Grund­lage der Sonder­aus­wer­tung sind Daten der exter­nen statio­nä­ren Quali­täts­si­che­rung, mit deren Hilfe sowohl das Vorkom­men von im Kranken­haus erwor­be­nen Infek­tio­nen als auch die Häufig­keit vorbeu­gen­der Antibio­ti­ka­gabe erfasst werden. Daten zu nosoko­mia­len Infek­tio­nen liegen vor allem im Zusam­men­hang mit ortho­pä­di­schen und gynäko­lo­gi­schen Opera­tio­nen vor.

„Wir haben die Jahre 2009 bis 2012 betrach­tet. In diesem Zeitraum blieben die Ergeb­nisse der betrach­te­ten Indika­to­ren überwie­gend konstant. Dies gilt zum Beispiel für die postope­ra­tive Pneumo­nie nach Hüftge­lenks­frak­tur, die mit 2,5 Prozent aller betrach­te­ten Fälle relativ häufig auftritt. In einigen Berei­chen, zum Beispiel in der Gynäko­lo­gie und Geburts­hilfe, war ein signi­fi­kan­ter Rückgang an Infek­tio­nen zu beobach­ten, die Raten an nosoko­mia­ler Früh- und Neuge­bo­re­nen­sep­sis und an Harnwegs­in­fek­tio­nen nach gynäko­lo­gi­schen Opera­tio­nen sind gesun­ken“, sagte Dr. Regina Klakow-Franck, unpar­tei­isches Mitglied im G‑BA und Vorsit­zende des zustän­di­gen Unter­aus­schus­ses Quali­täts­si­che­rung.

„Trotz der erfreu­li­chen Einzel­er­geb­nisse müssen wir insge­samt unsere Anstren­gun­gen zur Vermei­dung nosoko­mia­ler Infek­tio­nen inten­si­vie­ren. Der Zunahme an Risiko­pa­ti­en­ten – immer mehr ältere Menschen mit Begleit­erkran­kun­gen – steht eine rasante Resis­tenz­ent­wick­lung bei den Krank­heits­er­re­gern gegen­über. In der Vergan­gen­heit konnte gezeigt werden, dass durch die aktive Teilnahme an einem Kranken­haus-Infek­ti­ons-Surveil­lance-System (KISS) die Rate an nosoko­mia­len Infek­tio­nen bis zu 30 Prozent gesenkt werden kann. Um dies zu fördern, planen wir, dass die struk­tu­rier­ten Quali­täts­be­richte der Kranken­häu­ser ab nächs­tem Jahr darüber Auskunft geben, ob ein Kranken­haus an einem KISS teilnimmt oder nicht.“

Der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G‑BA) hatte im April 2013 das Göttin­ger AQUA-Insti­tut für angewandte Quali­täts­för­de­rung und Forschung im Gesund­heits­we­sen GmbH beauf­tragt, die Sonder­aus­wer­tung von Daten aus der exter­nen statio­nä­ren Quali­täts­si­che­rung, die sich auf nosoko­miale Infek­tio­nen bezie­hen, vorzu­neh­men. Mit der exter­nen statio­nä­ren Quali­täts­si­che­rung wird in derzeit 30 Leistungs­be­rei­chen anhand von mehr als 450 festge­leg­ten Quali­täts­in­di­ka­to­ren die Behand­lung dokumen­tiert. Alle Kranken­häu­ser sind gesetz­lich verpflich­tet, an dem Verfah­ren, das einen bundes­wei­ten Quali­täts­ver­gleich ermög­licht, teilzu­neh­men. Die Ergeb­nisse werden im sogenann­ten Quali­täts­re­port darge­stellt, der seit dem Berichts­jahr 2012 auch ein Kapitel zu nosoko­mia­len Infek­tio­nen enthält.

Das AQUA-Insti­tut ist eine fachlich unabhän­gige Insti­tu­tion, die den G‑BA seit dem Jahr 2009 bei seinen Verpflich­tun­gen im Bereich der Quali­täts­si­che­rung unter­stützt, entspre­chend den gesetz­li­chen Grund­la­gen in § 137a SGB V.

Die Daten dieser Sonder­aus­wer­tung werden in Kürze auf den Inter­net­sei­ten des AQUA-Insti­tuts unter diesem Link abruf­bar sein wird.

Hinter­grund – nosoko­miale Infek­tio­nen

Infek­tio­nen, die sich Patien­tin­nen und Patien­ten im Zusam­men­hang mit medizi­ni­schen Behand­lun­gen zuzie­hen, werden als nosoko­miale Infek­tio­nen bezeich­net und betref­fen beispiels­weise OP-Wunden, Harnwege oder die Lunge. Häufig handelt es sich um resis­tente Krank­heits­er­re­ger, die gegen Antibio­tika unemp­find­lich sind. Beson­ders bei Patien­tin­nen und Patien­ten, deren Immun­ab­wehr aufgrund des Alters, der Grund­er­kran­kung oder Begleit­erkran­kun­gen geschwächt ist, kann eine solche Infek­tion gravie­rende Folgen haben.

Nach Angaben des Bundes­mi­nis­te­ri­ums für Gesund­heit (BMG) ziehen sich jährlich etwa 400.000 bis 600.000 Menschen in Deutsch­land im Zusam­men­hang mit einer statio­nä­ren oder ambulan­ten medizi­ni­schen Behand­lung eine nosoko­miale Infek­tion zu. Nach inter­na­tio­na­len Exper­ten­schät­zun­gen gelten davon 20 Prozent bis 30 Prozent als vermeid­bar. In Deutsch­land sterben jedes Jahr etwa 10.000 bis 15.000 Patien­ten an Kranken­haus­in­fek­tio­nen. Postope­ra­tive Pneumo­nien (Lungen­ent­zün­dun­gen) zählen zu den maßgeb­li­chen Ursachen für Kranken­haus­sterb­lich­keit.