Der AOK-Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut (WIdO) haben bei der Vorstellung des Krankenhaus-Reports 2018 zum Thema „Bedarf und Bedarfsgerechtigkeit“ darauf verwiesen, dass eine stärkere Zentralisierung und Spezialisierung der Klinikstrukturen nötig sei, um für eine bessere Versorgung der Patienten zu sorgen.
Dabei beriefen sie sich unter anderem auf aktuelle Analysen des WIdO, wonach die Versorgung von Patienten bei beispielsweise Darmkrebsoperationen durch eine Zentralisierung deutlich verbessert werden könnte. So wurden im Jahr 2015 in Deutschland rund 44.000 Darmkrebsoperationen durchgeführt, verteilt auf mehr als 1.000 Krankenhäuser. Von diesen führte ein Viertel eine solche Operation jedoch maximal 17 Mal durch, ein weiteres Viertel zählte 18 bis 33 Eingriffe. Würden nur noch zertifizierte Krankenhäuser oder Zentren diese Leistung erbringen dürfen, die mindestens 50 Darmkrebsoperationen im Jahr durchführen, blieben noch 385 Kliniken für diese operative Versorgung übrig, erklären WIdO und AOK-BV. Die Anfahrtswege würden sich damit auch nur geringfügig verlängern. Im Durchschnitt würde dieser bundesweit von acht auf 16 Kilometer angehoben werden.
„Nicht nur bei Krebsoperationen, auch bei anderen planbaren Eingriffen wie Hüftprothesenoperationen und sogar in der Notfallversorgung ist eine stärkere Zentralisierung nötig und möglich, wie die Analysen des WIdO zeigen“, so Jürgen Klauber, Mitherausgeber des Krankenhaus-Reports und WIdO-Geschäftsführer. „Wenn sich die Therapiequalität erhöht und Überlebenschancen besser werden, sollten etwas längere Fahrstrecken kein Thema sein. Wir wissen aus Befragungen, dass die Menschen schon jetzt längere Wege in Kauf nehmen, um in guten Krankenhäusern versorgt zu werden.“
Die Situation betrifft auch Pflegekräfte
Zudem betonte der AOK-Bundesverband, dass diese Situation auch die Pflegekräfte betrifft. „Wir haben nicht genügend Personal, um alle heute existierenden Klinikstandorte so auszustatten, dass sinnvolle Personalanhaltszahlen oder Personaluntergrenzen gut umgesetzt werden können. Dieses Personal wird auch nicht kurzfristig auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sein, egal ob es 8.000 oder 80.000 sind“, so Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Auch deshalb ist die Zentralisierung der Krankenhausstrukturen sinnvoll. In der Diskussion um eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte drängt die AOK auf mehr Transparenz darüber, welche Gelder der Krankenhausfinanzierung für das Pflegepersonal gedacht sind und ob diese Gelder auch an den richtigen Stellen ankommen. Um dieses Mehr an Transparenz zu erhalten, dürfe das bewährte System der Fallpauschalen jedoch nicht als Ganzes in Frage gestellt werden.
Kritik seitens der DKG
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DGK) reagierte mit Kritik auf die Vorschläge: „Wie jedes Jahr enthält der Krankenhausreport der AOK provozierende Beiträge. Dieses Mal sollen Krankenhäuser mit angeblich geringen Leistungszahlen bei Hüftoperationen, Herzinfarkten und Krebsoperationen gebrandmarkt werden“, heißt es in einer Mitteilung der DKG. Es gehe dabei aber wohl eher um eine „gezielte Diskreditierung der Krankenhausmedizin und um unverantwortliche Verunsicherung der Patienten, als um saubere wissenschaftliche Recherchearbeit“, bemängelt die DKG weiter.
So sei beispielsweise die Annahme, dass Kliniken mit wenigen geplanten Hüftoperationsleistungen schlechtere Ergebnisse hätten als Kliniken mit vielen Elektivleistungen nicht haltbar, wenn bei den Kliniken mit wenigen Leistungen die unter Notfallbedingungen zu erbringenden Leistungen nicht herausgerechnet werden. Zwar widerspreche die DKG nicht grundsätzlich der Idee der Mindestmengen, wenn diese zu einer erhöhten Behandlungsqualität beitragen. Mindestmengenvorgaben können aber kein Instrument sein, um Krankenhausversorgungsstrukturen, wie zum Beispiel bei Geburten, die in der Fläche auch bei geringeren Fallzahlen gebraucht werden, in Frage zu stellen.
Quelle: AOK-BV, DKG