Maskenpflicht
In der Kritik: die Masken­pflicht in Heimen Bild: © Wolfgang Spitz­bart | Dreamstime.com

Masken­pflicht im Fokus: Seit mehr als zwei Jahren sind Pflege­heime bestrebt, den Gesund­heits­schutz der Bewoh­ner und ein weitge­hend norma­les Sozial­le­ben in Einklang zu bringen. Viele der Bewoh­ner haben stark unter der sozia­len Isola­tion gelitte. Zur Zeit benöti­gen sie mehr denn je ein wenig Norma­li­tät im Tages­ab­lauf.

Die Verschär­fung des Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes für die Pflege­be­woh­ner komme jetzt regel­recht zur Unzeit. Denn jetzt, so argumen­tiert der Verband, gehe die Pande­mie „langsam in die endemi­sche Phase über“.

Mit der Vorgabe werden nach Ansicht des Bundes­ver­bands Pflege­ma­nage­ment nicht nur die Persön­lich­keits­rechte der Menschen, die in einem Pflege­heim leben außer Acht gelas­sen, sondern insbe­son­dere die Lebens- und Versor­gungs­qua­li­tät.

So sind die Gemein­schafts­räume wesent­li­cher Teil norma­li­täts­ori­en­tier­ter Pflege- und Betreu­ungs­kon­zepte und entspre­chen den erwei­ter­tem Privat­be­reich der Bewoh­ner. Die Regelung greift also unmit­tel­bar in diesen Bereich ein.

Masken­pflicht in der Kritik

Hinzu kommen die gesund­heit­li­chen Einschrän­kun­gen der Heimbe­woh­ner. Bis zu 75 Prozent leiden an Demenz und haben Probleme bei der sachge­rech­ten Anwen­dung der Masken. Für Menschen mit pulmo­n­a­len Proble­men oder Hörge­rä­ten ist das Tragen der Masken absolut unzumut­bar. Zudem schafft die Maske weiter­hin die Distanz, unter der gerade die alten Menschen in Pflege­hei­men ganz beson­ders gelit­ten haben.

„Nach über zwei Jahren Pande­mie sollten wir in der Lage sein, intel­li­gente, auf den Erfah­rungs­wer­ten basie­rende Lösun­gen zu schaf­fen, statt weiter im Aktio­nis­mus zu verhar­ren“, ärgert sich Peter Bechtel, Vorstands­vor­sit­zen­der des Bundes­ver­bands Pflege­ma­nage­ment. „Hier wird der Eindruck vermit­telt, dass mit dieser Regelung Ausbrü­che in Pflege­hei­men verhin­dert werden können.

Das entbehrt jeder Sinnhaf­tig­keit, denn beim Essen und Trinken kommen die gleichen Menschen natur­ge­mäß ohne Maske zusam­men“, ergänzt Peter Koch, Vorstands­mit­glied der Landes­gruppe Baden-Württem­berg und Geschäfts­füh­rer eines Alten­hil­fe­trä­gers.

Einrich­tun­gen müssen Regeln umset­zen

Die Einrich­tun­gen selbst müssen die Regelung umzuset­zen – auch wenn sie davon in den meisten Fällen nicht überzeugt sind. Halten sie sich nicht daran, geraten sie – wie schon bei der einrich­tungs­be­zo­ge­nen Impfpflicht – mit den Behör­den in Konflikt.

Was dabei am Ende auf der Strecke bleibe, sei die Versor­gungs­qua­li­tät. Denn, so das Argument des Verban­des: Pflegende, die sich mit sinnbe­frei­ten Regelun­gen herum­schla­gen müssen, leiden nicht nur persön­lich, sondern haben bei ohnehin bestehen­dem Perso­nal­not­stand noch weniger Zeit für ihre eigent­li­che Aufgabe.

In der Reali­tät sieht es so aus, dass Bewoh­ner und Angehö­rige über die gesetz­li­che Vorgabe der Masken­pflicht infor­miert wurden, von Einrich­tun­gen darauf hinge­wie­sen werden, aber die Umset­zung nicht massiv einge­for­dert wird.

Selbst die lokalen Behör­den wissen um dieses Vorge­hen, was zeigt, dass das Verständ­nis für die praxis­frem­den Regelun­gen, die ohne jegli­che Betei­li­gung der Pflege, des Pflege­ma­nage­ments oder der Patien­ten­ver­tre­ter getrof­fen werden, weiter schwin­det. Die Politik­ver­dros­sen­heit steigt.

Quelle: Bundes­ver­band Pflege­man­ge­ment