Gesundheitsministerin
Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­rin Nina Warken hat in einer Rede vor dem Bundes­tag ihre Pläne für die nächste Legis­la­tur­pe­ri­ode vorge­stellt. Bild: Tobias Koch

Mit einer klaren Botschaft hat sich die neue Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­rin Nina Warken (CDU) an die Öffent­lich­keit gewandt: Die Gesund­heits- und Pflege­po­li­tik in Deutsch­land steht vor einem umfas­sen­den Umbruch – und dieser Wandel soll nicht über, sondern mit den Menschen in der Versor­gung gestal­tet werden. Insbe­son­dere Pflege­kräfte stehen dabei im Mittel­punkt der Pläne der Minis­te­rin.

Gesund­heits­mi­nis­te­rin spricht von Pflege­kräf­ten als „größter Pluspunkt“

„Wir können es uns schlicht­weg nicht leisten, viele Kompe­ten­zen in der Pflege ungenutzt zu lassen“, sagte Warken in ihrer Rede bei der Ausspra­che zur Regie­rungs­er­klä­rung des Bundes­kanz­lers vor dem Deutschen Bundes­tag. Nach dem Plan der Minis­te­rin sollen Pflege­kräfte künftig zentrale Gestal­te­rin­nen und Gestal­ter des Gesund­heits­sys­tems werden. Ziel sei es, Vertrau­ens­kul­tur, Eigen­stän­dig­keit und Eigen­ver­ant­wort­lich­keit zu stärken. Hier liege das größte Poten­zial, erklärte sie. Ob Warken damit auch die Erwei­te­rung der pflege­ri­schen Kompe­ten­zen in Bezug auf heilkund­li­che Tätig­kei­ten meint, wird in der Rede letzt­lich nicht ganz klar auf den Punkt gebracht.

Zumin­dest will sie den Pflege­kräf­ten mehr beruf­li­che Autono­mie ermög­li­chen – weg von überbor­den­der Bürokra­tie, hin zu einer Arbeits­um­ge­bung, in der ihre fachli­che Exper­tise zählt. Nur wenn den „hochqua­li­fi­zier­ten und hochmo­ti­vier­ten“ Pflege­kräf­ten zugehört werde, könne ihre Arbeit effek­ti­ver gestal­tet, Hemmnisse im Arbeits­all­tag aus dem Weg geräumt und die Patien­ten­ver­sor­gung verbes­sert werden, glaubt die Gesund­heits­mi­nis­te­rin.

Dazu gehöre auch, gute Arbeits­be­din­gun­gen für die Millio­nen dort Beschäf­tig­ten zu ermög­li­chen. Diese seien „unser größter Pluspunkt“ und müssten künftig noch mehr in den Blick genom­men werden, so Warken. Für die Pflege­kräfte müsse es die Möglich­keit geben, ihre umfang­rei­chen Fähig­kei­ten noch stärker einzu­brin­gen.

„Gewal­tige“ Heraus­for­de­run­gen in der Pflege

Wie das konkret gelin­gen soll, sagte Warken nicht. Als zentra­les Instru­ment zur Umset­zung dieser Ziele nannte sie ledig­lich einen guten Austausch zwischen allen Betei­lig­ten. Sie wolle deshalb den Dialog mit Prakti­ke­rin­nen und Prakti­kern in der Versor­gung und Pflege, aber auch mit den Akteu­ren der Selbst­ver­wal­tung suchen und pflegen.

Das ist auch dringend notwen­dig, angesichts der „gewal­ti­gen“ Heraus­for­de­run­gen vor denen Pflege und Gesund­heit derzeit stehen. Gesund­heits­mi­nis­te­rin Warken nannte hier vor allem ineffi­zi­ente Struk­tu­ren, fehlende Nachhal­tig­keit in der Finan­zie­rung, Fachkräf­te­man­gel, unzurei­chende Digita­li­sie­rung und ein Übermaß an Bürokra­tie. Auch zeigen sich derzeit Schwä­chen in der Gesund­heits­ver­sor­gung vom ambulan­ten und statio­nä­ren Sektor bis hin zum öffent­li­chen Gesund­heits­dienst.

Diese Berei­che zu stärken, damit sich die Menschen in Deutsch­land auf eine bestmög­li­che Versor­gung verlas­sen können, gehe nur durch ein moder­nes, leistungs­fä­hi­ges und effizi­en­tes Gesund­heits­sys­tem, erklärte Warken.

Pflege­re­form geplant

Die dafür nötigen Struk­tur­re­for­men sollen im Sinne des Koali­ti­ons­ver­trags durch­ge­führt werden. Hierzu gehöre vor allem die Kranken­haus­re­form. Zur Siche­rung der pflege­ri­schen Versor­gung wolle die Gesund­heits­mi­nis­te­rin außer­dem noch in diesem Jahr eine Bund-Länder-Arbeits­gruppe bestim­men, die Vorschläge für eine „große Pflege­re­form“ erarbei­ten soll.

Alles werde zur Diskus­sion gestellt, kündigte die Gesund­heits­mi­nis­te­rin an: von der nachhal­ti­gen Finan­zie­rung über die häusli­che Pflege, die Rolle der Angehö­ri­gen bis hin zur sektoren­über­grei­fen­den Versor­gung und Akutpflege. Beson­ders im Fokus: Die zuletzt stark gestie­ge­nen Eigen­an­teile der Pflege­be­dürf­ti­gen.

Die akute Finanz­not der Pflege­ver­si­che­rung wolle sie zunächst mit kurzfris­ti­gen Maßnah­men abfedern. Gesprä­che dazu sollen zeitnah begin­nen. Mittel- und langfris­tig brauche es aller­dings neue Lösun­gen, betonte Warken. Auch die Beiträge der gesetz­li­chen Kranken­ver­si­che­rung sollen stabi­li­siert werden. Hierzu soll eine Kommis­sion Vorschläge erarbei­ten.

Neue Finan­zie­rung für Kranken­häu­ser

Zügig soll zudem die Finan­zie­rung des Trans­for­ma­ti­ons­fonds im Rahmen der Kranken­haus­re­form angepasst werden. Die Kosten für den Umbau der Kranken­haus­land­schaft dürften demnach nicht allein von den Beitrags­zah­lern getra­gen werden. So soll die Finan­zie­rung künftig aus Mitteln des Sonder­ver­mö­gen Infra­struk­tur gestemmt werden. Dies sei eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Aufgabe, so die Gesund­heits­mi­nis­te­rin.

Zudem möchte sie die Lücken bei den Sofort-Trans­for­ma­ti­ons­kos­ten aus den Jahren 2022 und 2023 für die Kranken­häu­ser schlie­ßen. Welche Kosten hierbei konkret gemeint sind, ist selbst bei Fachpo­li­ti­kern noch unklar. Der Begriff tauchte erstmals im neuen Koali­ti­ons­ver­trag auf und könnte laut Recher­che von Biblio­med Manager einen Finan­zie­rungs­aus­gleich meinen, „der neben den ursprüng­lich genann­ten Betriebs­kos­ten zusätz­lich auch andere Trans­for­ma­ti­ons­kos­ten umfasst“. Dazu gehören mögli­cher­weise Inves­ti­ti­ons­kos­ten, die vor der Kranken­haus­re­form in den Jahren 2022 und 2023 angefal­len sind.

„Digita­li­sie­rungs­schub“ verspro­chen

In pucto Digita­li­sie­rung versprach Warken neue digitale Lösun­gen und redete von einem „Digita­li­sie­rungs­schub“, der fortge­setzt wird. Hierzu gehöre die laufende Einfüh­rung der elektro­ni­schen Patien­ten­akte (ePA), die weiter beglei­tet werde. Beson­de­res Augen­merk möchte sie auf die Sicher­heit und die Stabi­li­tät des Betriebs legen. Zuletzt wurden immer wieder Sicher­heits­be­den­ken im Zusam­men­hang mit der ePA von verschie­de­nen Stellen geäußert.