Weihnachtsgeld
Jetzt auch noch das Weihnachts­geld kürzen?

Man kann die Nachricht kaum glauben, die das Gemein­schafts­kli­ni­kum Mittel­rhein (GKM) am 22. Novem­ber an ihre Mitar­bei­te­rIn­nen überstellte.

Statt Lohner­hö­hun­gen, soll das Weihnachts­geld für das gebeu­telte Pflege­per­so­nal um 70 Prozent gekürzt werden. Das ist aufs Schärfste zu verur­tei­len.

Während in zahlrei­chen Berei­chen aktuell kräftige Lohnfor­de­run­gen durch­ge­setzt werden, sollen ausge­rech­net die, deren Tarif­ge­halt ohnehin weit unter einem angemes­se­nen Niveau liegt, auch noch auf einen Teil des vertrag­lich zugesi­cher­ten Gehal­tes verzich­ten. Der Grund seien akute Liqui­di­täts­pro­bleme des Trägers.

Kürzung Weihnachts­geld: Ärzte nicht betrof­fen

Das die am GKM angestell­ten ÄrztIn­nen davon nicht betrof­fen sind, zeigt wie falsch die Haltung gerade gegen­über den dort angestell­ten Pflege­kräf­ten ist. Man geht offen­sicht­lich davon aus, dass das Pflege­per­so­nal bereit ist, für Gottes­lohn zu schuf­ten, da es mit diesem erfül­len­den Beruf längst schon zufrie­den ist.

Die eindi­men­sio­nale Verhand­lungs­po­li­tik, mancher Gewerk­schaf­ten, mittels sogenann­ter Entlas­tungs­ta­rif­ver­träge, hat offen­bar auf der Arbeit­ge­be­rIn­nen­seite zusätz­lich bewirkt, dass man die Gehalts­schraube belie­big nach unten drehen kann. Wenn eine angemes­sene Entloh­nung nicht einmal für eine Gewerk­schaft oberste Priori­tät hat, warum sollte sie dann für die Arbeit­ge­ber­seite wichti­ger erschei­nen?

Die Pflege­ge­werk­schaft Bochu­mer­Bund fordert, den Angestell­ten im Pflege­be­reich des GKM umgehend die vertrag­lich verein­barte Sonder­zah­lung in voller Höhe auszu­zah­len. Pflegende dürfen keines­falls die Leidtra­gen­den von Misswirt­schaft und Priva­ti­sie­rungs­ge­dan­ken sein.

Bevor hier der vermeint­lich leich­teste Weg gegan­gen wird, sollten alle Mittel geprüft und in Erwägung gezogen werden. An dieser Stelle sei auch auf die 8 Milli­ar­den Euro an Finanz­hil­fen hinge­wie­sen, die das BMG zur Stabi­li­sie­rung von Kranken­häu­sern und Langzeit­pfle­ge­ein­rich­tun­gen zur Verfü­gung stellt.

Fest steht, Pflege wird nicht mehr für Gottes­lohn arbei­ten, auch wenn dies immer noch nicht in allen Geschäfts­füh­re­reta­gen angekom­men ist. Pflege hat mehr verdient!

Von Niklas Kemper