Seelische Gesundheit
Auf die seeli­sche Gesund­heit ist genauso zu achten, wie auf die körper­li­che Gesund­heit. Bild: © Designer491 | Dreamstime.com

Ein gesell­schaft­li­ches Problem

Die seeli­sche Gesund­heit ist elemen­ta­rer Bestand­teil der allge­mei­nen Gesund­heit eines Menschen und kann das alltäg­li­che Leben maßgeb­lich beein­flus­sen. Aller­dings wurde der Bereich der seeli­schen Gesund­heit in der öffent­li­chen Gesund­heits­ver­sor­gung über Jahrzehnte vernach­läs­sigt, wie die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion in ihrem Mental-Health-Report feststellte.

Und auch in Deutsch­land steht es um die allge­meine seeli­sche Gesund­heit nicht gut. Eine aktuelle Umfrage der DEVK-Versi­che­run­gen kam zu dem Ergeb­nis, dass die mentale Gesund­heit bei mehr als einem Drittel der Deutschen gefähr­det ist.

Das schlägt sich auch in den Krank­schrei­bun­gen nieder. Im Vergleich zum Jahr 2013 gab es 2023 rund 52 Prozent mehr Fehltage aufgrund psychi­scher Erkran­kun­gen – ein neuer Höchst­stand.

Auf dieses Problem will die jährli­che Aktions­wo­che der seeli­schen Gesund­heit vom 10. bis 20. Oktober aufmerk­sam machen. Sie findet 2024 unter dem Motto „Hand in Hand für seeli­sche Gesund­heit am Arbeits­platz“ statt. Ziel dabei ist, Menschen für das Thema zu sensi­bi­li­sie­ren und aufzu­klä­ren.

Was ist seeli­sche Gesund­heit?

Seeli­sche, mentale, geistige und psychi­sche Gesund­heit werden häufig synonym verwen­det. Eine Defini­tion dafür liefert die WHO. Demnach ist seeli­sche Gesund­heit „ein Zustand des Wohlbe­fin­dens, in dem eine Person ihre Fähig­kei­ten ausschöp­fen, die norma­len Lebens­be­las­tun­gen bewäl­ti­gen, produk­tiv arbei­ten und einen Beitrag zu ihrer Gemein­schaft leisten kann.“

Die psychi­sche Gesund­heit ist also Voraus­set­zung für Lebens­qua­li­tät, Leistungs­fä­hig­keit und soziale Teilhabe. Sie muss deshalb als Konzept verstan­den werden. Seeli­sche Gesund­heit besteht aus folgen­den Fakto­ren:

  • Indivi­du­elle Fakto­ren (wie eigene Zufrie­den­heit)
  • Soziale Verhält­nisse (wie Bildungs­chan­cen)
  • Umwelt­fak­to­ren (wie die kultu­relle Glaubens­hal­tung)

Jeder dieser Fakto­ren kann die seeli­sche Gesund­heit positiv oder negativ beein­flus­sen.

Seeli­sche Gesund­heit und psychi­sche Krank­heit

Wer eine schlechte seeli­sche Gesund­heit hat, muss nicht automa­tisch psychisch krank sein. Einschrän­kun­gen der seeli­schen Gesund­heit reichen von schwe­ren psychi­schen Störun­gen (wie Depres­sio­nen) bis zu leich­ten Beein­träch­ti­gun­gen des seeli­schen Wohlbe­fin­dens. So kann auch ein stres­si­ger Tag die psychi­sche Gesund­heit verschlech­tern.

Es kann also zwischen psychi­scher Beein­träch­ti­gung und psychi­scher Erkran­kung unter­schie­den werden. Als psychi­sche Erkran­kung gelten inten­sive Abwei­chun­gen des Denkens, Fühlens und Handelns von der „Norm“ – also von seelisch gesun­den Menschen.

Der Begriff der Norm ist gerade im Zusam­men­hang mit psychi­schen Erkran­kun­gen heikel, weil er die Gefahr der Stigma­ti­sie­rung birgt. Um dem entge­gen­zu­wir­ken wird heute nicht mehr von Krank­hei­ten oder Erkran­kun­gen, sondern haupt­säch­lich von psychi­schen Störun­gen gespro­chen. Diese werden in der Inter­na­tio­na­len Klassi­fi­ka­tion der Krank­hei­ten (ICD) im Kapitel V „Psychi­sche und Verhal­tens­stö­run­gen“ näher beschrie­ben.

Die seeli­sche Gesund­heit ist damit immer auch als Teil der allge­mei­nen Gesund­heit eines Menschen anzuse­hen. Nur wer einen Zustand des psychi­schen und physi­schen Wohlbe­fin­dens hat, ist gesund. Wem es also psychisch schlecht geht, ist genauso wenig gesund wie eine Person, die erkäl­tet ist.

Was tun für seeli­sche Gesund­heit?

Die seeli­sche Gesund­heit kann man durch verschie­dene Maßnah­men fördern. Seeli­sche Gesund­heit und sport­li­che Aktivi­tät sind ein Paar, das gut zusam­men­passt. So können körper­li­che Aktivi­tä­ten bei Depres­sio­nen ähnli­che Auswir­kun­gen haben, wie eine medika­men­töse Thera­pie[1].

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von perso­na­len und sozia­len Schutz­fak­to­ren, die langfris­tig dabei helfen können mit schwie­ri­gen Lebens­um­stän­den fertig zu werden.

Perso­nale Schutz­fak­to­ren:

  • Selbst­wirk­sam­keit: Vertrauen in die eigenen Fähig­kei­ten, Heraus­for­de­run­gen zu bewäl­ti­gen
  • Selbst­re­gu­la­tion: Fähig­keit, Emotio­nen und Verhal­ten zu kontrol­lie­ren.
  • Optimis­mus: Positive Zukunfts­er­war­tun­gen trotz Schwie­rig­kei­ten.
  • Problem­lö­sungs­fä­hig­kei­ten: Fähig­keit, Lösun­gen für Probleme zu finden.
  • Körper­li­che Gesund­heit: Stabi­les und wider­stands­fä­hi­ges Immun­sys­tem.

Soziale Schutz­fak­to­ren:

  • Unter­stüt­zende Bezie­hun­gen: Enge Bindun­gen zu Familie und Freun­den.
  • Soziale Netzwerke: Stabile, verläss­li­che Gemein­schaf­ten.
  • Sichere Bezugs­per­so­nen: Verläss­li­che Menschen in Krisen­si­tua­tio­nen.

In Ergän­zung hierzu kann die Siche­rung von Grund­be­din­gun­gen wie eine angemes­sene Ernäh­rung, ausrei­chend Wohnraum und Erwerbs­ar­beit genannt werden.

Die Wirkung der einzel­nen Schutz­fak­to­ren ist dabei immer auch von der betrof­fe­nen Person abhän­gig und nicht allge­mein zu bewer­ten.

Wer Schwie­rig­kei­ten mit seiner seeli­schen Gesund­heit hat, kann sich auch aktiv Hilfe suchen. So etwa beim Zentral­in­sti­tut für seeli­sche Gesund­heit in Mannheim oder bei zahlrei­chen Zentren für seeli­sche Gesund­heit in vielen deutschen Städten. Dort gibt es eine Reihe von Beratungs- und Behand­lungs­an­ge­bo­ten.

Niedrig­schwel­li­ger ist der Austausch mit Vertrau­ens­per­so­nen über die eigenen psychi­schen Probleme. Auch das kann ein erster Schritt sein und kurzfris­tig helfen. Wer langfris­tige Lösun­gen sucht, kann seinen Hausarzt konsul­tie­ren, der Ratschläge zu weite­ren Schrit­ten und Behand­lungs­mög­lich­kei­ten geben kann.

Im Notfall können sich Betrof­fene von psychi­schen Proble­men an das Krisen­te­le­fon der „Telefon­seel­sorge“ wenden. Unter 0800 1110111 und 0800 1110222 wird dort 24 Stunden am Tag Hilfe angebo­ten.

Quellen:

  1. Schulz, K.-H.; A. Meyer & N. Langguth (2012): Körper­li­che Aktivi­tät und psychi­sche Gesund­heit. Bundes­ge­sund­heits­blatt, S. 55–65.