Vom 3. bis 5. Mai 2017 fand in Amsterdam die 27. Konferenz der European Wound Management Association (EWMA) statt. In zahlreichen Sessions und Keynotes konnten sich die internationalen Besucher über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Wundmanagement austauschen.
Auf besonderes Interesse stießen vor allem jene Veranstaltungen, in denen Praktiker aus dem Nähkästchen plauderten und anhand realer Fälle ihre Versorgungsstrategien und Erfahrungen mit neuen Materialien darstellten.
Einen solchen Fall schilderte auch Susan Lemson, Gefäßchirurgin am Slingeland Ziekenhuis, einem 348-Betten-Krankenhaus nahe der deutsch-niederländischen Grenze, auf dem L&R Press Breakfast. Der Fall zeigt eindrucksvoll, zu was moderne Behandlungsmethoden heute zu leisten imstande sind.
Das Fallbeispiel
Die 47-jährige Patientin wurde wegen eines bullösen Erysipels am linken Bein sowie einer Blutvergiftung (Sepsis) für die Dauer von zehn Tagen zur stationären Behandlung aufgenommen.
Die Krankheitsvorgeschichte der Betroffenen wies immer wiederkehrende Erypsele und unregelmäßig getragene Kompressionsstrümpfe auf. Des Weiteren litt sie unter COPD GOLD II und Bluthochdruck. 2002 gab sie das Rauchen auf; ein zeitweises Hinken infolge einer pAVK – sogenannte Claudicatio intermittens – konnte nicht festgestellt gewerden.
Das Ermitteln des Knöchel-Arm-Druck-Index (KADI) verursachte anfänglich starke Schmerzen. Allerdings konnte an den distalen Arterien ein Puls ertastet werden und die Fingernagelprobe verlief normal.
Die Behandlung
Zunächst erfolgte eine Antibiotikatherapie mittels Flucloxacillin, eine leichte Kompression sowie eine lokale Wundbehandlung der Bläschen. Bei ihrer Entlassung wurde mit einer Kompressionsbehandlung mittels Kurzzug-Bandagen begonnen, durchgeführt durch ein spezielles Kompressionsteam des Hauses.
Zehn Tage später suchte die Patientin die Krankenhausambulanz auf. Dort zeigte sie ihre fast kreisrunden, oberflächlichen Wunden. Eine KADI-Messung war nach wie vor zu schmerzhaft. Laufen war infolge der Schmerzen nicht möglich; die Patientin nutzte deshalb einen Rollstuhl.
Es erfolgte der Umstieg auf Flammazine und die Verschreibung eines Schaumverbandes zur Schmerzreduzierung. Zudem legte das Kompressionsteam mehrschichtige Kompressionsbandagen (40 bis 50 mmHg) an. Die Patientin wurde angehalten hinter ihrem Rollstuhl zu laufen, zu diesem Zweck wurde auch das Bett im Wohnraum aus dem Weg geschafft.
Nach acht Tagen kam sie erneut zur Ambulanz: Die Ödeme waren verschwunden, die Geschwüre geheilt und Schmerzen traten nicht mehr auf. Der KADI lag bei 1,05.
Das Fazit
Dieser Fall zeigt, dass eine adäquate Behandlung von Ödemen bei dem Wundheilungsprozess an Beingeschwüren von enormer Bedeutung ist. Patienten müssen von professionellen Teams motiviert werden sich zu bewegen, sodass die Muskelpumpe den venösen Druck im Bein reduzieren kann und somit Ödemen vorgebeugt wird.
Ebenso ist eine angemessene Schmerzbehandlung von Nöten, um die Beweglichkeit und das Belastungsvermögen der Druckbandagen zu verbessern. Was jedoch am wichtigsten ist: ein professionelles Kompressionsteam, das die Kompressionsbandagen richtig anlegen kann, um so Ödeme zu reduzieren und weiteren Schaden des Beins zu verhindern.