Es ist eine Nachricht, die so gar nicht zur viel beschworenen Verbesserung der Bedingungen in der Pflege passen will. Rund 14,8 Millionen Überstunden hatten Altenpflegekräfte 2019 in Deutschland angehäuft. 5,8 Millionen davon blieben unbezahlt. Dies geht aus einer Anfrage der Linksfraktion an die Bundesregierung hervor. Über die Daten berichtete der Nachrichtensender n‑tv, dem die Antwort vorlag. Auf die einzelne Pflegekraft heruntergebrochen, kommt man pro Person auf rund 25 Stunden im Jahr. Davon blieben rein rechnerisch zehn ohne Vergütung.
„Die Kolleginnen und Kollegen gehen an dieser Arbeitslast kaputt“, klagte die pflegepolitische Sprecherin der Linken im Deutschen Bundestag, Pia Zimmermann. „Das Mindeste muss sein: Überstunden in der Altenpflege müssen sofort und ohne Ausnahme bezahlt werden.“ Ansonsten verstärke sich die Gefahr, dass Pflegekräfte massenhaft aus dem Job schieden. Gerade in Zeiten der Sonderbelastung durch die Coronapandemie.
Allein die unbezahlten Überstunden wären genug für mehr als 3.000 Vollzeitstellen
Wie die Linksfraktion vorrechnete, würden alleine die 5,8 Millionen unbezahlten Überstunden einen Wert von 61 Millionen Euro haben. Umgerechnet auf Vollzeitstellen, könnte man allein für die unentgeltlich geleistete Arbeit 3.180 Kräfte neu einstellen. Für 2020 liegen noch keine aktuellen Zahlen vor. Man darf aber annehmen, dass die Corona-Krise die Arbeitsbelastung nicht gerade verringert hat.
Ein besonderes Problem sei die oft kurzfristige Überstunden-Anordnung oder gar der Dienstruf aus der Freizeit heraus. Dieses Problem treffe die in großer Mehrheit weiblichen Arbeitskräfte besonders. Denn sie müssen sich tendenziell mehr um die Kinder sowie die Organisation von deren Betreuung kümmern. Ein weiteres Problem seien die Überstunden bereits in der Ausbildungszeit. Angesichts der Belastung entschieden sich zahlreiche neue Kräfte in der Folge, nur eine Teilzeitstelle anzutreten.
Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Linksfraktion mehrfach bei den Bedingungen in der Pflege nachgehakt. In einer Meldung von 2018 hieß es, die Altenpflegekräfte hätten 2016 mehr als neun Millionen Überstunden geleistet. Davon war auch damals mehr als ein Drittel unbezahlt geblieben. Die Zahlen von 2019 bedeuteten also einen Anstieg des Überstunden-Pensums um rund 65 Prozent. Dabei hätten sich die unbezahlten Stunden annähernd verdoppelt.