Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn hat erneut eine Corona-Prämie für Pflege­kräfte angekün­digt, dieses mal auf Klinik­per­so­nal ausge­rich­tet, um ihre Leistung während der Pande­mie anzuer­ken­nen. Für die Prämie wurden 450 Millio­nen Euro bereit­ge­stellt und einzel­nen Mitar­bei­tern und Mitar­bei­te­rin­nen sollen laut bishe­ri­gen Angaben bis zu 1.500 Euro erhal­ten.

Chris­tel Bienst­ein, Präsi­den­ten des Deutschen Berufs­ver­ban­des für Pflege­be­rufe (DBfK), begrüßte die „Feststel­lung, dass die Mitar­bei­ten­den der Klini­ken während der Pande­mie außer­or­dent­li­che Leistun­gen erbracht haben und immer noch erbrin­gen“. Dennoch ist klar, dass die Ankün­di­gung der neuen Pflege-Prämie nicht überall positiv angenom­men wird.

Die Prämie soll „einheit­lich an alle Pflegen­den erfol­gen“

Chris­tine Vogler, Vizeprä­si­den­tin des Deutschen Pflege­rats (DPR), bedau­erte, dass die Prämie nur Klinik­mit­ar­bei­ten­den angebo­ten wurde. Sie erklärte: „Benötigt wird ein Gesamt­kon­zept, denn alle Pflegen­den waren und sind von der Pande­mie betrof­fen“.

Diese Perspek­tive wurde auch von Dr. Markus Mai, Präsi­di­ums­mit­glied der Bundes­pfle­ge­kam­mer und Präsi­dent der Landes­pfle­ge­kam­mer Rhein­land-Pfalz, geäußert. Er stellte fest, dass eine solche „finan­zi­elle Anerken­nung […] fair und einheit­lich an alle Pflegen­den erfol­gen“ muss.

„[D]ie seit Monaten außer­ge­wöhn­li­chen Belas­tun­gen betref­fen nicht nur die Pflege­fach­per­so­nen auf den COVID-Statio­nen, sondern alle Pflegen­den – auch auf Normal­sta­tio­nen oder in der Langzeit­pflege“, gab er zudem zu beden­ken.

„Symbo­li­sche Gesten“ reichen nicht aus

Zusätz­lich beton­ten einige, dass diese Corona-Prämie keinen Ersatz für langfris­tige Verän­de­run­gen in der Pflege bietet. Vor allem der DBfK unter­strich, dass die Arbeit der Pflege­kräfte mit langfris­ti­gen Verbes­se­run­gen honoriert werden sollten, anstatt mit einma­li­gen Auszah­lun­gen.

Chris­tel Bienst­ein erklärte dazu: „Wenn man die Leistun­gen der beruf­lich Pflegen­den und der anderen Beschäf­tig­ten im Gesund­heits­we­sen wirklich anerken­nen will, dann reichen symbo­li­sche Gesten der Wertschät­zung einfach nicht aus“.

Außer­dem bemerkte sie: „Die Mitar­bei­ten­den erwar­ten seit Jahren Verbes­se­run­gen ihrer beruf­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen und höhere Gehäl­ter. […] Wenn sich in dieser Legis­la­tur nichts mehr für die dringen­den Anlie­gen der beruf­lich Pflegen­den bewegt, wird das einige Kolle­gin­nen und Kolle­gen aus dem Beruf treiben“.

Dr. Mai plädierte ebenfalls für langfris­tige Verän­de­run­gen in der Pflege, vor allem was das Gehalt beanlangt. „Wir fordern seit Langem ein Grund­ein­stiegs­ge­halt für Pflege­fach­kräfte von 4.000 Euro“, sagte er hierzu.

Die Wichtig­keit einer „angemessene[n] Bezah­lung“ für die Pflege wurde auch von Chris­tine Vogler hervor­ge­ho­ben. Sie erklärte, dass „Politik, Kassen und Arbeit­ge­ber […] in die Pflege inver­stie­ren [müssen], um attrak­tive Abeits­be­din­gun­gen zu schaf­fen. Eine bessere Bezah­lung wäre hier ein entschei­den­der Schritt in die richtige Richtung“.

Zweifel nach der ersten Prämie

Die neue Corona-Prämie wird unter anderem kritisch betrach­tet, weil es bereits mehrfa­che Probleme mit der Auszah­lung der letzten Prämie gab. Zum Beispiel erhiel­ten viele bayeri­sche Pflege­kräfte, die ihre Corona-Prämie beantrag­ten, negative Bescheide, obwohl sie auf den Bonus Anspruch gehabt hätten.

„Es ist für uns nicht verständ­lich, wie man in der jetzi­gen Situa­tion, in der noch nicht einmal alle Prämien der ersten Welle ausge­zahlt worden sind, erneut diese Diskus­sion aufmacht“, so Dr. Mai.

Die Bundes­pfle­ge­kam­mer fordert daher, dass erst einmal alle alten Prämien ausge­zahlt werden und dass die eigent­li­che Auszah­lun­gen deutlich unbüro­kra­ti­scher organi­siert werden.

„Wir raten davon ab, die Bürde der Vertei­lung der Boni wieder den einzel­nen Einrich­tun­gen und Klini­ken aufzu­er­le­gen. Wohin diese belie­bi­gen Regelun­gen führen, konnten wir in der Vergan­gen­heit sehen“, sagte Dr. Mai.

Quelle: Deutscher Pflege­rat, DBfK, Bundes­pfle­ge­kam­mer