
Stuhldrainagen stehen seit circa 20 Jahren zur Verfügung. Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Therapiefeldern haben sie zu einem festen Bestanteil in der Versorgungswirklichkeit von Patienten werden lassen.
Der Einsatzbereich ist dabei nicht nur auf die kontrollierte Stuhlableitung bei einer massiven Diarrhoe beschränkt.
Kontrollierte Entleerung des Darms ermöglichen
Sie werden auch häufig bei Patienten mit Stuhlinkontinenz, neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Querschnittlähmung oder Multipler Sklerose, sowie bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa eingesetzt. Sie ermöglichen eine kontrollierte Entleerung des Darms und können so dazu beitragen, die Lebensqualität der betroffenen Patienten zu verbessern.
In Frage kommen kann auch die Verwendung als Zugang zum Colon, wenn beispielsweise Flüssigkeiten oder Medikamente in den Körper eingeleitet werden müssen. Das innovative Drainage-System des hygh‑tec® plus eignet sich in diesem Sinne nicht nur zur therapeutischen Darmspülung, sondern zeichnet sich zudem durch sein intelligentes Design und die elastischen Eigenschaften als besonders effektiv im Einsatz aus (PZN: 18195748).
So konnten die Läsionsraten nach einer Studie der Uniklinik Heidelberg, auf circa 1 Prozent reduziert werden. Die Dichtigkeitsrate steigerte sich wegen der dichtenden Bauweise aufgrund des verwendeten Polyurethans (PU) im Vergleich mit den Silikondrainagen der ersten Generation auf circa 90 Prozent. Die Frage nach alternativen Stuhldrainagen sollte daher auch immer berücksichtigen, welches Ziel man mit dem Einsatz von derartiger Medizinprodukte genau verfolgen möchte.
Gibt es Hilfsmittel-Alternativen zur Stuhldrainage?
Je nach Ursache der Stuhlinkontinenz oder des Problems mit dem Stuhlgang stehen im Hilfsmittelverzeichnis zur individuellen Regulierung der Darmfunktion im Wesentlichen drei Alternativen zur Verfügung, die von den Krankenkassen im Bedarfsfall finanziert werden können. Zu nennen sind die
- Darmrohre, Irrigationssysteme (PG 3 „Applikationshilfen“),
- die Analtamponaden (PG 15 „Inkontinenzhilfen“) und
- die Stuhlauffangbeutel, Fäkalkollektoren (PG 15 „Inkontinenzhilfen“).
Auch wenn die drei Hilfsmittelgruppen für ähnliche Problematik eingesetzt werden, unterscheiden sich jene nicht nur äußerlich, sondern vielmehr in deren Handhabung und Funktion.
Darmrohre aus modernen Materialien
Darmrohre werden als Enddarmzugang zur rektalen Einleitung von Spülflüssigkeit in den Mastdarm verwendet, um hierüber eine Darmentleerung zu erreichen. Reinigungseinläufe per Darmrohr werden in der Medizin schon seit langer Zeit verwendet. Während die Darmrohre früher aus Metall, Glas oder Rotgummi konstruiert waren, werden stehen sie heutzutage in verschiedenen Durchmessern zur Verfügung und werden aus Silikon, Kunststoff oder Latex hergestellt.
Die Hauptindikationen für den Einsatz eines Darmrohres sind in der Verabreichung von Einläufen (zum Beispiel bei Obstipationen), für die Applikation bestimmter Flüssigkeiten zu diagnostischen Zwecken (zum Beispiel bei einem Colon-Kontrastmitteleinlauf) und für die Ableitung von Darmgasen zu erkennen.
Der Einsatz des Darmrohres obliegt der Anordnung eines Arztes ist nur für eine kurzfristige Verweildauer gedacht (circa für 30 Minuten geblockt, bis maximal drei Stunden ungeblockt). Eine längere Liegezeit kann im Darm zu Druckstellen an der Darmwand führen.
Der Einsatz von Analtampons, welche meist aus Schaumstoff oder Silikon hergestellt sind, wird hauptsächlich bei Patienten mit Stuhlinkontinenz oder einer Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) erwogen.
Der Einsatz eines Analtampons
Der Anwendungsbereich erweitert sich auf die Versorgung von Wunden im Analbereich oder bei anovaginalen Fisteln. Voraussetzung für den Einsatz eines Analtampons ist, dass der Stuhl nicht dünnflüssig ist und der Analtampon durch das medizinische Personal sach- und- fachgerecht eingeführt wird. Die fehlerhafte Anwendung oder überlange eine Verweildauer kann gleichfalls Druckstellen verursachen und zu Nekrosen oder anderen Gewebeschäden führen.
Bei dem Fäkalkollektor steht die schnelle und kostengünstige Ableitung oder das Auffangen von Stuhl bei meist immobilen, bettlägerigen Patienten im Vordergrund. Das Ableitungssystem des Fäkalkollektors befindet sich direkt am After, an den es auch angeklebt wird. Der Fäkalkollektor besteht aus einer dünnen Hydrokolloidplatte mit einem Auffangbeutel sowie einem Konnektor, an den ein Schlauch für einen weiteren Beutel angeschlossen wird.
Fäkalkollektor bei Inkontinenz
Die Patienten, bei denen ein Fäkalkollektor eingesetzt wird, leiden meist unter Stuhlinkontinenz oder dünnflüssigen Durchfallerkrankungen. Vor der Anwendung des Fäkalkollektors muss der sensible anale Bereich rasiert und mit geeigneten Pflegemitteln gereinigt werden. Zur Vermeidung von Kontaminationen ist zu überprüfen, ob perianal keine Hautläsionen vorhanden sind, bevor der Fäkalkollektor angelegt wird.
Von den Patienten wird das Tragen eines Fäkalkollektors zwischen den Gesäßhälften oftmals als unangenehm oder störend und mobilisationsbeschränkend empfunden, was die Akzeptanz und damit die regelmäßige Nutzung beeinträchtigen kann. Die Rasur birgt das Risiko von Schnittverletzungen.
Eine Fehlanwendung kann zu Leckagen führen, die nicht nur Unannehmlichkeiten für den Patienten sondern auch zusätzliche Reinigungsarbeiten für das Pflegepersonal nach sich ziehen, sondern auch das Risiko von Hautirritationen und Infektionen erhöhen.
Fazit
Vor der Wahl des richtigen Stuhldrainagesystems steht die Frage, welcher Zweck mit dem Einsatz des Hilfsmittels erreicht werden soll. Bei einem kurzfristigen Einsatz zur temporären Stuhlableitung kann die Anwendung eines Fäkalkollektors erwogen werden.
Dieser steht freilich unter der Voraussetzung eines intakten Hautbildes im perianalen Bereich. Gerade aber, wenn die Genital- und Gesäßregion von Verbrennungen oder sonstigen anatomisch relevanten Schädigungen betroffen ist, welche zum Beispiel bei Patienten mit Unterdruckverbände zu beobachten sind, finden sich zurzeit keine Alternativen zur den modernen Stuhldrainagesystemen.
Auch wenn der Kostenvorteil der alternativen Produkte gegenüber den modernen Stuhldrainagen zunächst vorteilhaft erscheint, ist bei der Produktwahl zu berücksichtigen, dass dieser Effekt nur für den bestimmungsgemäßen kurzfristigen Einsatz erzielt werden kann.
Ist bei den Patienten eine Mehrfachverwendung oder Dauerversorgung indiziert, wandelt sich diese Kostenrechnung schnell zu Gunsten der modernen Stuhldrainagen.