Schaumauflagen bestehen üblicherweise aus Polyurethan-Polymeren. Sie besitzen ein hohes Absorptionsvermögen, weshalb sie ein Vielfaches ihres Trockengewichts an Flüssigkeit aufnehmen können. Da Polyurethan-Schaumverbände bei Kontakt mit dem Wundexsudat in alle Richtungen expandieren, sind sie form- und größenstabil. Es sind jedoch zahlreiche Sonderformen erhältlich, darunter Schaumverbände aus Hydropolymeren, die bei Exsudataufnahme ausschließlich vertikal aufquellen, wodurch das Auftreten von Mazerationen am Wundrand minimiert wird.
Wirkungsweise
Schaumverbände kommen während der Inflammations-/Exsudationsphase sowie der Proliferations-/ Granulationsphase zum Einsatz. Sie ermöglichen eine gute Feuchtigkeitsbalance im Wundbereich, was den Prinzipien der modernen hydroaktiven Wundbehandlung entspricht. Demnach heilen Wunden schneller, wenn sie feucht und warm gehalten werden. Gleichzeitig müssen überschüssiges Exsudat und schädliche Bestandteile entfernt werden. Durch ihre hohe Saugkraft verhindern Schaumauflagen einerseits einen Exsudat-Stau, andererseits gewährleistet eine semipermeable, keimdichte Polyurethanfolie einen Wasser- und Gasaustausch und damit die Aufrechterhaltung eines idealen Wundmilieus. Durch die leicht polsternde Wirkung wird das frische Gewebe zudem vor traumatischen Einflüssen geschützt. Beliebt sind Schaumverbände auch wegen ihrer teils selbsthaftenden Eigenschaften, die einen zuverlässigen Halt garantieren. Abhängig von der Exsudatmenge können sie bis zu sieben Tage auf der Wunde verbleiben und ermöglichen so ausreichend Wundruhe.
Wundversorgung: Indikation
Grundsätzlich sind Schaumverbände für alle nicht infizierten und nicht infektionsgefährdeten Wunden geeignet, die Exsudat fördern. Zu den Indikationen zählen neben exsudierenden Schürfwunden diabetische Fußulzera, Ulcus cruris, Dekubitus, Spalthautentnahmestellen und Verbrennungen bis zweiten Grades. Kontraindikationen sind trockene Wunden, Bissverletzungen und Pilzinfektionen sowie durch chronische Infektionen hervorgerufene Hautschädigungen. Eine Anwendung unter Kompressionsverbänden ist möglich.
Welcher Schaumverband für welche Wunde?
Die Wahl des Schaumverbandes erfolgt abhängig von der Menge des Exsudats, der Beschaffenheit der Wunde sowie der angrenzenden Hautareale. Erhältlich sind einerseits großporige Schaumstoffe, die sich aufgrund ihrer starken granulationsfördernden Wirkung vor allem für tiefe Wunden eignen. Allerdings besteht eine höhere Gefahr, dass Granulationsgewebe in die Poren des Schaums einwächst, was einen schmerzhaften Verbandwechsel begünstigen kann. Für sehr stark exsudierende Wunden empfiehlt sich die Verwendung einer Wundauflage mit Superabsorber oder der Hydrofiber® Wundkontaktschicht, um die Aufnahmekapazität und den Wundrandschutz zu gewährleisten. Auch für Wundhöhlen sollten nur Spezialprodukte eingesetzt werden (z. B. „Cavity“).
Bei flächigen, schwächer nässenden Wunden sollten feinporige Schaumverbände bevorzugt werden. Diese besitzen eine niedrigere Saugkraft als großporige Schaumstoffe, wodurch das Risiko einer Austrocknung der Wunde geringer ist. Auch verhaftet die feinporige Struktur seltener mit dem Gewebe. Dickflüssiges, zähes Exsudat kann von vielen dieser Produkte allerdings nur unzureichend aufgenommen werden. In diesen Fällen sind grobporige Schäume eine Alternative.
Eine sehr gute Aufnahmefähigkeit von zähem oder dickflüssigem Exsudat bieten außerdem Schaumverbände mit der Hydrofiber® Wundkontaktschicht, da diese nicht vollflächig silikonisiert sind, und durch ihre die exakte Wundbettanpassung einen schnellen und guten Exsudat-Transfer in die inneren Schichten des Schaumverbandes ermöglichen.
Schaumstoffwundauflagen gibt es darüber hinaus mit speziellen Beschichtungen für beanspruchte Haut, z. B. mit Soft-Gel, Hydrogel, mikroadhäsiver Hydrokolloidmasse oder einer zusätzlichen Wunddistanzgitterschicht. Eine Versorgungsoption für besonders empfindliche Haut sind auch silikonisierte Verbände, etwa bei Pergamenthaut, Thiersch-Entnahmestellen, Brandwunden oder Hypergranulation. Ein Vorteil silikonisierter Schaumstoffverbände ist deren leichtes Anhaften auf der gesunden Umgebungshaut, ohne dass diese gereizt oder verletzt wird. Daher eignen sich Silikon-Schaumverbände besonders gut für die sehr empfindliche Haut oder Pergamenthaut.
Gleichzeitig verkleben die beschichteten Auflageflächen seltener am Wundgrund, was einen atraumatischen und schmerzfreien Verbandwechsel möglich macht. Da Silikon hypoallergene Eigenschaften besitzt, eignen sich entsprechend beschichtete Verbände zudem für Allergiker und Kinder. Zuletzt kommt es unter dem frühzeitigen und regelmäßigen Einsatz von Silikon zu einer teilweise deutlichen Verbesserung der Narbenqualität.
Die Unterschiede stecken zwischen den Schichten
Jedoch müssen auch bei den silikonisierten Schäumen Unterschiede beachtet werden: Anders als herkömmliche Silikon-Schaumverbände bildet etwa die integrierte Hydrofiber® Schicht des seit Anfang Oktober verfügbaren AQUACEL® Foam Pro im Verbandkern ein Gel, das überschüssiges Exsudat und schädliche Bestandteile aufnimmt und einschließt. Das Risiko für Mazerationen der wundumgebenden Haut ist bei Einsatz des neuen AQUACEL® Foam Pro zudem deutlich verringert, da dieser ausschließlich vertikal aufquillt und so die laterale Ausbreitung des Exsudats verhindert wird. Dank seiner vollflächigen Silikon-Wundkontaktschicht haftet der neue Schaumverband selbst an anspruchsvollen Körperstellen sehr zuverlässig und kann bei Bedarf sogar zugeschnitten werden
Was Schaumverbände so beliebt macht
- Sie ermöglichen durch ihre weiche, saugfähige Schaumstoffschicht ein optimales Exsudatmanagement – auch unter Kompression.
- Sie sorgen durch einen wasserdichten, atmungsaktiven Schutzfilm, der die Verdunstung überschüssiger Feuchtigkeit ermöglicht, für ein ideales Wundheilungsmilieu.
- Sie schützen zuverlässig vor einer viralen und bakteriellen Kontamination der Wunde sowie durch ihre leicht polsternde Wirkung vor traumatischen Einflüssen.
- Sie können bis zu sieben Tage auf der Wunde verbleiben, was ausreichend Wundruhe gewährleistet
- Für besonders beanspruchte Haut eignen sich Schaumverbände mit speziellen Beschichtungen (z. B. Silikon), die selbst an anspruchsvollen Körperstellen zuverlässig haften, ohne mit dem Wundgrund zu verkleben.
Literatur:
Dissemond J, Kröger K: Chronische Wunden – Diagnostik – Therapie – Versorgung. Elsevier Verlag 2020
Gold MH, Berman B, Clementoni MT, Gauglitz GG, Nahai F, Murcia C. Updated international clinical recommendations on scar management: part 1–evaluating the evidence. Dermatol Surg 2014; 40(8): 817–24
von Reibnitz C, Skowronsky A: Wundversorgung von A‑Z. Springer Verlag 2018
Universitätsspital Basel: Leitlinie Wundmanagement. Christina Settelen, Denise Stebler-Schärz, Barbara Egger, 2011, http://www.unispital-basel.ch, letz