Die Patient:innen zur Adhärenz aktivieren
Alle sprechen von Adhärenz, also der Therapietreue durch die aktive Mitarbeit der Betroffenen. Und tatsächlich kann sie den Therapieerfolg gerade bei chronischen Erkrankungen deutlich verbessern. Alle, die täglich mit chronischen Wunden zu tun haben, wissen, wie schwer die Adhärenz in Einzelfällen zu erreichen ist.
Denn jeder Patient, jede Patientin ist anders: Die einen haben schmerzhafte Vorerfahrungen, alte Patient:innen häufig kognitive Defizite und wieder andere haben kein Motiv für die Mitarbeit, denn sie erhalten in der passiven Rolle mehr Zuwendung. Die Adhärenz ist ein so vielschichtiges wie wichtiges Thema, dass es in diesem Beitrag nicht umfassend behandelt werden kann. Wir empfehlen daher das aktuelle Online-Seminar, in dem der erfahrene Pflegetherapeut, Dozent und Fachautor Björn Jäger das Thema umfassend beleuchtet.
Sie können sich dieses Online-Seminar in unserer Mediathek ansehen: https://www.convatec.com/de-de/wundversorgung/online-seminare-wundversorgung/mediathek/
Lesen Sie hier zwei thematisch vertiefende Fachartikel von Björn Jäger: „Gefangen im Netz der Bedürfnisse. Wie die Patientenadhärenz den Erfolg der Wundtherapie bestimmt“
Atraumatischer Verbandwechsel – entscheidend für die Patient:innen
Ein schmerzfreier, zumindest schmerzarmer Verbandwechsel gilt als adhärenzfördernd. Denn für die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Wunden hat sich Schmerz als der bedeutendste Faktor physischer Beeinträchtigungen herausgestellt. Schmerz wird von den meisten Patient:innen auch erlebt. Daher sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Halten Sie sich an den Behandlungsplan – unnötige Verbandwechsel sind zu vermeiden. Überprüfen Sie auch, ob ein Verbandwechsel wirklich angezeigt ist.
- Selbstredend: Arbeiten Sie beim Verbandwechsel hygienisch.
- Stellen Sie im Vorfeld sicher, dass Schmerzmittel rechtzeitig eingenommen werden, um das Wirkfenster für den Verbandwechsel zu nutzen. Eine Wartezeit von 30 Minuten ist angebracht. Lokale Analgetika, die in der Regel als Cremes aufgetragen werden, sind eine weitere Option zur Schmerzlinderung.
- Überfallen Sie Ihre Patient:innen nicht, auch wenn Sie unter Zeitdruck sind. Schaffen Sie eine Situation, die ruhig und sicher ist. Erlauben Sie den Patient:innen auch mal Stopp zu sagen. Vermeiden Sie Aussagen, wie: „Da müssen wir jetzt durch“. Jeder Schmerz ist ernst zu nehmen. Jeder Mensch reagiert anders.
- Seien Sie sich im Klaren darüber, dass es insbesondere alten Menschen und Kindern sowie Menschen mit schlechten oder keinen Deutschkenntnissen schwerfällt, ihren Schmerz zu beschreiben und sich adäquat zu artikulieren. Verwenden Sie bei Kommunikationsproblemen z.B. visuelle Skalen zum Anzeigen des Schmerzes.
- Erklären Sie stets die nächsten Schritte des Verbandwechsels und den Hintergrund, warum das jetzt notwendig ist.
- Zeigen Sie Verständnis und Empathie, wenn Patient:innen besonders sensibel auf Schmerzen oder auch unangenehmen Geruch reagieren.
- Passen Sie das Verbandmaterial an die Wunde an: Mit der Auswahl eines geeigneten Wundverbandes kann das Verkleben der Wunde mit dem Verband verhindert werden. ConvaTec bietet hierzu z. B. Hydrofiber®-Wundauflagen, oder sanft haftende Silikonschaumverbände, wie z. B. AQUACEL® Foam Pro. Sie reduzieren nicht nur den Schmerz beim Verbandwechsel , sondern fördern auch die Wundheilung.
- Sollte der alte Verband jedoch trotzdem mit der Wunde verklebt sein, kann er mit 0,9%-iger Kochsalz- oder Ringerlösung getränkt werden. Ist er vollgesogen, lässt er sich leichter ablösen.
- Bedenken Sie bei wirtschaftlichen Abwägungen, dass eine phasengerechte, hochwertige Wundversorgung sich durch eine komplikationsärmere und schnellere Wundheilung auszahlen kann. Wägen Sie dies gemeinsam im Behandlungsteam ab.
Fachgerechtes Exsudatmanagement – wichtiger Faktor für die Wundheilung
Feuchte Wunden heilen zwei bis drei Mal schneller. Wundexsudat ist normal und gewährleistet ein feuchtes Wundmilieu, unterstützt die Migration von gewebereparierenden Zellen, versorgt die Zellen mit essenziellen Nährstoffen und unterstützt das Abstoßen von totem oder beschädigtem Gewebe. Übermäßiges Exsudat jedoch kann eine Vielzahl von Problemen in der Wunde und an der wundumgebenden Haut verursachen: die umgebende Haut mazeriert, die Wundheilung verzögert sich oder wird gar verhindert. Dies belastet die Patient:innen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.
Jeder Verbandwechsel erfordert also die Beurteilung des Exsudats: Eine stark nässende Wunde benötigt eine saugfähige Wundauflage, die gleichzeitig die Wunde nicht austrocknet, sondern ein ausbalanciertes Milieu erzeugt. Ideal dafür ist der ConvaMaxTM Superabsorber. Er kann bei tieferen Wunden in Kombination mit AQUACEL® Extra und bei infektionsgefährdeten und entzündeten Wunden mit AQUACEL® Ag+ Extra, der antimikrobiellen Wundauflage mit Silberionen, kombiniert werden.
Wundauflagen aus Schaumstoff, wie AQUACEL® Foam Pro, zeichnen sich durch ihre sehr gute Aufnahme von überschüssiger Wundflüssigkeit aus, verkleben nicht mit der Wunde und lassen sich besonders an schwierigen Körperstellen einfach anbringen. Vorteilhaft ist auch, dass sie in Kombination mit Kompressionsverbänden angewendet werden kann.
Die Auswahl des richtigen Materials zur Wundversorgung benötigt einiges an Erfahrung. Für den schnellen Überblick über die richtige Kombination aus einerseits Zustand und Art der chronischen Wunde und andererseits Kombination aus Wundauflage und Verband hat ConvaTec einen „Leitfaden für Wundmanagement“ erstellt. Damit Ihre Patient:innen stets die beste Wundversorgung erhalten und die Adhärenz mit Ihrer Therapie mit jeder Wundversorgung besser wird.
Frank Miltner