Die Referenten und Referentinnen der interaktiven Diskussionsrunde, die im Rahmen des Nürnberger Wundkongresses stattfand, waren:
- Frau PD Dr. med. Katharina Herberger, Oberärztin für Dermatologie und Venerologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
- Herr Björn Jäger aus Lingen, der die Diskussionsrunde mit seiner Erfahrung als Pflegetherapeut Wunde und Geschäftsstellenleiter Koordination und Außendarstellung ICW, bereicherte
- und Herr Prof. Dr. Sebastian Probst, der als Professor für Wundpflege an der Fachhochschule und Universität Genf tätig ist und sich als gewählter Präsident der EWMA unter anderem aktiv für die grenzübergreifende Entwicklung der Ausbildung in der Wundversorgung einsetzt.
Immer stärker zeichnet sich der Trend zur Online-Information bei Gesundheitsfragen ab – durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr erfuhr dieser Trend nochmal eine erhebliche Steigerung. Nach den aktuellen Zahlen des ZDF sind 50,7 Millionen Deutsche täglich online, zwei Drittel aller Deutschen nutzen das Internet zu Gesundheitsthemen.
Aktuell gibt es für Wundfachleute bereits die Möglichkeit, an digitalen Weiterbildungsformaten teilzunehmen. Diese Weiterbildungen sind – obwohl sie virtuell stattfinden – meist sehr interaktiv gestaltet, ermöglichen einen leichten Transfer in die Praxis und, wenn möglich, erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sogar entsprechende Zertifizierungspunkte der Fachgesellschaften. Damit einer Digitalisierung nichts im Wege steht, gibt es noch einige Herausforderungen. Frau Dr. Herberger wies auf Datenschutz und Kostenaspekte hin, Prof. Probst setzte sich für das Thema Qualitätssicherung ein und Björn Jäger betonte, dass auch der Zugang zu den Angeboten beispielsweise durch technische Voraussetzungen häufig erst noch geschaffen werden müsse, damit der Schritt in eine digitale Zukunft der Wundversorgung klappt.
Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt Vorteile mit sich
Die aktuelle Pandemie durch das Coronavirus und die daraus resultierenden Ausgangssperren auf der ganzen Welt haben die Relevanz der Digitalisierung – auch im Gesundheitsbereich – nochmals verdeutlicht. Gerade ältere Patienten und Patientinnen, oder diejenigen mit Vorerkrankungen, lassen sich möglicherweise durch das Infektionsrisiko von einem Besuch in der Praxis oder einer Wundambulanz abschrecken – dabei sind gerade sie auf eine enge ärztliche Versorgung angewiesen. Mit Hilfe telemedizinischer Angebote können sie weiterhin medizinisch betreut werden. Nationale und internationale Projektvorhaben haben bereits gezeigt, dass Ärzte und Ärztinnen, Pflegekräfte und Kliniken aktuell vermehrt auf digitale Lösungen setzen.
Trend und Diskussionspunkt Telemedizin – was bedeutet Telemedizin und was kann sie?
Telemedizin ist also in aller Munde. Doch was genau heißt eigentlich Telemedizin und welche Angebote verbergen sich dahinter? Diese Frage beantwortete Prof. Probst folgendermaßen: „Telemedizin beschreibt drei verschiedene Aspekte und Möglichkeiten der medizinischen Versorgung. Das kann die Real-Time-Telemedizin, also der Live-Austausch zwischen dem Patient und Pflegekraft, sein. Daneben gibt es die Tele-Expertise – hier muss der Patient nicht dabei sein und der Arzt oder die Ärztin holt sich zum Beispiel mit Wundbildern fachlichen Rat bei Experten und Expertinnen ein. Zuletzt gibt es noch das Remote-Patient-Monitoring. Dabei werden Patientendaten, wie zum Beispiel Blutdruck, Bewegung etc., übermittelt und dann entsprechend von der Pflege und den Ärzten und Ärztinnen ausgewertet, um eine optimale Patienten-Versorgung zu gewährleisten.“
Die Vorteile von Telemedizin sieht Frau Dr. Herberger im klinischen Alltag besonders im Austausch mit Kollegen und Kolleginnen in der Pflege und unter den Versorgern. Gerade in der Allgemein-Dermatologischen Versorgung kann die digitale Wundversorgung heute schon sehr gut angewendet werden, da hier die Zielgruppe technisch affiner ist. Auch das Komplikationsmanagement kann durch die digitale Wundversorgung sehr gut unterstützt werden, da eine sektorenübergreifende Versorgung ermöglicht wird, Versorgungslücken gerade in ländlichen Regionen geschlossen und Reaktionszeiten verkürzt werden können.
Die Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten durch die Pflege ist ein guter erster Schritt
Mit der Steuerung telemedizinischer Angebote durch die Pflege (Infektionsschutzgesetz) eröffnete Herr Jäger ein weiteres spannendes Thema. Begünstigende Voraussetzungen und aktuelle Entwicklungen, welche die Zukunft der Wundversorgung in Deutschland maßgeblich bestimmen werden, sieht Björn Jäger in der Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten durch die Pflege sowie in der entsprechenden Qualifikation für die Pflege zur Steigerung der Verordnungskompetenz. (Mehr zu dem Thema finden Sie hier)
Die aktuellen Entwicklungen ziehen natürlich ihre Konsequenzen nach sich. Frau Dr. Herberger sieht hier definitiv viele Chancen, sobald letzte Hürden überwunden wurden: „Initital bedeuten die telemedizinischen Versorgungsoptionen relevant mehr Zeit- und Organisationsaufwand. Dadurch kann langfristig gesehen sicherlich Zeit gespart werden. Bis dahin muss jedoch noch einiges passieren, damit dies in der täglichen Praxis realisiert werden kann.“
„Wichtig ist, dass wir bessere Resultate erzielen und weniger Komplikationen auftreten. Es ist eine große Verantwortung für uns alle und hier fehlt sicherlich nicht nur Wissen, sondern auch noch das entsprechende technische Equipment“, ergänzt Prof. Probst.
ConvaTec bedankt sich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei den Referenten und Referentinnen für Ihre Einschätzung zu diesem spannenden und aktuellen Thema. Als Wundversorgungshersteller freut sich das Unternehmen ConvaTec den Weg in die digitale Zukunft der Wundversorgung aktiv zu begleiten.