Spezi­ell quali­fi­zierte Fachkräfte entwi­ckeln mit Hilfe eines compu­ter­ge­stütz­ten Inter­ven­ti­ons-Manage­ment-Sysstems einen Behand­lungs- und Versor­gungs­plan. Bild: DZNE Stand­ort Rostock/Greifswald

In Akutkran­ken­häu­sern zeigen mehr als 40 Prozent der über 65-jähri­gen Patien­ten kogni­tive Beein­träch­ti­gun­gen, die während des Kranken­haus­auf­ent­hal­tes zu Proble­men führen können. „Menschen mit Demenz fühlen sich in der ungewohn­ten Umgebung des Kranken­hau­ses häufig orien­tie­rungs­los, sie entwi­ckeln Ängste und es kommt häufig zu einer kogni­ti­ven Verschlech­te­rung während des Kranken­haus­auf­ent­hal­tes. All dies erhöht die Wahrschein­lich­keit von Wieder­auf­nah­men und vorzei­ti­ger Heimeinwei­sung in dieser Patien­ten­gruppe“, erklärt Dr. René Thyrian vom Deutschen Zentrums für Neuro­de­ge­nera­tive Erkran­kun­gen (DZNE) am Stand­ort Rostock/Greifswald.

Die Schnitt­stelle zwischen dem Kranken­haus und der Primär­ver­sor­gung für die Perso­nen mit kogni­ti­ven Beein­träch­ti­gun­gen ist eine beson­dere Heraus­for­de­rung. Die Weiter­be­hand­lung nach Opera­tio­nen (u.a. durch nieder­ge­las­sene Spezia­lis­ten) und die Pflege­ver­sor­gung sind oft nicht ausrei­chend koordi­niert, Medika­ti­ons­pläne der Patien­ten werden nach der Entlas­sung aus dem Kranken­haus nicht weiter­ge­führt, Entlas­sungs­briefe, die für die weitere Behand­lung und Versor­gung erfor­der­lich sind, werden unvoll­stän­dig oder verspä­tet an die weiter­be­han­deln­den Ärzte vermit­telt und es fehlen leitli­ni­en­ba­sierte klini­sche Entschei­dungs­hil­fen.

Erarbei­tung eines poststa­tio­nä­ren Behand­lungs­plans

Ziel der inter­secCM-Studie (Inter­sek­to­ra­les Care Manage­ment – inter­sec-CM) ist die Entwick­lung eines umfas­sen­den Entlas­sungs­ma­nage­ments über die Kranken­haus­gren­zen hinweg bis in die Versor­gung durch den nieder­ge­las­se­nen Hausarzt. „Der Versor­gungs­be­darf der Patien­ten sollte zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erfasst werden, um so die Rückkehr von Patien­ten mit kogni­ti­ven Beein­träch­ti­gun­gen aus dem Kranken­haus in die Häuslich­keit optimal vorbe­rei­ten zu können“, so Dr. René Thyrian. Dabei soll ein poststa­tio­nä­rer Behand­lungs- und Betreu­ungs­plan erarbei­tet werden, der eine optimale ambulante Versor­gung absichert: Spezi­ell quali­fi­zierte Fachkräf­ten setzen diesen Plan um und beglei­ten den Prozess.

Basie­rend auf einer umfang­rei­chen compu­ter­ge­stütz­ten Befra­gung, entwi­ckeln spezi­ell quali­fi­zierte Fachkräfte einen am indivi­du­el­len Bedarf orien­tier­ten Behand­lungs- und Versor­gungs­plan für die Patien­ten mit kogni­ti­ven Beein­träch­ti­gun­gen. Nach der Entlas­sung aus dem Kranken­haus koordi­nie­ren und beglei­ten sie die Umset­zung dieses Versor­gungs­plans mit Hilfe eines compu­ter­ge­stütz­ten Inter­ven­ti­ons-Manage­ment-System (IMS). „Die Aufga­ben umfas­sen die Initi­ie­rung einer medizi­ni­schen Diagnos­tik und Behand­lung bezüg­lich der kogni­ti­ven Beein­träch­ti­gung der Patien­ten, Medika­ti­ons­ma­nage­ment, Pflege­be­ra­tung, soziale und recht­li­che Beratung sowie Beratung und Infor­ma­tion über Unter­stüt­zungs­an­ge­bote für pflegende Angehö­rige. Die Fachkräfte erset­zen nicht die anderen Berufs­grup­pen im Kranken­haus, sondern unter­stüt­zen diese kompe­tent, patien­ten­ori­en­tiert und indivi­du­ell. Langfris­ti­ges Ziel ist, Belas­tun­gen für die Patien­ten zu reduzie­ren und einen problem­lo­sen Übergang aus dem Kranken­haus­auf­ent­halt in die eigene Häuslich­keit zu ermög­li­chen“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Stand­ort­spre­cher des DZNE Rostock/Greifswald. Das Projekt startet am 1.8.2017 und hat eine Laufzeit von vier Jahren.

Quelle: idw