Nach Großbritannien und den USA soll Paxlovid jetzt auch in Deutschland zugelassen werden: Das Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereitet laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die nationale Zulassung vor. Damit könnte das Medikament des Herstellers Pfizer noch vor der Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) in Deutschland eingesetzt werden.
Paxlovid bereits in USA und Großbritannien im Einsatz
Die Regierung hat bereits eine Million Dosen Paxlovid vorbestellt, mit einer Option auf eine weitere Million. „Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende dieses Monats das dafür notwendige Paket geschnürt haben, dass wir also Lieferungen des Medikaments erhalten und eine Notfallzulassung erreicht haben“, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) der „Welt am Sonntag“.
Auch Großbritannien und die USA haben Paxlovid zugelassen. Die USA hat im Kampf gegen die Omikron-Welle ihre Bestellung des Medikaments verdoppelt und will für die Behandlung von mindestens 20 Millionen Patienten vorsorgen. In Großbritannien hatte die britische Arzneimittelbehörde MHRA den Einsatz von Paxlovid Ende 2021 genehmigt.
Für wen ist Paxlovid geeignet?
In einer Untersuchung von 3000 Patienten hatte die Gabe von Paxlovid die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung laut Angaben von Pfizer um 88 Prozent gesenkt. Die Anwendung des Medikaments ist allerdings nicht unkompliziert. Wirksam ist es nur in den ersten Tagen einer leichten bis mittelschweren Erkrankung. Die fünftägige Behandlung beinhaltet eine Einnahme von drei Tabletten zweimal täglich. Der Wirkstoff Nirmatrelvir, ein Proteaseinhibitor, hemmt die Vermehrung des Virus, während der Wirkstoff Ritonavir verhindert, dass Nirmatrelvir zu schnell abgebaut wird.
Geeignet ist Paxlovid für die Behandlung ungeimpfter Patienten mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf. Allerdings ist es keineswegs eine Alternative zur Impfung: Zum Einen verhindert es die Erkrankung nicht, zum Anderen können teilweise lebensbedrohliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten, was den Einsatz für viele ältere Patienten ausschließt. Auch die Einnahme von rezeptfreien Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln kann zu Problemen führen. Darüber hinaus ist das Mittel nicht für Schwangere geeignet.
Keine Alternative zur Impfung
Bisher ist eine abschließende Bewertung von Paxlovid noch nicht möglich, da es im Vergleich zur Impfung weit weniger häufig verabreicht wurde. Als Nebenwirkungen wurden Bluthochdruck, Muskelschmerzen und Durchfall beobachtet. Auch eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns trat auf, bei der noch nicht klar ist, ob es sich um eine Nebenwirkung oder ein Symptom der COVID-Erkrankung handelt.
Fachleute begrüßen den Einsatz von Medikamenten wie Pavloxid für spezifische Fälle, warnen aber vor überzogenen Hoffnungen. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, äußerte Zweifel daran, dass es über den Verlauf der Pandemie entscheiden wird, da der Einsatz nur bei bestimmten Menschen möglich ist.
Abgesehen davon ist auch die Definition eines schweren Verlaufs nicht ganz das, was sich viele Menschen darunter vorstellen dürften: So gelten COVID-Patienten mit Lungenentzündung immer noch als mittelschwerer Fall, solange die Sauerstoffversorgung im Körper noch ausreichend ist.