Palliativarzt
Entsetz­lich: Aus Mordlust soll ein Berli­ner Pallia­tiv­arzt seine Patien­ten getötet haben Bild: © Andre­asg | Dreamstime.com

Ein heikler Fall rund um einen Pallia­tiv­arzt hält die Berli­ner Staats­an­walt­schaft in Atem: Der Medizi­ner sitzt seit Anfang August in Unter­su­chungs­haft. Ursprüng­lich hieß es, der 40-Jährige Mann stehe im Verdacht, vier Patien­tin­nen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnun­gen getötet zu haben.

Mittler­weile glaubt die Staats­an­walt­schaft, dass der Pallia­tiv­arzt mindes­tens acht Menschen auf dem Gewis­sen hat. Jetzt ermit­telt sie wegen Mordes und nennt als Motiv „Mordlust“.

Die vier weite­ren Fälle:

Am 24. Juni 2022 soll der Beschul­digte einer 70-jähri­gen Patien­tin in deren Wohnung in der Götzstraße in Tempel­hof ein Gemisch verschie­de­ner Medika­mente verab­reicht und sie getötet haben. Auch hier soll er anschlie­ßend ein Feuer gelegt haben, um seine Tat zu verde­cken. Das Übergrei­fen der Flammen auf das restli­che Gebäude konnte durch die von einem Nachbarn gerufene Feuer­wehr verhin­dert werden.

Am 29. Januar 2024 soll der Beschul­digte einem 70-jähri­gen Mann in dessen Wohnung in der Diesel­straße in Neukölln ein tödli­ches Gemisch verschie­de­ner Medika­mente ohne medizi­ni­sche Indika­tion hierfür verab­reicht haben, um den Mann zu töten.

Außer­dem steht er im Verdacht, am 4. April 2024 einer 61 Jahre alten Frau in deren Wohnung in der Ebers­straße in Schöne­berg ein tödli­ches Gemisch verschie­de­ner Medika­mente ohne medizi­ni­sche Indika­tion verab­reicht und die Frau so getötet zu haben.

Am 29. April 2024 soll er einen 83 Jahre alten Mann in dessen Zimmer im Hospiz der DRK-Klini­ken Köpenick mittels eines Medika­men­ten­ge­mischs getötet haben.

Die eigens für den Fall einge­rich­tete Ermitt­lungs­gruppe des Mordde­zer­nats im Berli­ner Landes­kri­mi­nal­amt (LKA) hat dabei nach Infor­ma­tio­nen der „Bild“-Zeitung inzwi­schen mehr als 40 Patien­ten identi­fi­ziert, die ebenfalls als Opfer infrage kommen könnten.

Ein Sprecher der Staats­an­walt­schaft wollte die Zahl gegen­über der Rechts­de­pe­sche zunächst weder bestä­ti­gen noch demen­tie­ren.

Pallia­tiv­arzt arbei­tete für Pflege­dienst

Der Medizi­ner soll seine Taten im Rahmen seiner Tätig­keit für einen Pflege­dienst began­gen haben. Die betrof­fe­nen Patien­ten befan­den sich nach Angaben der Staats­an­walt­schaft zum Tatzeit­punkt nicht in einer akuten Sterbe­phase.

„Die Sichtung der Patien­ten­ak­ten dauert an“, erklärte der Sprecher. Und weiter: „Ob und gegebe­nen­falls wie viele weitere mögli­che Fälle es gibt, ist nach wie vor Teil der laufen­den Ermitt­lun­gen.“

Brand­se­rie war verdäch­tig

Wie kamen die Behör­den dem poten­ti­el­len Serien­kil­ler auf die Schli­che? Ausge­löst wurden die Ermitt­lun­gen durch Brände, die der Medizi­ner gelegt haben soll, um die Tötung der Patien­ten zu verde­cken.

Die Polizei ermit­telte damals wegen Brand­stif­tung mit Todes­folge. Dabei geriet zuneh­mend der Arzt in den Fokus. Dazu beigetra­gen haben laut Staats­an­walt­schaft Hinweise des Pflege­diens­tes, für den der Beschul­digte gearbei­tet hatte.

Zunächst ging es um vier Fälle im Zeitraum von 11. Juni und 24. Juli 2024. Nachdem Unter­la­gen von weite­ren Patien­ten des Arztes ausge­wer­tet sowie zwei weitere Leichen ausge­gra­ben und von der Gerichts­me­di­zin unter­sucht wurden, geht die Staats­an­walt­schaft von weite­ren vier Opfern aus.

Demzu­folge soll der Arzt auch für den Tod von zwei Frauen im Alter von 61 und 70 Jahren sowie von zwei 70 und 83 Jahre alten Männern verant­wort­lich sein. Er soll ihnen jeweils ein Gemisch von verschie­de­nen Medika­men­ten verab­reicht haben.

Der Fall erinnert an den überführ­ten Serien­mör­der Niels H. Der Pfleger wurde in einem spelta­ku­lä­ren Prozeß für insge­samt 85 began­gene Morde rechts­kräf­tig verur­teilt.

FAQ

Was wird dem Arzt vorge­wor­fen?

Bei den Ermitt­lun­gen gegen einen Berli­ner Pallia­tiv­me­di­zi­ner, der mindes­tens acht Menschen getötet haben soll, werden zur Zeit weitere Patien­ten­ak­ten überprüft.

Die eigens für den Fall einge­rich­tete Ermitt­lungs­gruppe des Mordde­zer­nats im Berli­ner Landes­kri­mi­nal­amt (LKA) hat dabei mehr als 40 Patien­ten identi­fi­ziert, die ebenfalls als Opfer infrage kommen könnten.

Welches Straf­maß erwar­tet den Medizi­ner?

Der Pallia­tiv­arzt sitzt seit Anfang August in Unter­su­chungs­haft. Ursprüng­lich stand der 40-Jährige im Verdacht, vier Patien­tin­nen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnun­gen getötet zu haben.

Inzwi­schen geht die Staats­an­wat­schaft davon aus, dass der Pallia­tiv­arzt mindes­tens acht Menschen getötet hat. Sie ermit­telt wegen Mordes. Als Motiv sieht die Staats­an­walt­schaft „Mordlust“. Würde der Medizi­ner überführt und verur­teilt, droht eine lebens­lange Haft mit anschlie­ßen­der Siche­rungs­ver­wah­rung.

Fazit

Einem Pallia­tiv­arzt werden mindes­tens acht Morde zur Last gelegt. Der Medizi­ner soll aus Mordlust gehan­delt haben, so die Berli­ner Staats­an­walt­schaft. Die Ermitt­lun­gen dauern an. Der Fall erinnert an den Pfleger Niels H. der für 85 Morde zum lebens­lan­ger Haft verur­teilt worden war.