Prof. Dr. Heribert Gärtner: Wie bekommen wir den Versorgungsschlendrian in den Griff?
Prof. Dr. Heribert Gärtner: Wie bekom­men wir den Versor­gungs­schlen­drian in den Griff?

Rückbli­ckend stellte er fest, dass die jungen Studi­en­gänge des Fachbe­reichs „Gesund­heits­we­sen“ eine fundierte und anwen­der­ori­en­tierte Antwort auf die gewan­ver­än­der­ten Anfor­de­rungs­pro­file in den Pflege­be­ru­fen sind. Der Umbruch der deutschen Hochschul­land­schaft stellt für ihn eine Heraus­for­de­rung dar, und die Konstruk­tion der neuen Bache­lor- und Master­stu­di­en­gänge laufe auf Hochtou­ren.

Für Prof. Dr. Volker Großkopf steht der Schutz des Patien­ten durch die Quali­täts­si­che­rung medizi­ni­schen Handelns an erster Stelle. In seinem Vortrag ging er auf die spezi­el­len Zusam­men­hänge von Haftungs­recht und Quali­täts­ma­nage­ment ein und betonte die Bedeu­tung der Einhal­tung von pflege­ri­schen Sorgfalts­pflich­ten. Hierfür böten die von medizi­ni­scher und pflege­ri­scher Wissen­schaft erarbei­te­ten Richt­li­nien, Leitli­nien oder evidenz­ba­sier­ten Standards wichtige Orien­tie­rungs­hil­fen. Aller­dings stelle die Imple­men­tie­rung von Exper­ten­wis­sen im Arbeits­all­tag für die Einrich­tungs­trä­ger mitun­ter eine wirtschaft­li­che Heraus­for­de­rung dar. Angesichts der nachweis­lich gestie­ge­nen Anzahl von Haftungs­fäl­len sei es jedoch nicht zu verant­wor­ten, die Augen vor der wissen­schaft­li­chen Metho­den­lehre zu verschlie­ßen. Nachweis­ba­res und effek­ti­ves Quali­täts­ma­nage­ment, so Großkopf, gewähr­leis­tet zudem eine gute Basis bei den Prämi­en­ver­hand­lun­gen mit den Haftpflicht­ver­si­che­rern.

Auch der Organi­sa­ti­ons­psy­cho­loge Prof. Dr. Heribert Gärtner sieht derzeit keine Alter­na­tive zum Quali­täts­ma­nage­ment. Er beschäf­tigte sich in seinem Vortrag mit den Effek­ten von QM-Einfüh­run­gen auf allen Arbeits­ebe­nen. Den Betei­lig­ten müsse klar sein, dass die Entschei­dung „pro QM“ tradierte Verhal­tens­wei­sen aufbre­che, jedoch warnte er eindring­lich vor Überschät­zun­gen des Ratio­na­li­sie­rungs­po­ten­zi­als. Die optimal funktio­nie­rende Einrich­tung sei zwar ein nahezu unerreich­ba­res Ziel, das dennoch immer weiter verfolgt werden müsse. Der Versuch, eine solche Einrich­tung zu verwirk­li­chen, sei ein steti­ger Prozess, aus dme sich für Gärtner die Legiti­ma­tion des Manage­ments ergibt.

Prof. Dr. Marcus Siebolds entlarvte die QM-Systeme als ordnungs­po­li­ti­sche Durch­griffs­maß­nah­men. Es betonte die starke Position des Gemein­sa­men Bundes­aus­schus­ses (G‑BA) bei der Festset­zung von erstat­tungs­fä­hi­gen Pflege­leis­tun­gen. Die dort normier­ten Tatbe­stände bieten den Einrich­tungs­trä­gern die Grund­lage der vertrags­ge­rech­ten Entloh­nung. Von der Gesund­heits­po­li­tik fordert Siebolds rigidere Lenkungs­in­ter­ven­tio­nen in Zeiten knapper Kassen, um die gesetz­lich garan­tier­ten Versor­gungs­struk­tu­ren auch weiter­hin aufrecht­erhal­ten zu können.