Feuer
Perso­nen, die aus solchen Brand-Szena­rien geret­tet werden, weisen häufig neben Rauch­ver­gif­tun­gen auch Brand­ver­let­zun­gen auf, die eine kompli­zierte Behand­lung nach sich ziehen. Bild: Mattias Bokinge/Dreamstime.com

Drohende Kompli­ka­tio­nen

Sofern die Genital- und Gesäß­re­gion von tiefgra­di­gen Verbren­nun­gen betrof­fen ist, sind nach der AWMF-Leitli­nie „AWMF-Leitli­nie „Behand­lung thermi­scher Verlet­zun­gen des Erwach­se­nen“ der Deutschen Gesell­schaft für Verbren­nungs­me­di­zin (DGV) zudem Mikti­ons­pro­bleme, Teil- oder Total­ver­lust des Genitales, Narben­kon­trak­tu­ren im Uroge­ni­tal­be­reich und Infek­tio­nen der Brand­wun­den mit Fäkal­kei­men zu erwar­ten.[1]

Diese Kompli­ka­tio­nen fordern das gesamte inter­dis­zi­pli­näre Wissen und Können der in der Verbren­nung ausge­wie­se­nen Behand­ler heraus, um indivi­du­elle und schonende Versor­gungs­me­tho­den zu ergrei­fen, damit die Patien­ten mit periana­len Verbren­nun­gen nicht aufgrund analer oder uroge­ni­taler Kompli­ka­tio­nen verster­ben.

Die unmit­tel­bare Nähe zum Anus lässt – auch bei eigent­li­cher Unver­sehrt­heit der Analre­gion selbst – eine endogene bakte­ri­elle Infek­tion mit Fäkal­kei­men erwar­ten. Gerade im Intim­be­reich müssen daher aufgrund der schwie­ri­gen anato­mi­schen Gegeben­hei­ten, sowie der von Ausschei­dun­gen bedroh­ten Wundareale, alle Regis­ter gezogen werden.

„Die unmit­tel­bare Nähe zum Anus lässt – auch bei eigent­li­cher Unver­sehrt­heit der Analre­gion selbst – eine rasche Super­in­fek­tion der Brand­wun­den mit Fäkal­kei­men erwar­ten. Wundin­fek­tio­nen bergen nicht nur die Gefahr sekun­dä­ren Abtie­fens der Verbren­nungs­wunde durch Zerstö­rung primär überle­ben­der Epithel­zel­len, sondern dass Wundin­fek­tio­nen vor allem auch das Anhei­len von Spalt­haut­trans­plan­ta­ten wesent­lich verzö­gern oder sogar verhin­dern können.“

Muir IFK, Morgan BDG (1973) Burns of the genita­lia and perineum. In: Horton CE (Hrsg) Plastic and Recon­s­truc­tive Surgery of the Genital Area. Little and Brown, Boston, S 443–449

Die Proble­ma­tik der Behand­lung

Um die Grund­lage für die Wahl der geeig­ne­ten Behand­lungs­me­tho­den zu bestim­men, ist es wichtig die Klassi­fi­ka­tion von periana­len Brand­wun­den, sowie den Schwe­re­grad der Verlet­zung im Vorfeld zu eruie­ren.

Neben dem chirur­gi­schen Ansatz, wie durch den Einsatz von Spalt­haut­trans­plan­ta­ten, werden auch nicht-chirur­gi­sche Behand­lungs­me­tho­den, wie aufwen­dige Verbände oder Unter­druck­the­ra­pie einge­setzt.

Zur Gewähr­leis­tung der Effek­ti­vi­tät dieser Versor­gungs­maß­nah­men, zur Entlas­tung der Patien­ten von häufi­gen Verbands­in­ter­val­len und zur Siche­rung des Heilungs­pro­zes­ses sollten die Ausschei­dun­gen gänzlich ohne Kontakt zu den Wunden oder der Spalt­haut, abgelei­tet werden.

Die Ablei­tung des Urins sollte bis zum stabi­len Abhei­len der oberfläch­li­chen Verbren­nungs­wun­den oder bis zum stabi­len Anhei­len der Hauttrans­plan­tate über einen Blasen­dau­er­ka­the­ter oder Supra­pu­bi­scher Kathe­ter (SPDK) vollzo­gen werden.

Die Stuhl­aus­schei­dung hinge­gen kann mit einer opera­ti­ven Stoma­ab­lei­tung oder einer entspre­chen­den Stuhl­mo­di­fi­ka­tion über eine Stuhl­drai­nage gewähr­leis­tet werden.

Das Problem der Stuhl­ab­lei­tung

Stuhl­drai­nage-Systeme stehen bereits seit gerau­mer Zeit auf dem Markt zur Verfü­gung. Doch leider stellen sich die konti­nu­ier­li­chen Kathe­ter-Auffang­be­häl­ter-Systeme zur Stuhl­ab­lei­tung der ersten Genera­tio­nen, aufgrund ihrer Bauart und des Materi­als, als nicht effek­tiv dar. Dies zieht nicht nur eine Mehrbe­las­tung des Patien­ten mit sich, sondern verkom­pli­ziert die gesamte Versor­gung und verbraucht materi­elle, sowie perso­nelle Ressour­cen.

Die beiden Plasti­schen Chirur­gen Dr. Markus Öhlbauer und Dr. Britta Wallner aus dem Zentrum für Schwer­brand­ver­letzte der BG Unfall­kli­nik Murnau beschrie­ben im Jahr 2016 die zum damali­gen Zeitpunkt vorhan­de­nen Darmma­nage­ment­sys­teme, welche bis dahin aus Silikon gefer­tigt waren, wie folgt:

„Eine völlige Dichtig­keit, vor allem für Stuhl­was­ser, ist aber zumeist auch mit diesen Darmma­nage­ment­sys­te­men, nicht zu errei­chen, sodass dies über eine erhöhte Frequenz der Verband­wech­sel kompen­siert werden muss oder bei Anwen­dung der Unter­druck­the­ra­pie über spezi­elle Adaptie­run­gen, die anusnah platziert über im Vergleich zum Gesamt­sys­tem erhöh­ten Unter­druck neben dem Darmma­nage­ment­sys­tem paraa­nal vorbei­lau­fen­des Stuhl­was­ser aufneh­men können.“

Markus Öhlbauer und Britta Wallner: „Perianale Verbren­nun­gen“. In: Verbren­nungs­chir­ur­gie, Heraus­ge­ber: Marcus Lehnhardt, Sprin­ger Berlin/Heidelberg, 2016, S. 281

Moderne Systeme helfen

Deshalb ist es für die effek­tive Versor­gung und Behand­lung der von thermi­schen Verlet­zun­gen betrof­fe­nen Patien­ten unerläss­lich, dass moderne Stuhl­drai­na­ge­sys­teme verwen­det werden, die eine zuver­läs­sige, konti­nu­ier­li­che und hygie­ni­sche Stuhl­ab­lei­tung verspre­chen.

Das moderne System hygh-tec plus® verknüpft eine einzig­ar­tige Kathe­ter­tech­nik zu einer modular konzi­pier­ten Versor­gungs­platt­form, die in der inten­siv­me­di­zi­ni­schen Versor­gungs­si­tua­tion von Brand­wun­den in der hochsen­si­blen Perianal­re­gion über seine funktio­nel­len Eigen­schaf­ten einen patien­ten­scho­nen­den und hygie­ni­schen Einsatz verspricht.

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Im Zusam­men­hang mit den zeitlich aufwen­di­gen Verbands­wech­sel­in­ter­val­len, dem hohen materi­el­len Einsatz der kosten­in­ten­si­ven Wundauf­la­gen, Wundspül­mit­tel oder der Unter­druck­the­ra­pie, ist es in der periana­len Brand­wun­den­ver­sor­gung von enormer Bedeu­tung atrau­ma­ti­sche und dichtende Stuhl­drai­nage zu verwen­den.

Durch die heraus­ra­gen­den Eigen­schaf­ten des verwen­de­ten Materi­als Polyure­than (PU) und die neuar­tige Bauweise der Stuhl­drai­nage hygh-tec plus®, kann die Leckage auch bei wässri­gen Stühlen auf ein Minimum reduziert werden.

Die Funktio­na­li­tät und Dichtig­keit von hygh-tec plus® werden derzeit in der Heidel­ber­ger Univer­si­täts­kli­nik einer klini­schen Studie unter­zo­gen, die nach ersten Ergeb­nis­sen ein positi­ves Ergeb­nis zu verspre­chen scheint.

Mike Becker

Litera­tur:

  1. AWMF-Leitli­nie „Behand­lung thermi­scher Verlet­zun­gen des Erwach­se­nen“ der Deutschen Gesell­schaft für Verbren­nungs­me­di­zin (DGV). S2k, AWMF-Regis­ter-Nr.: 044–001.
  2. Verbren­nungs­chir­ur­gie, Marcus Lehnhardt, Sprin­ger Berlin / Heidel­berg, 2016
  3. Muir IFK, Morgan BDG „Burns of the genita­lia and perineum“. In: Horton CE (Hrsg.) Plastic and Recon­s­truc­tive Surgery of the Genital Area. Little and Brown, Boston, 1973