
Ein heikler Fall rund um einen Palliativarzt hält die Berliner Staatsanwaltschaft in Atem: Der Mediziner sitzt seit Anfang August in Untersuchungshaft. Ursprünglich hieß es, der 40-Jährige Mann stehe im Verdacht, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnungen getötet zu haben.
Mittlerweile glaubt die Staatsanwaltschaft, dass der Palliativarzt mindestens acht Menschen auf dem Gewissen hat. Jetzt ermittelt sie wegen Mordes und nennt als Motiv „Mordlust“.
Die vier weiteren Fälle:
Am 24. Juni 2022 soll der Beschuldigte einer 70-jährigen Patientin in deren Wohnung in der Götzstraße in Tempelhof ein Gemisch verschiedener Medikamente verabreicht und sie getötet haben. Auch hier soll er anschließend ein Feuer gelegt haben, um seine Tat zu verdecken. Das Übergreifen der Flammen auf das restliche Gebäude konnte durch die von einem Nachbarn gerufene Feuerwehr verhindert werden.
Am 29. Januar 2024 soll der Beschuldigte einem 70-jährigen Mann in dessen Wohnung in der Dieselstraße in Neukölln ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente ohne medizinische Indikation hierfür verabreicht haben, um den Mann zu töten.
Außerdem steht er im Verdacht, am 4. April 2024 einer 61 Jahre alten Frau in deren Wohnung in der Ebersstraße in Schöneberg ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente ohne medizinische Indikation verabreicht und die Frau so getötet zu haben.
Am 29. April 2024 soll er einen 83 Jahre alten Mann in dessen Zimmer im Hospiz der DRK-Kliniken Köpenick mittels eines Medikamentengemischs getötet haben.
Die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) hat dabei nach Informationen der „Bild“-Zeitung inzwischen mehr als 40 Patienten identifiziert, die ebenfalls als Opfer infrage kommen könnten.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte die Zahl gegenüber der Rechtsdepesche zunächst weder bestätigen noch dementieren.
Palliativarzt arbeitete für Pflegedienst
Der Mediziner soll seine Taten im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst begangen haben. Die betroffenen Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase.
„Die Sichtung der Patientenakten dauert an“, erklärte der Sprecher. Und weiter: „Ob und gegebenenfalls wie viele weitere mögliche Fälle es gibt, ist nach wie vor Teil der laufenden Ermittlungen.“
Brandserie war verdächtig
Wie kamen die Behörden dem potentiellen Serienkiller auf die Schliche? Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch Brände, die der Mediziner gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken.
Die Polizei ermittelte damals wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Dabei geriet zunehmend der Arzt in den Fokus. Dazu beigetragen haben laut Staatsanwaltschaft Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte gearbeitet hatte.
Zunächst ging es um vier Fälle im Zeitraum von 11. Juni und 24. Juli 2024. Nachdem Unterlagen von weiteren Patienten des Arztes ausgewertet sowie zwei weitere Leichen ausgegraben und von der Gerichtsmedizin untersucht wurden, geht die Staatsanwaltschaft von weiteren vier Opfern aus.
Demzufolge soll der Arzt auch für den Tod von zwei Frauen im Alter von 61 und 70 Jahren sowie von zwei 70 und 83 Jahre alten Männern verantwortlich sein. Er soll ihnen jeweils ein Gemisch von verschiedenen Medikamenten verabreicht haben.
Der Fall erinnert an den überführten Serienmörder Niels H. Der Pfleger wurde in einem speltakulären Prozeß für insgesamt 85 begangene Morde rechtskräftig verurteilt.
FAQ
Was wird dem Arzt vorgeworfen?
Bei den Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativmediziner, der mindestens acht Menschen getötet haben soll, werden zur Zeit weitere Patientenakten überprüft.
Die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) hat dabei mehr als 40 Patienten identifiziert, die ebenfalls als Opfer infrage kommen könnten.
Welches Strafmaß erwartet den Mediziner?
Der Palliativarzt sitzt seit Anfang August in Untersuchungshaft. Ursprünglich stand der 40-Jährige im Verdacht, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnungen getötet zu haben.
Inzwischen geht die Staatsanwatschaft davon aus, dass der Palliativarzt mindestens acht Menschen getötet hat. Sie ermittelt wegen Mordes. Als Motiv sieht die Staatsanwaltschaft „Mordlust“. Würde der Mediziner überführt und verurteilt, droht eine lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Fazit
Einem Palliativarzt werden mindestens acht Morde zur Last gelegt. Der Mediziner soll aus Mordlust gehandelt haben, so die Berliner Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen dauern an. Der Fall erinnert an den Pfleger Niels H. der für 85 Morde zum lebenslanger Haft verurteilt worden war.