Studie, Blinatumomab
Freuen sich über das positive Ergeb­nis der aktuel­len Studie zu Blina­tu­mo­mab: Prof. Einsele (rechts) und Prof. Topp von der Medizi­ni­schen Klinik und Polikli­nik II des Unikli­ni­kums Würzburg. Bild: Arnika Hansen/Uniklinikum Würzburg

Der Wirkstoff Blina­tu­mo­mab richtet sich gegen eine sehr aggres­sive Form von Blutkrebs, die akute lympha­ti­sche Leukämie (ALL). Nach den USA ist diese Immun­the­ra­pie seit Dezem­ber 2015 in der Europäi­schen Union zur Behand­lung von Erwach­se­nen mit rezidi­vier­ter ALL zugelas­sen.

Eine im März dieses Jahres publi­zierte, weltweite Phase 3‑Studie mit 405 Hoch-Risiko-Patien­ten verglich die Wirksam­keit von Blina­tu­mo­mab mit der einer inten­si­ven Standard-Chemo­the­ra­pie. Es zeigte sich, dass das mittlere Gesamt­über­le­ben der mit dem Blina­tu­mo­mab-Medika­ment Blincyto behan­del­ten Patien­ten 7,7 Monate betrug – gegen­über 4,0 Monaten bei denen in der Chemo­the­ra­pie-Gruppe. Ferner war zu erken­nen, dass auch die Remis­si­ons­ra­ten unter dem gentech­nisch erzeug­ten Antikör­per höher lagen.

„Ein großer Erfolg für Patien­ten mit lympha­ti­scher Leukämie“

„Dies ist die erste Studie, die eine Überle­gen­heit einer allei­ni­gen Immun­the­ra­pie gegen­über einer Chemo­the­ra­pie bei Leukämie­pa­ti­en­ten zeigt. Dieses Ergeb­nis wird einen Wechsel in der Behand­lung von Blutkrebs­pa­ti­en­ten einläu­ten“, kommen­tiert Prof. Max Topp vom Unikli­ni­kum Würzburg (UKW) und Letzt­au­tor der wissen­schaft­li­chen Publi­ka­tion.

Prof. Hermann Einsele, der Direk­tor der Medizi­ni­schen Klinik und Polikli­nik II des UKW, an der ein Teil der inter­na­tio­na­len Studie durch­ge­führt wurde, ergänzt: „Das ist ein großer Erfolg vor allem für die Patien­ten mit akuter lympha­ti­scher Leukämie, aber auch für die Würzbur­ger Univer­si­täts­me­di­zin. Weiter­ent­wick­lun­gen dieses Antikör­pers sind derzeit am UKW bei verschie­de­nen anderen Tumor­er­kran­kun­gen im Einsatz – auch hier gibt es erste Anhalts­punkte für eine gute Wirksam­keit.“

Bioche­mi­sche Blind­heit überwun­den

Blina­tu­mo­mab gehört zu einer neuen Klasse von konstru­ier­ten monoklon­a­len Antikör­pern, die direkt das mensch­li­che Immun­sys­tem gegen Tumor­zel­len wirken lassen. Es ist das erste zugelas­sene Medika­ment, das die körper­ei­ge­nen T‑Zellen, eine Form der weißen Blutkör­per­chen oder Lympho­zy­ten, einspannt, um Leukämie­zel­len zu vernich­ten. Diese „Killer“ können in der Regel Krebs­zel­len nicht von gesun­den Zellen unter­schei­den und greifen sie deshalb auch nicht an.

Den Forschern gelang es, diese bioche­mi­sche Blind­heit zu überwin­den, indem sie gentech­nisch einen Antikör­per design­ten, der einer­seits in der Lage ist, an der Krebs­zelle anzudo­cken und anderer­seits an T‑Zellen binden kann. Mit Hilfe dieses „Adapters“ werden die Abwehr­zel­len aktiviert, sie erken­nen die schäd­li­chen Zellen und können sie in der Folge zerstö­ren.

Quelle: idw