pflege­be­dürf­tige und ihre Angehö­ri­gen für das erste Jahr in einer Pflege­ein­rich­tung bundes­weit im Schnitt 2411 Euro pro Monat selbst zahlen. Das sind 278 Euro mehr als Anfang 2022.

Das ergab eine Auswer­tung des Verbands der Ersatz­kas­sen (vdek), zu dem unter anderem die Techni­ker Kranken­kasse, die Barmer und die DAK-Gesund­heit gehören. Grund für den Kosten­zu­wachs sind demnach unter anderem höhere Preise für Lebens­mit­tel und gestie­gene Löhne für Pflege­kräfte.

„Erneut steigt die Belas­tung von Pflege­be­dürf­ti­gen und deren Angehö­ri­gen, die oft nicht wissen, wie sie die Kosten stemmen sollen“, sagte die Chefin des Ersatz­kas­sen­ver­bands, Ulrike Elsner.

Für das Heim: Pflege­ver­si­che­rung trägt nur Teil der Kosten

Die Pflege­ver­si­che­rung trägt – anders als die Kranken­ver­si­che­rung – nur einen Teil der Kosten. Die Pflege­be­dürf­ti­gen müssen einen Eigen­an­teil für die reine Pflege und Betreu­ung überneh­men. Für Heimbe­woh­ner kommen dazu noch Kosten für Unter­kunft, Verpfle­gung und Inves­ti­tio­nen in den Einrich­tun­gen

Seit Anfang 2022 erhal­ten Pflege­be­dürf­tige im Heim einen Entlas­tungs­zu­schlag, der mit der Dauer der Pflege steigt: Für die reine Pflege gibt es im ersten Jahr fünf Prozent Zuschlag, im zweiten 25 Prozent, im dritten 45 Prozent, und ab dem vierten Pflege­jahr beträgt der Entlas­tungs­zu­schlag 70 Prozent. Aber auch mit dem höchs­ten Zuschlag steigen die eigenen Kosten weiter – im Schnitt auf 1671 Euro im Monat, 130 Euro mehr als vor einem Jahr.

Laut Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­rium erhiel­ten in den ersten drei Quarta­len 2022 rund 700.000 Pflege­be­dürf­tige Entlas­tungs­zu­schläge. 41,8 Prozent der Perso­nen erhiel­ten den höchs­ten Zuschlag, 25,4 Prozent wegen der bis dahin kurzen Aufent­halts­dauer im Pflege­heim den niedrigs­ten Zuschlag.

Für die Pflege­kas­sen bedeu­te­ten allein die Entlas­tungs­zu­schläge 2022 Kosten in Höhe von 3,4 Milli­ar­den Euro. Der Verband rechnet für dieses Jahr mit „deutlich über vier Milli­ar­den Euro“.

Höhere Perso­nal­kos­ten und Infla­tion

Der Verband der Ersatz­kas­sen sieht die Ursache für die höheren Kosten in insge­samt gestie­ge­nen Kosten, die bei den Pflege­be­dürf­ti­gen landen. So lag der Eigen­an­teil nur für die reine Pflege zum 1. Januar 2023 bei durch­schnitt­lich 1139 Euro nach 912 Euro Anfang 2022. Hinter­grund sind auch vielfach höhere Perso­nal­kos­ten.

Denn seit 1. Septem­ber 2022 müssen alle Einrich­tun­gen Pflege­kräfte nach Tarif­ver­trä­gen oder ähnlich bezah­len, um mit den Pflege­kas­sen abrech­nen zu können. Damit wollte die Vorgän­ger­re­gie­rung den Beruf attrak­ti­ver machen und den Pflege­kräf­te­man­gel bekämp­fen.

Hinzu kommt die Infla­tion, die die Preise für Lebens­mit­tel und Mahlzei­ten anstei­gen lässt. Die Zuzah­lun­gen für Unter­kunft und Verpfle­gung stiegen inner­halb eines Jahres von 801 auf nun 857 Euro.

Regio­nale Unter­schiede bei den Kosten

Die Erhebung zeigt, dass die regio­na­len Unter­schiede bei den Eigen­an­tei­len sehr groß sind. In Baden-Württem­berg kosten Heimplätze ohne Zuschüsse mit 2845 Euro pro Monat am meisten. In Sachsen-Anhalt sind die Kosten für einen Heimplatz mit 1868 Euro pro Monat am niedrigs­ten.

Die steigen­den Kosten will auch Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) in den Blick nehmen. Er hat für dieses Jahr ein neues Pflege­ge­setz angekün­digt.

Für die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner kämen neue Lasten durch weiter steigende Löhne und ein neues, bundes­weit einheit­li­ches Perso­nal­be­mes­sungs­in­stru­ment ab dem 1. Juli dazu, sagte Elsner. Das Verfah­ren soll den Bedarf an Fach- und Assis­tenz­pfle­ge­kräf­ten in einzel­nen Pflege­hei­men bemes­sen. Beides sei wichtig, müsse aber finan­ziert werden, so Elsner. Die Beitrags­zah­len­den allein könnten das nicht stemmen.

Vdek fordert „Pflege­re­form in einem Guss“

Elsner forderte eine „Pflege­re­form in einem Guss“: „Eine Finanz­re­form in der Pflege gehört zu den priori­tä­ren Aufga­ben in 2023.“ Vorschläge lägen auf dem Tisch. „Die Pflege ist eines der gesell­schaft­li­chen Kernthe­men der kommen­den Jahrzehnte und verdient politi­sche Aufmerk­sam­keit.“

Die Politik sei auch gefor­dert, ein Urteil des Bundes­ver­fas­sungs­ge­richts umzuset­zen, sagte Elsner. Dieses hatte im vergan­ge­nen Jahr entschie­den, dass Eltern mit mehre­ren Kindern bei der gesetz­li­chen Pflege­ver­si­che­rung besser gestellt werden müssen als kleinere Familien und Kinder­lose. Die Richter ordne­ten an, den Beitrag zur Pflege­ver­si­che­rung bis Ende Juli an die Zahl der Kinder anzupas­sen.

Quelle: VDEK