Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts können die in Deutschland relevanten Fälle bis Ende Juni 2021 wie folgt aufgeschlüsselt werden:
- Tätige in Krankenhäuser ärztlichen Praxen, Dialysestellen & Rettungsdiensten: 90.537 Corona-Fälle mit 89 Toten
- Tätige in Pflegeeinrichtungen: 34.962 Corona-Fälle mit 92 Toten
- Tätige im ambulanten Pflegedienst: 2.643 Corona-Fälle mit 3 Toten
Das geht aus den Situationsberichten des Robert-Koch-Insituts hervor. Bis Mitte des Jahres 2021 wurden in diesen Berichten noch die für den Infektionsschutz besonders relevanten Settings (Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen etc.) gesondert betrachtet. Die Kategorisierung in „Tätige“ ist allerdings recht grob. Sie lässt zum Beispiel keine Rückschlüsse darauf zu, ob es sich bei dem jeweiligen Corona-Fall um Pfleger/Pflegerinnen oder um Ärzte/Ärztinnen handelt. Zudem ist aus dem Datenmaterial nicht ersichtlich, ob sich die Person in der Einrichtung oder im privaten Umfeld mit COVID-19 infiziert hat.
Auf Nachfrage der Rechtsdepesche teilte das RKI mit, dass es im Sommer auf eine wöchentliche Berichterstattung umgestellt und den Bericht auf die wichtigsten epidemiologischen Parameter fokussiert. Die Daten werden im Rahmen von Sonderauswertungen weiterhin analysiert und zu gegebener Zeit auch veröffentlicht.
Die Daten des RKI zeigen, dass die Zahl der Geimpften in Pflegeeinrichtungen in Deutschland vergleichsweise hoch ist. Die WHO moniert, dass vor allem arme Länder schlecht versorgt sind. Gerade zu Beginn der Pandemie sei die Ausstattung und Impfstoff-Versorgung ärmerer Länder mangelhaft gewesen. So seien zum Beispiel in Afrika nur rund zehn Prozent der Pflegefachkräfte gegen das Coronavirus geimpft worden – in vielen reichen Ländern seien es rund 80 Prozent.
G20-Länder sollen mehr helfen
Zum G20-Gipfel Ende Oktober appellierte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus an die führenden Industriestaaten, sich für eine gerechtere Verteilung der Impfstoffe einzusetzen. Forderungen der WHO nur besonders gefährdeten Menschen eine Auffrischungsimpfung zu verabreichen seien bislang ignoriert worden, so Tedros weiter.
„Länder mit hohen und mittleren Einkommen haben jetzt schon fast halb so viele Auffrischimpfungen verabreicht wie insgesamt in den Ländern mit niedrigem Einkommen überhaupt erst verteilt wurden.“
Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor
Ziel der WHO: 40 Prozent der Menschen in allen Ländern bis Ende des Jahres 2021 impfen. Benötigt werden hierfür rund 500 Millionen Impfdosen, die in knapp zehn Tagen produziert werden würden. Ein Großteil der benötigten Dosen liege aber im Westen in Lagern und werde für Auffrischungsimpfungen genutzt.
WHO-Ziele zu optimistisch?
Ob die Ziele der Weltgesundheitsorganisaton tatsächlich erreicht werden können, bleibt fraglich. Der WHO-Chef merkt an, dass es für 82 Länder schwer werden könnte das 40-Prozent-Ziel zu erreichen. Dennoch seien die Ziele realistisch, dazu müsse man in den reichen Ländern aber auf Impfstofflieferungen verzichten, zugunsten der weniger gut versorgten Länder.
„Aus meiner Sicht gibt es eine moralische Impfpflicht“, sagt Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung der Rechtsdepesche. „Allerdings würde ich gegen eine rechtlich verbindliche Impfpflicht votieren, weil dies gegebenenfalls dazu führen würde, dass die Nicht-Geimpften aus der Pflege aussteigen“, so Westerfellhaus weiter.
Deutschland diskutiert über die „Booster“-Impfung
Während die WHO einen Engpass in der Versorgung ärmerer Länder sieht, informiert der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über neue Regelungen für sogenannte Booster-Impfungen auch für das Pflegepersonal. In der Pressekonferenz vom 3. November, gemeinsam mit dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler, erklärte Spahn, dass die Zahl der Auffrischungsimpfungen rasch steigen müsse. Das gilt vor allem für diejenigen, bei denen die Impfung schon länger zurück liegt. Seit August habe es nur zwei Millionen Booster-Impfungen gegeben – das sei zu wenig.