Fast 2,5 Millio­nen Fehltage fielen allein bei den Versi­cher­ten der Techni­ker Kranken­kasse in 2015 wegen psychi­scher, vor allem stress­be­ding­ter Erkran­kun­gen an. Spitzen­rei­ter sind dabei – wie auch bei anderen großen Kassen – neben Fernfah­rern und Bauar­bei­tern die beruf­lich Pflegen­den.

„Die Krank­heits­aus­fälle der Beschäf­tig­ten in Pflege­diens­ten und pflege­ri­schen Einrich­tun­gen wegen stress­be­ding­ter psychi­scher Erkran­kung sind in den letzten 15 Jahren überpro­por­tio­nal – etwa um 90 % – angestie­gen. Das ist keine Überra­schung, sondern logische Konse­quenz der chroni­schen Überlas­tung am Arbeits­platz“, sagt DBfK-Spreche­rin Johanna Knüppel zu den am 12. Oktober in Berlin vorge­stell­ten Ergeb­nis­sen der neuen TK-Stress-Studie 2016.

„Die hohen Krank­heits­quo­ten resul­tie­ren aus dem Dauer­druck, den Pflege­fach­per­so­nen seit langem aushal­ten müssen, und sie verstär­ken ihn gleich­zei­tig. Jeder Tag Arbeits­un­fä­hig­keit führt zu Mehrar­beit für die verblie­be­nen Kolle­gin­nen und Kolle­gen – ein Teufels­kreis, der endlich durch­bro­chen werden muss. Das gelingt aber nur mit einer Perso­nal­be­mes­sung, die den Bedarf tatsäch­lich deckt und Ausfälle – kurzfris­tig oder geplant – von vornher­ein mit einkal­ku­liert und kompen­sie­ren kann“, so die DBfK-Referen­tin.

Kurzfris­tige Übernahme von Schich­ten verstößt gegen Arbeits­recht

Zu den Haupt­st­res­so­ren gehören nach Aussage der Studie ein zu hohes Arbeits­pen­sum, häufige Unter­bre­chun­gen und Störun­gen bei der Arbeit sowie fehlende Erholungs­pha­sen. Eine Pflege­dienst­lei­tung berich­tet auf die Frage nach der AU-Quote in ihrer Einrich­tung, dass sie ganz stabil seit Jahren bei ca. 4 % liege. „Wenn ich ihnen ihre Freizeit nicht wegnehme, halten sie gut durch!“ Planba­res, ungestör­tes Frei und ein unange­tas­te­ter Urlaub – all das ist aller­dings in der Pflege inzwi­schen selten gewor­den. Die in diesem Frühjahr durch­ge­führte DBfK-Aktion „Mein Recht auf Frei“ hat sehr deutlich die defizi­täre Perso­nal­be­mes­sung in der Pflege aufge­zeigt.

Die kurzfris­tige Übernahme von Schich­ten, zum Beispiel wegen Krank­heits­aus­fall, ist längst Norma­li­tät gewor­den, obwohl sie gegen Arbeits­recht verstößt. Die überwie­gende Mehrheit der Pflege­fach­per­so­nen bestä­tigt in der „Mein Recht auf Frei“-Onlineumfrage auch die damit verbun­de­nen großen Einschrän­kun­gen des Privat­le­bens und der dringend benötig­ten Erholung. Wer also als Arbeit­ge­ber in der Pflege Fachkräfte finden und halten will, muss zualler­erst für eine gute Verein­bar­keit von Beruf und Privat­le­ben sorgen und Erholungs­zei­ten respek­tie­ren.

Quelle: DBfK