Deutschland erkennt Sepsis
Die Kampa­gne „Deutsch­land erkennt Sepsis“ will über die gefähr­li­che Blutver­gif­tung aufklä­ren (im Bild: 3D-Darstel­lung von Bakte­rien und Blutzel­len). Bild: © Kitti­pong Jirasukhan­ont | Dreamstime.com

Die Sepsis – im Volks­mund auch „Blutver­gif­tung“ genannt – ist eine lebens­be­droh­li­che Krank­heit, die leider viel zu oft erst zu spät erkannt wird.

In Deutsch­land gibt es jedes Jahr etwa 75.000 Todes­fälle aufgrund von Sepsis, wovon 15.000 bis 20.000 Fälle als vermeid­bar gelten. Auch Krank­heits­ver­läufe, die nicht tödlich enden, können trotz­dem zu schwe­ren Folge­schä­den, wie zum Beispiel chroni­sche Erschöp­fung oder Depres­sion, führen.

Doch trotz der hohen Krank­heits­last ist in der Bevöl­ke­rung nur wenig Wissen zur Sepsis vorhan­den. Wie spärlich das Wissen ist, hat eine deutsch­land­weite reprä­sen­ta­tive Umfrage aus dem Jahr 2018 gezeigt. Demnach

  • wussten nur 17 Prozent der Befrag­ten, dass Sepsis durch Infek­tio­nen ausge­löst wird;
  • hielten 23 Prozent Sepsis für eine aller­gi­sche Reaktion;
  • glaub­ten 30 Prozent, dass Sepsis primär durch „Killer­keime“ im Kranken­haus ausge­löst wird;
  • war vielen unbekannt, dass es gegen manche der Infek­tio­nen, die eine Sepsis auslö­sen können, effek­tive Impfun­gen gibt;
  • glaubte die Mehrheit, dass das Haupt­sym­ptom einer Sepsis ein roter Strei­fen ist, der über den Arm zum Herz zieht.

Jeder sollte „in der Lage sein, die kriti­schen Zeichen zu erken­nen“

Die neue Kampa­gne „Deutsch­land erkennt Sepsis“ will nun über die Gefah­ren der Sepsis aufklä­ren und die typischen Warnzei­chen, wie beispiels­weise

  • ein nie gekann­tes schwe­res Krank­heits­ge­fühl;
  • Müdig­keit, Apathie;
  • Fieber;
  • Schüt­tel­frost;
  • plötz­lich auftre­tende Verwirrt­heit;
  • schnelle, schwere Atmung;
  • erhöhte Pulsrate;
  • ernied­rig­ter Blutdruck;
  • kalte, fleckige Haut an Armen/Beinen;

in der Bevöl­ke­rung und bei medizi­ni­schem Perso­nal bekann­ter machen.

Zu diesem Zweck wurde eine Webseite erstellt, auf der unter anderem wichtige Infor­ma­tio­nen zu den Warnzeich­nen und Verhal­tens­re­geln im Notfall zu finden sind.

Vorge­stellt wurde die Kampa­gne von dem Aktions­bünd­nis Patien­ten­si­cher­heit (APS), der Sepsis Stiftung, der Deutschen Sepsis-Hilfe, dem Sepsis­dia­log der Univer­si­täts­me­di­zin Greifs­wald und dem Verband der Ersatz­kas­sen (vdek).

Dr. Ruth Hecker, Vorsit­zende des APS, erklärte dazu, dass die Kampa­gne „so viele Menschen wie möglich über das Thema aufklä­ren“ soll. „[D]ie Sepsis entsteht meistens nicht im Kranken­haus, sondern in ganz alltäg­li­chen Lebens­si­tua­tio­nen. Deswe­gen sollte jeder in der Lage sein, die kriti­schen Zeichen zu erken­nen“, fügte sie hinzu.

„Jede Minute zählt“ – Vorbeu­gung und Früherken­nung

Prof. Dr. Konrad Reinhart, Vorstands­vor­sit­zen­der der Deutschen Sepsis Stiftung, betonte auch die Wichtig­keit der Vorbeu­gung: „Nahezu jede Infek­ti­ons­krank­heit und fast jeder Krank­heits­er­re­ger kann zur Sepsis führen, das gilt auch für Grippe oder COVID-19.“

„Durch Vorbeu­gun­gen von Infek­tio­nen, durch Impfun­gen, zum Beispiel gegen Grippe, bessere Hygiene zu Hause und in Klini­ken, Früherken­nung und Behand­lung als Notfall können viele Menschen­le­ben geret­tet werden.“

Es sei daher auch sehr wichtig, die frühen Warnsi­gnale schon ernst zu nehmen, so Arne Trumann, 2. stell­ver­tre­ten­der Vorsit­zen­der der Sepsis-Hilfe und selbst Sepsis-Betrof­fe­ner.

Zusätz­lich gab Trumann eine persön­li­che Perspek­tive: „Überlebt zu haben ist ein Geschenk, das zu vielen Menschen nicht zuteil­wird. […] Umso wichti­ger ist es, dass jeder weiß, Sepsis ist ein Notfall wie Herzin­farkt oder Schlag­an­fall. Jede Minute zählt.“

Pflege­rat unter­stützt „Deutsch­land erkennt Sepsis“

Die Kampa­gne „Deutsch­land erkennt Sepsis“ erhält auch Unter­stüt­zung vonsei­ten des Deutschen Pflege­rats. Franz Wagner, Präsi­dent des Pflege­rats, sagte dazu: „Es ist Zeit zu handeln, um Leben zu retten und belas­tende medizi­ni­sche und pflege­ri­sche Folgen zu vermei­den […] Einer der wesent­lichs­ten Punkte ist dabei, die Sepsis frühzei­tig zu erken­nen, um sie richtig behan­deln zu können.“

Quelle: vdek, Deutscher Pflege­rat