Zeitumstellung von Uhren
Zeitum­stel­lung bedeut vor allem: Uhrzeit neu setzen – außer man hat eine Funkuhr. Bild: geralt/Pixabay.com

#1: Vor- oder Zurück­stel­len?

Die mittel­eu­ro­päi­sche Sommer­zeit (MESZ) beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ, indem die Stunden­zäh­lung um eine Stunde von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorge­stellt wird. Sie endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr MESZ, indem die Stunden­zäh­lung um eine Stunde von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurück­ge­stellt wird.

Wer sich das nicht merken kann, dem hilft vielleicht diese Esels­brü­cke:

„Im Frühjahr kommen die Garten­mö­bel VOR das Haus und im Herbst wieder ZURÜCK ins Haus.“

Auch im Engli­schen gibt es hierzu einen Merksatz (zugleich ein Wortspiel): „spring forward, fall back“.

#2: Zeitum­stel­lung als Instru­ment der Kriegs­wirt­schaft

Die Einfüh­rung der Sommer­zeit war ursprüng­lich eine Kriegs­maß­nahme: Inmit­ten des Ersten Weltkriegs führten das Deutsche Reich sowie das mit ihm verbün­dete Öster­reich-Ungarn die Zeitum­stel­lung ein. Dadurch versprach man sich Energie­ein­spa­run­gen bei der künst­li­chen Beleuch­tung an langen Sommer­aben­den. Als Reaktion darauf führten auch andere europäi­sche Länder die Sommer­zeit ein.

Zwischen den Weltkrie­gen, in der Weima­rer Republik, gab es keine Sommer­zeit. Erst mit Beginn des Zweiten Weltkriegs erfolgte die Wieder­ein­füh­rung – erneut aus kriegs­öko­no­mi­schen Gründen: Denn eine Stunde mehr Tages­licht bedeu­tete auch eine Stunde mehr Arbeits­zeit für die damalige Rüstungs­in­dus­trie.

#3: Wieder­ein­füh­rung als Energie­spar­maß­nahme

Bis 1979 wurde in der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land nicht an der Uhr gedreht. Doch 1979/80 erlebt man gerade wieder einen Ölpreis­schock. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auswir­kun­gen nach der Energie­krise von 1973 noch frisch im Gedächt­nis.

Daneben bestand ein erheb­li­cher politi­scher Druck seitens der anderen europäi­schen Mitglied­staa­ten. Diese dräng­ten auf eine Harmo­ni­sie­rung der europäi­schen Zeiten­zo­nen, um den Binnen­markt voran­zu­trei­ben.

1980 führte die Bundes­re­pu­blik (wie im Übrigen auch die Deutsche Demokra­ti­sche Republik) die mittel­eu­ro­päi­sche Sommer­zeit ein.

Mittler­weile werden die mit der Einfüh­rung der Sommer­zeit erhoff­ten Einspar­ef­fekte kritisch hinter­fragt. „Die Umstel­lung auf Sommer­zeit bringt keine spürbare Energie­ein­spa­rung“, teilte beispiels­weise der Bundes­ver­band der Energie- und Wasser­wirt­schaft (BDEW) im März 2010 mit. Ein verän­der­tes Freizeit­ver­hal­ten an Sommer­aben­den und die zuneh­mende Verbrei­tung von Energie­spar­lam­pen würden eventu­elle Sparef­fekte durch die Zeitver­schie­bung aufhe­ben, so der Verband weiter.

Im März 2019 stimmte das EU-Parla­ment für die Abschaf­fung der europa­wei­ten Zeitum­stel­lung. Bislang (2024) konnte jedoch keine politi­sche Einigung darüber erzielt werden, welche Regelung statt­des­sen zur Anwen­dung kommen sollte (zum Beispiel dauer­haft Sommer­zeit, dauer­haft Winter­zeit, neue Zeitzo­nen etc.).

#4: Physio­lo­gisch nicht unpro­ble­ma­tisch

Psycho­lo­gen und Medizi­ner haben negative Auswir­kun­gen der Zeitum­stel­lung festge­stellt, da sich die Anpas­sung des chrono­bio­lo­gi­schen Rhyth­mus des Organis­mus („innere Uhr“ oder auch zirka­diane Uhr) als proble­ma­tisch heraus­ge­stellt hat. Diese sind vergleich­bar mit denen eines Jetlags.

Beson­ders Menschen, die unter Schlaf­stö­run­gen leiden oder über organi­sche Erkran­kun­gen verfü­gen, haben hier offen­bar größere Schwie­rig­kei­ten. Nach einer weite­ren Studie soll die Umstel­lung auf die Sommer­zeit auch das Risiko, einen Herzin­farkt zu erlei­den, erhöhen.

Zeitumstellung per Langwelle
Sende­mast von DCF77 in Mainf­lin­gen, südöst­lich von Frankfurt/Main. Mit norma­len Langwel­len-Radios kann das Zeit-Signal zwar nicht empfan­gen werden – wohl aber mit „Radios für die Zeit“: Funkuh­ren liefern jedem, der sie haben will, die amtli­che Zeit „draht­los“ ins Haus oder ans Handge­lenk. Bild: PTB

#5: Keine Zeitum­stel­lung ohne Zeitsi­gnal

Für die funkge­steurte Zeitum­stel­lung verant­wort­lich ist die Physi­ka­lisch-Techni­sche Bundes­an­stalt (PTB) in Braun­schweig. Mitar­bei­ter program­mie­ren hierzu einen Zeitsen­der (DCF77) im hessi­schen Mainf­lin­gen. Dieser Zeitsen­der ist verant­wort­lich für die Ausstrah­lung eines Zeitsi­gnals, ohne dass die Zeitan­zei­gen auf Bahnhö­fen, Flughä­fen und in Rundfunk- und Fernseh­an­stal­ten nicht verläss­lich funktio­nie­ren würden. Das Signal kann in ganz Europa auf der Langwel­len­fre­quenz 77,5 kHz empfan­gen werden.

Um ein sekun­den­ge­naues Zeitsi­gnal überhaupt aussen­den zu können, muss die Zeit zuvor gemes­sen worden sein. Hierzu benutzt das PTB seit den 1950er Jahren sogenannte Atomuh­ren, in denen – stark verein­facht gesagt – Cäsium­atome mittels Mikro­wel­len­be­strah­lung zu einer energe­ti­schen Zustands­ver­än­de­rung animiert werden.