Wenn Frieda nach dem Einkau­fen nach Hause kommt, wartet in der Wohnung der 75-Jähri­gen ein Roboter auf sie. Sympart­ner heißt er, ist 1,50 m groß, begrüßt die Senio­rin und fragt, ob er ihre Wohnungs­schlüs­sel aufbe­wah­ren soll. Der untere Teil des Roboters besteht aus Holz, darauf können die Senio­ren zum Beispiel ein Buch oder Magazin ablegen. Vorn ist ein Tablet einge­baut, das im Sitzen bedient werden kann. Das Beson­dere an Sympart­ner ist seine soziale Funktion. Er soll dafür sorgen, dass Senio­ren sich nicht einsam fühlen, wenn sie im Alter alleine wohnen, und dabei unter­stüt­zen, dass sie länger selbst­stän­dig im eigenen Haus leben können. Beides sind Wünsche, die ältere Menschen immer wieder äußern. In einem Koope­ra­ti­ons­pro­jekt, unter anderem mit der TU Ilmenau, haben Forscher der Uni Siegen den Roboter entwi­ckelt. Die Siege­ner Wissen­schaft­ler waren für das Design des Roboters zustän­dig. Sie haben entschie­den, wie er ausse­hen soll, welche Emotio­nen er wie zeigt und wie er bedient werden kann.

Ein Roboter mit „Super­kräf­ten“

„Wir haben Sympart­ner absicht­lich praktisch und pragma­tisch entwi­ckelt, nicht zu niedlich oder menschen­ähn­lich“, erzählt Psycho­loge Prof. Dr. Marc Hassen­zahl. Er ist verant­wort­lich für den Siege­ner Part der Forschungs­ko­ope­ra­tion. Sympart­ner sei eine Sache, die keine Menschen erset­zen oder Lebewe­sen imitie­ren solle. Die Wissen­schaft­ler fragten sich: Was kann eine Maschine, was ein Mensch nicht kann? Diese Charak­ter­züge nennen die Forscher „Super­kräfte“ und haben Sympart­ner damit ausge­stat­tet. Eine Maschine ist unend­lich gedul­dig, kann zum Beispiel Witze fünfmal erzäh­len oder sehr langsam fahren. Maschi­nen beurtei­len nicht und nehmen Menschen so, wie sie sind. Außer­dem muss sich niemand beim Roboter bedan­ken. Die Senio­ren müssten sich nicht sorgen, dass sie eine Last für den Roboter sind, so Hassen­zahl

Jeder Mensch kann mit Sympart­ner anders umgehen. Wer den Roboter als Gegen­stand betrach­tet, kann eine sehr distan­zierte Bezie­hung haben. Wer eine enge Bezie­hung aufbauen will, kann dem Roboter zum Beispiel einen persön­li­chen Namen geben. In einer Testwoh­nung im Labor haben echte Perso­nen Situa­tio­nen mit Sympart­ner durch­ge­spielt. Sie haben imitiert, im Schlaf­zim­mer aufzu­wa­chen und den Forschern Rückmel­dun­gen zu ihren Eindrü­cken gegeben. Die Wissen­schaft­ler hatten ursprüng­lich überlegt, dass der Roboter ins Zimmer kommt und die Senio­ren weckt. Für sie war das ein Tabu. Also program­mier­ten die Wissen­schaft­ler den Roboter um. Wenn es Zeit fürs Aufste­hen ist, beginnt Sympart­ner im Wohnzim­mer auf und ab zu fahren, um geschäf­tig zu wirken. Danach kann der Roboter gegen die Tür klopfen.

In einem nächs­ten Schritt wollen die Wissen­schaft­ler der Uni Siegen jetzt erfor­schen, welche Form von sozia­lem Mitein­an­der sich entwi­ckelt, wenn ein Service- und Assis­tenz­ro­bo­ter anwesend ist – nicht nur zwischen Mensch und Roboter, sondern auch zwischen Menschen. Das Forschungs­pro­jekt GINA (Hochwer­tig gestal­tete Inter­ak­ti­ons­stra­te­gien für Service- und Assis­tenz­ro­bo­tik) startete im Oktober 2018.

In diesem Projekt geht es neben der Ausge­stal­tung des Ausse­hens und der Persön­lich­kei­ten des Roboters auch um recht­li­che und ethische Fragen, zum Beispiel zum Daten­schutz und zur Haftung. Weil es sehr teuer ist, Roboter zu entwi­ckeln und sie mit allen Kompo­nen­ten und Funktio­na­li­tä­ten auszu­stat­ten, planen die Siege­ner Forscher, Robotik in einer virtu­el­len Reali­tät zu simulie­ren. Testper­so­nen könnten dann mit Hilfe einer Brille die Inter­ak­tion mit einem simulier­ten Roboter erleben und zum Beispiel austes­ten, ob der Roboter überhaupt in der eigenen Wohnung genug Platz hätte. Erst später müssten die Wissen­schaft­ler entschei­den, ob es sinnvoll ist, den Roboter in der Art und Weise tatsäch­lich zu entwi­ckeln.

Quelle: idw