Der Pflege in Deutsch­land fehlt es zuneh­mend an Perso­nal, bereits jetzt, aber insbe­son­dere auch mit Blick auf zukünf­tig wachsende Versor­gungs­be­darfe. Der Handlungs­druck, um diesem Versor­gungs- und Perso­nal­eng­pass entge­gen zu wirken, ist also da. Einen Blick auf die Lösungs­an­sätze anderer Länder, in denen an ähnli­chen Baustel­len in der Pflege gearbei­tet wird, hat deshalb die Stiftung Münch im Rahmen einer Studie gewagt und inter­es­sante Ergeb­nisse hervor­ge­bracht.

Für den Vergleich wurde die Situa­tion der Pflege in den Ländern Großbri­tan­nien, Kanada, Schwe­den und in den Nieder­lan­den unter­sucht. Es zeigte sich, wie die Stiftung mitteilte, dass in diesen Ländern gegen­über Deutsch­land mehr Inves­ti­tio­nen in die hochschu­li­sche Pflege­aus­bil­dung gemacht und mehr Maßnah­men zur Stärkung der Selbst­or­ga­ni­sa­tion und Verant­wor­tung der Pflegen­den ergrif­fen werden. Die Tätig­keits- und Kompe­tenz­pro­file des Pflege­be­rufs seien in diesen Ländern stark ausdif­fe­ren­ziert, heißt es in der Mittei­lung der Stiftung.

Per Hochschul­stu­dium zum Pflege­be­ruf

Unter­schiede im Vergleich zu Deutsch­land ergeben sich insbe­son­dere im Hinblick auf die Zugangs­vor­aus­set­zun­gen für den Pflege­be­ruf: In Großbri­tan­nien und Schwe­den erfolgt die Pflege­aus­bil­dung ausschließ­lich über den akade­mi­schen Weg, in den Nieder­lan­den ist zwar auch die tradi­tio­nelle Berufs­aus­bil­dung möglich, jedoch liegt der Anteil der Bache­lor­ab­sol­ven­ten im Pflege­be­reich bereits bei etwa 45 Prozent. Per Master­stu­dium ist eine Spezia­li­sie­rung auf bestimmte Patien­ten­grup­pen und Krank­heits­bil­der möglich. Mit einem Anteil von nur 1 bis 2 Prozent gradu­ier­ter Pflege­kräfte liegt Deutsch­land in dieser Hinsicht noch weit hinten bei dem Länder­ver­gleich.

Als nur einen ersten Schritt sieht deshalb Prof. Michael Ewers, Leiter der Studie und Direk­tor des Insti­tuts für Gesund­heits- und Pflege­wis­sen­schaft der Charité – Univer­si­täts­me­di­zin Berlin, die geplante Umstruk­tu­rie­rung der Pflege­aus­bil­dung im kommen­den Jahr an: „Die Novel­lie­rung der Ausbil­dung von Pflege­fach­per­so­nen durch das Pflege­be­ru­fe­ge­setz, das 2020 in Kraft tritt, kann nur ein erster Schritt einer umfas­sen­den Reform der Quali­fi­zie­run­gen und Berufs­aus­übung in der Pflege sein“, so Ewers.

Zu wenig Verant­wor­tung durch Delega­tion

Diese Unter­schiede werden entspre­chend auch auf der Verant­wor­tungs­ebene deutlich. Durch eine teamori­en­tierte Aufga­ben­ver­tei­lung und der stärke­ren Zuwei­sung von Verant­wor­tung an Pflegende in den Vergleichs­län­dern werden die Selbstän­dig­keit und Kompe­ten­zen der Fachkräfte geför­dert und erwei­tert, wohin­ge­gen in Deutsch­land nach wie vor das Prinzip der ärztli­chen Delega­tion vorherrscht.

Das Verkam­me­rungs­sys­tem, das auch hierzu­lande bereits in drei Bundes­län­dern Einzug gefun­den hat, ist in Kanada und Großbri­tan­nien ebenso vertre­ten. Diese überprü­fen unter anderem die Regis­trie­rung der Pflege­fach­kräfte im Berufs­re­gis­ter, in den Nieder­lan­den geschieht dies über ein staat­lich organi­sier­tes Regie­rungs­sys­tem für mehrere Gesund­heits­be­rufe. Zuletzt zeigte sich auch, dass die jewei­li­gen Länder moder­nen Techno­lo­gien aufge­schlos­sen gegen­über stehen.

Quelle: Stiftung Münch